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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Irrtum der Menschheit gewesen. Die Menschen glaubten, die Xeelee stürzen und sich selbst zu Herrschern des baryonischen Kosmos aufschwingen zu müssen.
    Diese absurde Rivalität resultierte fast in der völligen Vernichtung der menschlichen Spezies. Und – was noch schlimmer war, sagte Paul sich – es verstellte der Menschheit den Blick für die wahre Natur der Xeelee und ihre Ziele und für die Gefahr, die vom Dunkelmaterie-Reich ausging.
    Im Universum tobte ein fundamentaler Konflikt zwischen den dunklen und hellen Formen der Materie – ein Konflikt, der schließlich zum Erlöschen der Sterne geführt hatte. Differenzen zwischen baryonischen Spezies – den Xeelee und den Menschen zum Beispiel – verblassten angesichts dieses kosmischen Dramas zur Bedeutungslosigkeit.
    Durch den Kriegsausbruch war die Epidemie des Alterns, Anschwellens und der Explosion der Sterne nicht beendet worden. Die Verwüstung der Galaxien musste exponentiell vorangeschritten sein.
    Schließlich erkannten die Xeelee, dass der Krieg – trotz der Bündelung der Ressourcen eines ganzen Universums, trotz der Manipulation ihrer Geschichte – nicht mehr zu gewinnen war.
    Sie hatten nur noch die Möglichkeit, die Kausalschleife des antiXeelee zu schließen, den Ring fertig zu stellen und aus dem Universum zu fliehen, das sie verloren hatten.
    Doch schon umschwärmten die Vögel den Ring und sannen auf seine Zerstörung.
    * * *
    Paul musste erst einmal verarbeiten, was er über die Zerstörung des baryonischen Universums erfahren hatte, das sich um ihn herum erstreckte. Die Xeelee waren durch den noch intakten Ring verschwunden.
    Das baryonische Leben war in alle Winde verstreut, und seine Ressourcen waren – hauptsächlich von der Menschheit – bei sinn- und erfolglosen Angriffen gegen die Xeelee vergeudet worden.
    Paul war allein.
    Zuerst rief Paul sich noch mit menschlichen Begriffen die Orte in Erinnerung, die er besucht hatte und die Relikte, die er gefunden hatte. Mit der Zeit wuchs jedoch seine Zuversicht. Er überwand die Barriere aus Wörtern und erweiterte das Bewusstsein über die enge menschliche Wahrnehmung hinaus, an die er sich bisher geklammert hatte.
    Er steckte in einem Netz aus Quanten-Wellenfunktionen.
    Sie breiteten sich von Sternen und Planeten aus, Flächen der Wahrscheinlichkeit, die Raum und Zeit verknüpften. Sie spannten sich wie Spinnennetze über die alternden Galaxien und überlagerten, verstärkten und neutralisierten sich – nur der stringenten Logik der zugrunde liegenden Wellen-Gleichungen folgend.
    Die Funktionen erfüllten die Raumzeit und durchdrangen seine Seele. Im Überschwang der Gefühle ritt er auf den gleißenden Wellen durch die Herzen alternder Sterne.
    Er skalierte die Sinne, bis der Unterschied zwischen der Größe eines Elektrons und dem Boden der Gravitationsquelle eines Sterns aufgehoben schien. Er verlangsamte die zeitliche Wahrnehmung, bis er die insektenartige Bewegung zerfallender freier Neutronen verfolgen konnte – oder er beschleunigte sie und sah den trägen Zerfall der Protonen…
    Bald war kaum noch etwas von dem Menschen in ihm übrig. Und dann war er bereit für den letzten Schritt.
    Schließlich war das menschliche Bewusstsein auch nur ein künstlich Ding, sagte er sich. Er erinnerte sich an Green auf dem Zuckerwürfel, wie er freudig von Tests berichtete, die unzweifelhaft belegten, dass die motorischen Impulse, die menschliche Handlungen auslösten, der willentlichen Entscheidung zu diesen Handlungen oft um signifikante Sekundenbruchteile vorausgingen. Die Menschen waren immer als impulsive und akausale Wesen durchs Universum gestreift und hatten sich ihr Verhalten mit immer komplexeren Bewusstseinsmodellen erklärt. Einst hatten sie geglaubt, dass Götter sie beseelten und in Menschengestalt ihre Kriege ausfochten. Später hatten sie die Idee des selbst-bewussten, selbst-geleiteten Ich-Bewusstseins entwickelt. Paul erkannte nun, dass das wirklich nur ein Modell gewesen war, eine Illusion, hinter der man sich verschanzt hatte. Weshalb sollte er, der vielleicht letzte Mensch, an solch überholten Vorstellungen festhalten?
    Das Fazit lautete, es gab keine Kognition. Es gab nur Wahrnehmung.
    Mit dem Äquivalent eines Lächelns entspannte er sich. Sein Bewusstsein verging in einem Funkenschauer.
    Er befand sich jenseits von Zeit und Raum. Die großen Quantenfunktionen, die das Universum definierten, zogen wie ein breiter wilder Fluss an ihm vorbei, und die Augen wurden von dem

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