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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie noch lange keine Wilden oder gar Tiere; sie waren nach wie vor zivilisierte Menschen. Ein paar von ihnen waren sogar des Lesens kundig; eine Handvoll Bücher, die sorgfältig mit Holzstiften auf schweinslederne Rollen übertragen worden waren, gehörten zu den wertvollsten Schätzen der Menschlichen Wesen…
    Er beugte sich zu Dura hinüber und sagte: »Ihr müßt weitergehen. Tiefer in den Wald hinein, in Richtung der Kruste.«
    Dura entfernte sich von der Feuerstelle, wobei Lichtreflexe der brennenden Atomkerne auf ihrem Nacken spielten. Die anderen Menschlichen Wesen, die ein paar Mannhöhen entfernt waren, bevölkerten noch immer die Baumkronen; die meisten hatten sich in der Zwischenzeit den Bauch vollgeschlagen und sammelten nun Vorräte. »Ich weiß«, sagte sie. »Aber die anderen wollen mit den Blättern zum Lager zurück.«
    Adda schniefte. »Dann sind sie Narren; der Spin-Sturm hätte lieber sie mitreißen sollen anstelle der Leute, die mehr Verstand hatten. Die Blätter sind zwar schmackhaft, machen aber nicht satt.«
    »Ja. Ich weiß.« Sie seufzte, rieb sich die Nasenwurzel und fuhr geistesabwesend mit dem Finger um ein Auge. »Und nun müssen wir Ersatz für die Luft-Schweine beschaffen, die wir durch den Spin-Sturm verloren haben.«
    »Was bedeutet, daß ihr weitergehen müßt«, sagte Adda.
    »Das hättest du mir nicht erst sagen müssen, Adda«, erwiderte sie müde und gereizt.
    »Du mußt sie führen. Von selbst werden sie nicht gehen; das liegt nicht in ihrer Natur. Sie sind wie Luft-Schweine: sie wollen geführt werden, aber niemand will die Führung übernehmen.«
    »Sie werden mir nicht folgen. Ich bin nicht mein Vater.«
    Adda zuckte die Achseln. »Dann werden sie niemandem folgen.« Er musterte sie und sah die Sorgenfalten, die sich in ihr Gesicht gegraben hatten. »Ich glaube, du hast keine Wahl.«
    »Ja«, sagte sie seufzend und straffte sich. »Ich weiß.« Sie ging, um die Stammesangehörigen zu informieren.
    Als sie zum Kernbrand zurückkehrte, wurde sie nur von Philas, Esks Witwe, begleitet. Die beiden Frauen schwammen nebeneinander. Dura hatte das Gesicht abgewandt; anscheinend war es ihr peinlich. Philas’ Gesicht war ausdruckslos.
    Im Grunde wunderte Adda sich nicht über die Reaktion der anderen. Selbst wenn sie damit ihren eigenen Interessen zuwiderhandelten, schnitten sie Logues Tochter.
    Dennoch erstaunte es ihn, Dura zusammen mit Philas zu sehen. Alle hatten über die Beziehung zwischen Dura und Esk Bescheid gewußt; eine solche Sache ließ sich in einer Gemeinschaft, die einschließlich der Kinder fünfzig Personen umfaßte, auch kaum geheimhalten.
    Es war ein Verstoß gegen die Regeln gewesen. Aber es wurde toleriert, zumal es nicht einmal ein Einzelfall war – solange Dura nur ein paar Konventionen befolgte. Zum Beispiel die, daß sie nicht in der Öffentlichkeit um Esk trauerte und sich von der verwitweten Philas fernhielt.
    Noch so ein Schwachsinn, sagte Adda sich. Die Menschlichen Wesen hatten einst zu Hunderten gezählt – sogar in den Tagen von Addas Großvater hatte es noch über hundert Erwachsene gegeben –, so daß die Konventionen hinsichtlich des Ehebruchs damals vielleicht einen Sinn ergeben hatten. Aber doch nicht heute.
    Er schüttelte den Kopf. Adda war schon lange vor Farrs Geburt an den Menschlichen Wesen verzweifelt.
    »Sie wollen zurückgehen«, sagte Dura mit tonloser Stimme. »Aber Philas und ich werden mitkommen.«
    Philas, deren Haar platt auf dem eckigen Schädel anlag, sah Adda mit ausdruckslosem Gesicht an, als ob sie ohnehin nichts mehr zu verlieren hätte. Na gut, sagte er sich, wenn es zur Lösung des Konflikts zwischen den beiden Frauen beitrug, dann sollte es ihm recht sein.
    Unter anderem würde es auch ein Jagdausflug werden.
    Er hob den Speer.
    Dura runzelte die Stirn. »Nein«, sagte sie. »Ich kann doch nicht von dir verlangen, daß…«
    Mit einem leisen Knurren brachte Adda sie zum Schweigen.
    Farr erhob sich von der Feuerstelle. »Ich komme auch mit«, sagte er, den Blick auf Dura gerichtet.
    Dura legte ihm die Hände auf die Schultern. »Das ist doch lachhaft«, sagte sie mütterlich. »Du weißt doch, daß du noch zu jung bist, um…«
    Farr protestierte, doch Adda unterbrach ihn ungeduldig. »Der Junge soll ruhig mitkommen«, wandte er sich mit rauher Stimme an Dura. »Oder meinst du, er wäre bei diesen Laubsammlern besser aufgehoben? Oder gar an der Stelle, wo das Netz war?«
    Duras besorgter Blick ging zwischen Adda und

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