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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nur vor ihnen herum. Selbst ihr eigener Untergang wäre nicht mehr als ein Ereignis, ein finaler Akt, den es zu registrieren und zu speichern gilt.«
    »Das kann doch aber nicht alles sein, Mace. Es muss noch mehr geben. Jede Spezies will wachsen und sich entwickeln«, sagte Kapur. »Auch wenn sie letztlich nur eine größere Speicherkapazität anstreben…«
    »Komm zurück, Kapur. Es ist vorbei. Ich werde den Spline anfordern.«
    »Nein.« Kapur schloss die Augen und versuchte, das Zittern aus der Stimme zu verbannen. »Die Zeit ist noch nicht um.«
    »Es ist deine Mission, Gendarm«, sagte Mace mit unterschwelligem Spott.
    Anstatt zum Boot zurückzukehren, sagte Kapur Mace, er solle weitere menschliche Datensätze und Propositionen herunterladen. Bald war er selbst in der Lage, neues Material – eigene Gedanken und Gefühle – in seine Augen-Speicher zu laden.
    Darüber verging fast ein ganzer Tag.
    Dann hielt Kapur im ländlich duftenden Kälte-Anzug ein Nickerchen.
    Als er wieder zur Flocke zurückkehrte, blieben ihm noch sechs Stunden.
    Der Schneemann war unverändert. Der Beweis für Gödel verharrte noch immer in der Abstraktion eines Bauchs, einem kalten amorphen Brocken.
    Kapur lud Daten in die Sonden: Immer mehr, so schnell er konnte. Mathematik zuerst. Er fand Daten zu einem alten gescheiterten Experiment, einer Lebensform auf der Basis des Unvollständigkeits-Theorems. Die Sache war voll in die Hose gegangen und hatte in der Zerstörung eines Mondes und dem Verlust von Menschenleben gegipfelt…
    Dann spielte er aus einer Laune heraus Musik ein und verfolgte, wie uralte Kompositionen im Schneemann zu Schleiern aus blauem Eis gefroren.
    Menschliche Geschichte. Er erzählte dem Schneemann von den Xeelee, dem mächtigen und unerbittlichen Erzfeind der Menschheit und wie die Menschen versuchten, die Ressourcen der Galaxis für ihren Krieg zu nutzen.
    Er erzählte von seinen eigenen Ängsten und Zweifeln – der Ehrfurcht, die er fühlte, als die Schneeflocke vor ihm dräute und die Galaxis als Wolke ihm zu Füßen lag. Von der fast abergläubischen Reaktion auf Gödel, von der Angst zu versagen und den Kabbeleien mit Mace.
    Der Schneemann war wie ein Spiegel, sagte ihm ein Teil des Bewusstseins, oder wie ein Virtuelles Psychoanalyse-Programm. Er wusste nun, dass es niemanden gab, der ihm geantwortet hätte, aber er redete es sich trotzdem von der Seele.
    Er beichtete dem Schneemann, im Grunde sei er für diese Assimilations-Mission nicht qualifiziert. Er sei Polizist und als solcher Spezialist für die Aufklärung grausamer, raffinierter und bizarrer Verbrechen. Seine Aufgabe bestünde darin, den Tatort aufzusuchen und das zerstörte Eigentum und die verstümmelten Leichen mit den Augen des Täters zu betrachten.
    Nachdem Kapur für ein Vierteljahrhundert versucht hatte, die seelischen Abgründe menschlicher Aliens zu ergründen, hielt man ihn für qualifiziert, auch der Motivation des Schneemanns auf den Grund zu gehen.
    All das strömte ins Herz des Schneemanns, ohne dass er es kommentiert oder auch nur darauf reagiert hätte, ohne dass er Lob oder Tadel ausgesprochen hätte.
    Der Schneemann stand nur da.
    Und dann verstand Kapur.
    Er hatte das Gefühl, die Umgebung würde Wellen schlagen, als ob der Raum ein See sei, auf dem sein vermummter Körper trieb.
    »Kapur.« Maces Stimme klang belegt. »Der Spline.«
    Kapur verspürte bleierne Müdigkeit. »Was ist mit ihm?«
    »…Er ist verschwunden.«
    * * *
    Die Zeit war abgelaufen. Der Spline hatte die Stückpforten der Laser-Kanonen geöffnet.
    … Ein Schlag traf das Schiff und schleuderte es eine Million Meilen weit durchs All. Es war lädiert und drehte sich wie ein Brummkreisel.
    Kapur kehrte zum Beiboot zurück.
    »Ist der Spline verletzt?«
    »Was denkst du denn?«, sagte Mace zornig. Er stand noch unter dem Eindruck der Ereignisse. »Aber die Automatik funktioniert; das Schiff kommt zurück und holt uns ab. Was hast du mit der verdammten Flocke gemacht, Kapur?«
    »Ich war nicht derjenige, der das Feuer auf sie eröffnen wollte«, sagte Kapur leise. »Was ist überhaupt passiert?«
    »Gravitationswellen«, sagte Mace. »Wie ein Traktorstrahl.« Plötzlich weichte Angst Maces harte Gesichtszüge auf, und die Augen wurden zu metallischen Inseln im aufgewühlten Meer menschlicher Emotionen. Er deutete aus dem Fenster auf einen handtellergroßen Abschnitt aus Dunkelheit. »Aus der Richtung des Virgo-Superhaufens; obwohl das vielleicht nur Zufall

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