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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gehabt, um Mittel und Wege zu finden, die Beiboote der Lebenskuppel zu deaktivieren. Aber mit diesem Szenario hätte sie nie gerechnet, ein irrer Wilder mit Gesichtsbemalung, der mit noch relativistischer Geschwindigkeit das Interface anflog.
    Nun, sie hätte, verdammt, damit rechnen müssen.
    »Uvarov. Sie müssen antworten. Wir befinden uns noch im Flug.« Sie versuchte, sich den Zustand des alten Eugenikers vorzustellen und führte auf der Grundlage der wenigen Worte, die sie von ihm gehört hatte, wilde Extrapolationen durch. »Uvarov, hören Sie mich? Sie müssen ihn aufhalten – den Mann in dem Boot, diesen Pfeilmacher. Er wird sich umbringen…« Und, dachte sie düster, vielleicht das ganze verdammte Schiff dazu. »Sie wissen genauso gut wie ich, daß das Interface während des Fluges nicht benutzt werden kann. Die kinetische Energiedifferenz zwischen unserem Interface und dem in der Vergangenheit verbliebenen Gegenstück wird das Wurmloch destabilisieren. Wenn Ihr Pfeilmacher mit diesem Boot dort einfliegt, wird er das Wurmloch zerstören.«
    »Sie lügen«, raspelte Uvarov. »Die Reise ist vorbei. Wir haben die Sterne gesehen.«
    »Uvarov, hören Sie mir zu. Wir sind noch immer im relativistischen Bereich.« Sie drehte sich um und schaute durch die kleinen Bullaugen der Kabine. Die Britain hing unter der Masse der Lebenskuppel, so daß die Kuppel riesig und strahlend über ihr stand; der Ausleger stach in einer Entfernung von ein paar hundert Metern durch den Raum. Und, um den Ausleger herum, leuchtete der Sternenbogen – der durch ihre Bewegung verzerrte Ring aus Sternenlicht – trübe und unendlich weit entfernt.
    In einem Winkel ihres Bewußtseins wünschte sie sich, ihn auszublenden und eine virtuelle Illusion zu erzeugen, in der sie sich verstecken konnte.
    »Ich sehe den verdammten Sternenbogen, Uvarov. Ich sehe ihn mit eigenen Augen, hier und jetzt. Wir werden zwar langsamer, sind aber noch immer im relativistischen Bereich. Unsere Reise wird noch Jahrzehnte dauern…« War es vielleicht möglich, daß Uvarov das vergessen hatte?
    Im Hintergrund konnte sie Marks Stimme hören, die geduldig auf den Primitiven in der Fähre einredete; ihre Rechner präsentierten ihr endlose Darstellungen der mißlungenen Versuche der Prozessoren, die autonomen Systeme des Bootes zu übernehmen, sowie die erstaunlich flotte Annäherung des Bootes an das Interface.

    Er schob den primitiven Hebel bis zum Anschlag nach vorn. Die Fähre jagte an dem Ausleger vorbei. Er war fasziniert, involviert in die außergewöhnlichen Geschehnisse um ihn herum, und hatte jegliche Angst abgestreift.
    Erneut umfaßte ein Rahmen aus Licht das Boot, erweiterte sich und verschluckte es wie ein klaffender Mund. Diesmal war der Rahmen dreieckig, nicht viereckig; er wurde von blauem Licht markiert, nicht von silbrig-weißem. Und er enthielt keine düstere, schwarzgraue Leere – sondern einen Pool aus goldenem Licht, unwirklich leuchtend.
    Da waren Sterne in diesem Pool. Welche Ironie, dachte Pfeilmacher, daß er vielleicht hier die Sterne finden würde, von denen der alte, verrückte Uvarov geträumt hatte.
    Der Geister-Mann – Mark – redete noch immer hektisch auf ihn ein; jetzt aber zerfiel der Geist in Würfel aus Licht, die sich in der Luft verteilten, schrumpften und schmolzen.
    Pfeilmacher schaute kaum hin.

    Plötzlich glaubte sie zu verstehen.
    Sie sprach schnell. »Uvarov, hören Sie zu. Bitte. Die Himmelskuppel über dem Wald ist überhaupt nicht transparent. Sie ist semiaktiv – sie wurde konstruiert, um die Verzerrungseffekte des Fluges zu kompensieren und eine Illusion von Sternen, eines normalen Himmels, zu projizieren. Garry, hören Sie mich? Die Himmelskuppel zeigt eine Rekonstruktion des Himmels – und ich glaube, Sie haben vergessen, daß es sich um eine Rekonstruktion handelt. Die Waldmenschen können die Sterne nicht gesehen haben.« Sie suchte nach Worten, um zu diesem Mann vorzudringen, den sie vor eintausend Jahren zum letztenmal gesehen hatte. »Es tut mir leid, Garry. Das meine ich wirklich so. Aber Sie müssen ihn zur Umkehr bewegen.«
    »Louise.« Marks Stimme war abgehackt und hektisch. »Pfeilmacher antwortet nicht. Ich werde mich jetzt auflösen; wir befinden uns schon im exotischen Feld des Interfaces, und…«
    »Das Interface, Pfeilmacher!« schrie Uvarov. »Du wirst fünf Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen – sag ihnen, daß wir hier sind, daß wir es geschafft haben. Pfeilmacher!«
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