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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Blasen aus gelb-rotem Licht übersät, die auf den Staubbahnen wucherten.
    Bei diesen Blasen handelte es sich um die Überreste von Supernovae. Durch die erzwungene vorzeitige Alterung waren unverhältnismäßig viele der spektakulären und schönen Spiralarm-Sterne explodiert… Wahrscheinlich hatte eine ganze Kettenreaktion von Supernovae stattgefunden, wobei die Trümmer eines Sterns den nächsten destabilisierten.
    Paul schaute zur lädierten Scheibe und den verstümmelten Spiralarmen hinauf.
    Dennoch erkannte Paul Konstanten in diesem Chaos. So rotierten zum Beispiel die Komponenten des großen Stern-Systems noch immer synchron, wie aus einem Guss. Die sichtbare Materie der Galaxis machte nur einen Bruchteil der Gesamtmasse aus. Die leuchtende Spirale wurde von einem großen unsichtbaren Halo aus dunkler Materie umgeben, so dass die helle Materie auf dem Grund einer tiefen Gravitations-Senke lag und sich drehte wie ein Öltropfen in einer Pfütze:
    Paul stieg aus dieser riesigen tiefen Gravitationsquelle empor und drang in den Halo aus Dunkelmaterie ein. Das Bewusstsein nahm die geisterhafte Substanz kaum wahr. Photinos – die Partikel der Dunkelmaterie – traten mit normaler Materie nur durch Schwerkraft in Wechselwirkung, so dass selbst Paul den Halo mehr ahnte als sah.
    Doch er erkannte flüchtige vexierbildartige Strukturen, die er nicht zu identifizieren vermochte.
    Er fragte sich, ob es hier Welten gab, kalte Sterne, vielleicht sogar Lebewesen mit Wünschen und Zielen?
    Paul wandte sich von der Galaxis ab und dem feindlichen Universum zu.
    Die Quanten-Funktionen, die ihn mit der Heimatgalaxis der Menschen verbanden, spannten sich. Bald schrumpfte die Galaxis zu einem bloßen Fleck in der riesigen Kathedrale des Alls. Er sah sanft glühende Galaxien-Cluster und Supercluster, die in langen Strängen und großen Flächen im Raum verteilt waren und dem Universum das Aussehen eines leuchtenden Spinnennetzes verliehen.
    Im größten Maßstab überhaupt war der Raum ein Schaum aus baryonischer Materie, eine chaotische Struktur aus Fäden und Lagen aus leuchtender Sternmaterie, die von hundert Millionen Lichtjahren breiten Leerräumen in Sektoren unterteilt wurde.
    Und überall, im Mikro- und im Makrokosmos, stieß Paul auf Anzeichen von Intelligenz, die sich vor allem in den riesigen, kühnen Projekten der Xeelee manifestierte. Sie hatten ganze Galaxien in geometrisch perfekte Stern-Kugeln verwandelt, und einmal hatten sie sogar zwei Galaxien-Cluster – ganze Haufen! – ineinander geschoben und eine Millionen Lichtjahre große Region geschaffen, wo die Materie mindestens die gleiche Dichte hatte wie in den äußeren Schichten eines Roten Riesen.
    Paul fragte sich, wie die Kreaturen wohl beschaffen waren, die sich in diesem riesigen Meer tummelten.
    Und überall, wohin Paul kam, sah er vorzeitig alternde Sterne.
    Paul überkam eine unbestimmte Wut.
    * * *
    Er klammerte sich an die Wellenfunktions-Seile und tauchte vorsichtig in den Ozean aus Dunkelmaterie ein.
    Er geriet in Photino-Strömungen. Die dynamischen Massen verzerrten die Raumzeit, und die Dichte war so hoch, dass er riesige Strukturen durch den Fokus des Bewusstseins gleiten sah. Allmählich erlangte er ein Verständnis für die Struktur dieses Universums.
    Dunkle Materie machte den größten Teil der Masse des Universums aus. Baryonen – Protonen und Elektronen, die Bestandteile heller, sichtbarer Materie – und Photinos – die Dunkel-Materie-Analogons – existierten im Grunde unabhängig voneinander und traten nur über die Schwerkraft in Wechselwirkung.
    Alle Materie, dunkel und hell, war aus der Singularität im Anfang der Zeit entstanden, die den Raum wie einen Ballon aufgeblasen hatte. Die dunkle Materie war wie eine viskose ›Hohlraumversiegelung‹ in jede Ecke des jungen Universums gekrochen und hatte einen Gleichgewichtszustand eingenommen. Die Baryonen waren dann wie Schaumkronen über dieses Meer verstreut worden.
    Anfangs war der Ozean amorph, von geringfügigen Dichte-Unterschieden abgesehen. Diese Unregelmäßigkeiten, die Massenkonzentrationen in der Größenordnung von Millionen Sonnenmassen darstellten, formten Gravitationsquellen, kosmische ›Schlaglöcher‹. In diese Senken fielen Fragmente heller Materie und ballten sich zusammen, nachdem sie eine kritische Masse erreicht hatten. Gravitative Erwärmung setzte ein, und schließlich wurden unter Wehen die ersten Sterne geboren. Eine Milliarde Jahre nach der Singularität

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