Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Gedächtnisverlust ist echt«, fiel Green ihm ins Wort. »Und was die Frage betrifft, wie er auf den Würfel gekommen ist – Taft, sind Sie schon mal in einem Spline-Schiff mitgeflogen?«
    Taft schaute ihn grimmig an. »Sehe ich vielleicht aus wie ein Klabautermann?«
    »Ein Spline-Kriegsschiff«, sagte Green geduldig, »ist ein lebendiges Wesen. Eine Kugel mit einem Durchmesser von ein paar Kilometern. Die menschliche Besatzung bewohnt Kabinen, die in die Magenwand geschnitten wurden. Ein Spline-Schiff ist ein großer, komplexer und chaotischer Ort. Falls Paul als blinder Passagier mitgeflogen ist, wäre er nicht der Erste…«
    »Er ist ein Unbekannter«, sagte Taft nachdrücklich. »Wenn wir ihn an dieser Mission beteiligen, gehen wir ein unkalkulierbares Risiko ein.«
    »Seine ungewöhnliche quantenmechanische Wahrnehmungs-Fähigkeit dürfen wir nicht ungenutzt lassen. Er ist eine enorme Bereicherung.«
    Taft verschränkte die Arme und starrte ins Licht der Quelle. »Angenommen, ich würde mich weigern, weiterhin mit Ihnen zu kooperieren?«
    »Ich muss Sie darauf hinweisen, dass ich ermächtigt bin, disziplinarische Maßnahmen zu verhängen«, sagte Green leise. »Offiziell ist das hier Kriegsgebiet.«
    »Ich werde mich darüber hinwegsetzen.«
    »Ich könnte Sie festnehmen lassen und Ihre Mitarbeiter meinem Kommando unterstellen. Doktor, Sie haben wirklich keine Wahl.«
    Taft nickte langsam. »Sie haben Recht, Commander. Ich habe wirklich keine Wahl. Im Moment zumindest.« Und seine metallischen Augen schossen wieder ein paar Pfeile auf Paul ab.
    »Es freut mich, dass wir doch noch zu einer Einigung gelangt sind«, sagte Green trocken. »Wenn ich mich recht erinnere, hatten Sie den Plan, Paul zu einer Kante zu bringen. Ich halte das für eine gute Idee.«
    Taft nickte zögernd. »Falls nötig, könnten wir auch zu einem Eckberg gehen.«
    »Wir?«, fragte Green argwöhnisch.
    Taft wies auf die ein paar Meter entfernte Baustelle. Die vier Arbeiter hatten sich um eine Maschine versammelt, die sich an einem besonders harten Gesteinsbrocken eine Düse ruiniert hatte. »Sie sehen selbst, wie viel wir zu tun haben«, sagte Taft. »Ich will den Zeitplan nicht wegen dieses – Abenteuers aufs Spiel setzen. Ich werde den Jungen begleiten.«
    Die vier Arbeiter trällerten ein Liedchen, während sie an der verbogenen Düse zerrten. Paul spitzte die Ohren, um die Worte zu verstehen. Sie brachten eine Saite in ihm zum Schwingen.
    »Ich werde natürlich auch mitkommen«, sagte Green in einem Ton, dass Taft sich nicht brüskiert fühlen musste.
    »Wie Sie wünschen.«
    »Packen wir’s?«
    Die Worte des Lieds erfüllten die kalte Luft: ›Wir sind hier weil wir hier sind weil wir hier sind weil wir hier sind…‹
    Paul stand da wie vom Donner gerührt. Die Worte hallten ihm im Kopf.
    Green berührte ihn am Arm. »Paul? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Langsam drehte Paul sich um. Beim Anblick von Greens runzligem Gesicht erlangte er die Fassung zurück. »Dieses Lied«, sagte Paul. »Was hat das zu bedeuten?«
    Green lauschte für ein paar Sekunden. »Paul«, sagte er mit einem glucksenden Lachen, »Soldaten und Matrosen singen dieses Lied seit Jahrhunderten. Immer dann, wenn sie etwas tun müssen, das ihnen nicht unbedingt gefällt. Die Melodie heißt ›Auld Lang Syne‹. Es soll auf die Zeit vor der Qax-Okkupation zurückgehen…« Er musterte Paul. »Haben Sie es schon einmal gehört?«
    »Ich… weiß nicht. Vielleicht.«
    Green lächelte bekümmert. »Kommen Sie. Wir müssen Taft einholen, ehe er uns noch vom Würfel werfen lässt.«
    * * *
    Taft geleitete sie zu einer Seilbahn am Stadtrand.
    Die Luft schien hier kälter und dünner zu sein. Verkohlte und zerbröselte Meteoriten-Substanz knirschte unter Pauls Füßen. Am Horizont lag die Seite des Zuckerwürfels so still und glatt wie ein Meer aus Licht – ein Meer, das sich über Tausende von Meilen erstreckte, bis es wie ein Wasserfall aus Protonen schließlich über eine Kante stürzte.
    Ein Zwillingskabel verlief über den Schutt und verlor sich in der Ferne. »Wir haben auf allen Flächen des Würfels und entlang der Kanten Kabel verlegt«, sagte Taft mit einem ironischen Grinsen. »Wir haben dieses große Geheimnis wie ein Geschenkpaket verschnürt, was, Paul?« Er öffnete die Kabine. Sie war ein etwa zwölf Meter langer Zylinder, der wie ein gläsernes Insekt an den Seilen hing. Die Hülle war zum größten Teil transparent und enthielt zwei Reihen mit je

Weitere Kostenlose Bücher