Xeelee 4: Flux
möglich.«
»Aber weshalb?«
»Weil dieser Ausflug für Karen Macrae genauso wichtig ist wie für uns, meine Liebe.«
Dura krümmte die Beine; die Luft ermöglichte ein zügiges Schwimmen. Sie entfernte sich vom ›Schwein‹ und driftete auf die Wand der Kammer zu. Zögernd streckte sie die Hand aus und legte sie vorsichtig auf das graue Material der Wand. Es war glatt und kühl – nicht unangenehm, sondern nur etwas kälter als ihre Körpertemperatur.
»Dura.« Horks Stimme klang aufgeregt; er inspizierte die Darstellung an der Wand, die Dura vom ›Schwein‹ aus aufgefallen war. »Sieh dir das mal an.«
Eilig schwamm Dura zu Hork hinüber, und dann betrachteten sie gemeinsam die Abbildungen. Die größere Darstellung war gelb und hatte einen Durchmesser von vielleicht einem Mikron. Im Zentrum des Kreises war die Farbe am intensivsten und verblaßte mit zunehmender Entfernung vom Mittelpunkt immer mehr, bis sie am Umfang fast ausgewaschen wirkte. Die Scheibe wurde von einer Reihe blauer Linien durchzogen – Dura erkannte die Ähnlichkeit zu Feldlinien, nur daß diese Linien nicht parallel zueinander verliefen und sich teilweise sogar schnitten.
Jede Linie wurde an beiden Enden von einem winzigen pinkfarbenen Tetraeder begrenzt. Die meisten Tetraeder konzentrierten sich im Zentrum des Kreises, so daß die Linien den in kräftigem Gelb leuchtenden Mittelpunkt der Scheibe überspannten. Ein paar Linien indes nahmen einen anderen Verlauf. Eine endete unmittelbar am Rand der Scheibe. Die anderen führten spiralförmig von der Scheibe weg und zogen sich über die dazwischenliegende, leere Wand bis hin zum nächsten, kleineren Kreis, in dem ein halbes Dutzend Tetraeder wie Insekten umherschwirrte.
Verdutzt runzelte Dura die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Vielleicht haben diese kleinen Pyramiden etwas mit den Wurmlöchern zu tun…«
»Natürlich!« sagte Hork. »Durchschaust du das nicht? Es ist eine Karte – eine Karte des gesamten Sterns.« Er zog die Linien mit dem Finger nach. »Hier ist die Kruste, und hier – das äußerste, hellere Band – ist der Mantel, dessen Luft wir atmen. Die ganze uns bekannte Welt.« Dann glitt sein Finger ins Zentrum der Darstellung des Sterns. »Diese dunkleren Abschnitte sind der UnterMantel und das Quanten-Meer – und hier ist der Kern.«
»Und die Tetraeder und die Verbindungslinien sind…«
»…sind Karten der Wurmlöcher!« Seine großen Augen spiegelten das graue Licht der Kammer wider.
»Das ist doch offensichtlich, Dura. Schau.« Er berührte den ›Kern‹. »Und das sind die Wurmloch-Schnittstellen, die nach den Kern-Kriegen von den Kolonisten in den Kern gebracht wurden. Zumindest die meisten Schnittstellen. Deshalb führen die Wurmloch-Korridore – die durch diese Linien markiert werden – nirgendwohin außer in den Kern.«
Es dauerte eine Weile, bis sie die Weiterungen seiner Worte begriffen hatte. »Dann gibt es also viele Wurmlöcher – Dutzende, Hunderte – und nicht nur das eine, durch das wir gekommen sind?«
»Ja. Stell dir das mal vor, Dura: früher muß der Stern von Wurmlöchern geradezu durchsetzt gewesen sein.« Er schüttelte den Kopf. »Allerdings haben die Kolonisten dem ein Ende bereitet. Nun müssen wir in hölzernen Wagen, die von Luft-Schweinen gezogen werden, durch den Stern kriechen.« Erneut schwang Zorn in seiner Stimme mit.
»Glaubst du, daß wir noch hier sind?« Sie wies auf den Kern und die ihn umgebenden Wurmlöcher.
»Nein«, sagte er nachdrücklich. »Weshalb sollte man uns ein Interface bereitstellen, das uns in den Kern schickt? Bedenke, daß auch die Kolonisten ein Ziel verfolgen – sie müssen ebenfalls einen Weg finden, die Störfälle zu beheben. Sicher sind die Wurmlöcher für sie ungeeignet – wie wir wissen, wurden sie schließlich für Menschen erschaffen – richtige Menschen, meine ich. Für solche wie uns. Also benutzen wir sie stellvertretend für sie.«
Sie schauderte. »Wenn wir also nicht im Kern sind, dann müssen wir hier sein…« – mit dem Finger folgte sie dem Verlauf der Wurmloch-Pfade, die den Hauptkreis verließen und sich über die graue Fläche zur zweiten, kleineren Scheibe zogen – »…außerhalb des Sterns.« Sie sah ihn an. »Hork – was werden wir vorfinden, wenn wir die Tür dieser Kammer öffnen?«
Hork schaute ihr in die Augen; ihm, der doch sonst nie um eine Antwort verlegen war, hatte es die Sprache verschlagen.
Farr wartete in Toba Mixxax’ Wohnung auf Adda. Außer
Weitere Kostenlose Bücher