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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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helfen, ihn aus dem Wald hinauszubringen. Deine Kiste kannst du solange hier lassen.«
    »Das ist ein Wagen«, sagte er geistesabwesend. »Wohin wollt ihr ihn überhaupt bringen? Zu euch nach Hause?«
    Sie nickte und warf einen Speer durch das Blätterdach. »Ein paar tausend Mannhöhen in diese Richtung.«
    Mannhöhen? fragte er sich abwesend. Durchaus eine praktische Maßeinheit… aber was war gegen Mikrons einzuwenden? Eine Mannhöhe entsprach ungefähr zehn Mikron – ein Hunderttausendstel eines Meters – falls es das war, wonach es sich anhörte…
    »Welche medizinischen Einrichtungen habt ihr dort?«
    »… medizinische Einrichtungen?«
    Ihr Zögern war Antwort genug. Selbst wenn Toba die eigene Gesundheit riskierte, um diesen alten Burschen aus dem Wald hinauszubringen, erwartete ihn zu Hause offensichtlich nichts anderes als noch mehr dieser nackten Wilden, die in unglaublichen hygienischen Verhältnissen hausen mußten. »Schau«, sagte er mit sanfter Stimme, »welchen Sinn sollte das denn haben? Selbst wenn wir rechtzeitig dort ankämen…«
    »… gäbe es nichts, was wir für ihn tun könnten«, ergänzte Dura mit betrübtem Blick. »Ich weiß. Aber ich will noch nicht aufgeben.« Mit einem Blick, der so etwas wie Hoffnung ausdrückte, schaute sie den hinter der Scheibe sitzenden Toba an. »Du hast von deinem Besitz gesprochen. Befindet er sich weit von hier? Gibt es dort irgendwelche… äh… medizinischen Einrichtungen?«
    »Kaum.« Natürlich gab es einen Sanitäts-Bereich für die Kulis, der aber auch nur dem Zweck diente, sie zusammenzuflicken und wieder an die Arbeit zu schicken. Offen gesagt, wenn einer seiner Kulis so schwer verwundet wäre wie der alte Adda, würde das seinen Tod bedeuten.
    Er würde ihn abschreiben müssen.
    Nur in Parz selbst verfügte man über die Kapazitäten, Addas Leben zu retten.
    Er nahm die Zügel auf und versuchte, sich auf seine eigenen Probleme zu konzentrieren. Davon hatte er wahrhaft genug, und er hatte noch viel Arbeit zu erledigen, bevor er Ito und Cris wiedersah. Vielleicht würde er sich auch gnädig zeigen und die Oberströmler laufen lassen. Schließlich stellten sie keine Gefahr für seine Decken-Farm dar…
    »Es tut mir leid«, sagte er, wobei er versuchte, sich halbwegs elegant aus der Affäre zu ziehen. »Aber ich glaube nicht…«
    Dura schaute ihn durch das Fenster an; der Blick war so intensiv, daß Toba schauderte. »Du weißt, wie man ihm helfen könnte«, sagte sie schließlich. »Zumindest glaubst du es zu wissen. Stimmt’s? Es steht dir nämlich ins Gesicht geschrieben.«
    Tobas Mund öffnete und schloß sich, wie die Austrittsöffnung eines Windenden Luft-Schweins. »Nein. Verdammt… kann sein. Gut, vielleicht habe ich eine Idee. Falls wir ihn lebend nach Parz schaffen. Und selbst dann gibt es keine Garantie…« Er lachte. »Und wie wollt ihr die Behandlung überhaupt bezahlen? Bist du etwa Horks verschollene Nichte? Und wenn du glaubst, ich würde die Kosten tragen…«
    »Hilf uns«, sagte sie und schaute ihm in die Augen.
    Er schloß die Augen. Verdammt. Weshalb mußte ausgerechnet ihm das passieren? Hatte er denn nicht schon genug Probleme? Fast wünschte er sich, er hätte die Bande mit der Armbrust weggeputzt, bevor sie überhaupt die Gelegenheit hatte, den Mund aufzumachen und ihm diesen Verdruß zu bereiten.
    Er verdrängte diese Überlegungen, zog einen Luft-Tank unter dem Sitz hervor und öffnete die Tür des Wagens.

    Ein kreisförmiger Spalt erschien in der bisher fugenlosen Wand von Toba Mixxax’ hölzernem Kasten – seinem Wagen. Dieser Anblick war zuviel für Dura; sie wich zurück und richtete den Speer auf den Holzdeckel, der nun ins Wageninnere schwenkte.
    Dann öffnete die Tür sich vollständig, wobei mit einem Zischen der Druckausgleich hergestellt wurde.
    Die frische Luft des Wagens wehte zu ihr herüber und löste einen Hustenreiz bei ihr aus; sie sog die Luft tief ein und spürte, wie sie für einen Moment von neuer Energie durchströmt wurde. Doch dann vermischte die Luft sich mit der dünnen, viskosen Atmosphäre des Waldes, und der Effekt verflog, flüchtig wie ein Traum. Offensichtlich war im Wagen mehr Luft gewesen als draußen… aber das ergab durchaus einen Sinn. Man reiste sicher nicht in einem hölzernen Gefängnis durch die Gegend, wobei man noch dazu auf die Mitarbeit junger Schweine angewiesen war, wenn man nicht über ausreichend Luft verfügte, um sich die Reise angenehm zu gestalten.
    Toba Mixxax

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