Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Brutstätte für neue Sterne dienten. Die Photino-Vögel hatten große Massen benutzt, um Schichten von Protosternen abzuschälen und sie zu Braunen Zwergen vom Format des Jupiter zu stutzen.
Beim zweiten Programm ging es darum, bereits existierende Sterne zu ›rationalisieren‹.
Wenn diese Materieklumpen ohnehin irgendwann explodierten oder sich wie Ballons aufblähten, so das Kalkül der Photino-Vögel, dann lag es nahe, den Vorgang zu beschleunigen und sich ihrer zu entledigen. Dann vermochte die Photino-Zivilisation frei und ungefährdet zu wachsen und im milden Zwielicht des Universums zu gedeihen.
Also hatten die Photino-Vögel sich in den Herzen der Sterne eingenistet. Den Kern Sols, der menschlichen Heimatsonne, hatten sie auch infiziert.
Für Millionen von Jahren hatten die Photino-Vögel, von der Menschheit unbemerkt, sich am Wasserstoff-Fusionskern der Sonne gütlich getan. Jeder Energie-Pick der Photino-Vögel hatte die Temperatur des Kerns unmerklich gesenkt.
Nach Millionen Interaktionen war die Kerntemperatur schließlich so weit abgesunken, dass die Wasserstoff-Fusion unterbrochen wurde. Der Kern war zu einer toten und schrumpfenden Helium-Kugel geworden.
Zwischenzeitlich schraubte eine Kugelschale aus fusionierendem Wasserstoff sich aus der Sonne und bestäubte den Kern mit einem Puder aus Helium-Asche…
Fünf Milliarden Jahre vor der Zeit scherte die Sonne aus der Hauptreihe aus und blähte sich zu einem Roten Riesen auf.
Mit kalter Berechnung und viel Geduld ließen die Photino-Vögel die Sterne altern.
Bald gingen die ersten Supernovae hoch und breiteten sich wie eine Epidemie vom Operationszentrum der Photino-Vögel aus.
Und die Xeelee wurden nervös.
Paul vermutete, dass die Xeelee zu dieser Zeit schon die Herren des baryonischen Universums waren. Sie hatten viele ihrer gewaltigen kosmischen Ingenieursprojekte in Angriff genommen, und eine Reihe jüngerer Spezies war bereits in ihre Fußstapfen getreten.
Die Xeelee richteten ihre Aufmerksamkeit nun auf die Aktivitäten der Photino-Vögel und erkannten alsbald die Bedrohung, der sie gegenüberstanden. Nicht nur die Zukunft der Xeelee selbst stand auf dem Spiel, sondern die des gesamten baryonischen Lebens.
Paul hielt es für möglich, dass sie versucht hatten, mit den Vögeln Kontakt aufzunehmen; vielleicht waren sie sogar erfolgreich gewesen. Der Interessenkonflikt der Photino-Vögel und der Xeelee war indes unüberbrückbar, so dass eine Verständigung ausgeschlossen war. Es handelte sich dabei nicht um einen Streit zwischen Individuen, Welten oder auch Spezies – hier kämpften zwei antagonistische Lebensformen, die in einem Universum gefangen waren, ums Überleben.
Diesen Kampf durften die Xeelee nicht verlieren. Sie gaben ihre Projekte auf und machten mobil.
Der letzte Krieg musste schleichend ausgebrochen sein. Paul stellte sich vor, wie Xeelee-Nachtjäger Sterne, die sie als Stützpunkte von Photino-Schwärmen identifiziert hatten, angriffen und mit den kirschroten Strahlen ihrer Sternzertrümmerer vernichteten. Und die Photino-Vögel dürften es den Xeelee mit gleicher Münze heimgezahlt haben; ihre unvorstellbaren Waffen durchbrachen unbemerkt die beste Verteidigung der Xeelee.
Etwa zur gleichen Zeit mussten die Xeelee die große Kausalschleife errichtet haben, die vom antiXeelee mit den Samenbehältern kontrolliert wurde. Nun erkannte Paul auch, welche Bewandtnis es mit dem antiXeelee hatte: Die Xeelee hatten in einem Akt der Verzweiflung beschlossen, den Verlauf ihrer eigenen Evolution zu ändern, um sich für den Kampf mit den Photino-Vögeln zu rüsten. Vor Pauls geistigem Auge verzweigte sich das Universum, als das antiXeelee die Vergangenheit änderte. Die modifizierten und vorgewarnten Xeelee hatten in dieser neuen Geschichte genug Zeit, sich auf den kommenden Konflikt vorzubereiten. Das umfasste unter anderem die Konstruktion des mächtigen Artefakts namens Bolders Ring – ein Notausgang für den Fall, dass sie trotz aller Bemühungen den Krieg verloren.
Und die ganze Zeit hatten die Menschen und andere Rassen nach Xeelee-Spielzeug gesucht. Das große Ziel der Xeelee hatten sie dabei völlig verkannt. Schließlich erkühnten die Menschen sich, die Xeelee zu attackieren; ohne auch nur zu ahnen, dass die Xeelee einen totalen Krieg gegen einen gemeinsamen Feind führten, der weitaus gefährlicher war als die Qax, die Squeem oder sonst ein alter Feind der Menschen.
Die Xeelee-Kriege waren ein fataler, epochaler
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