Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
perforierten die Galaxien die Dunkelmaterie.
Die Galaxien wurden von langsamen dunklen Strömungen zusammengeschoben, und großmaßstäbliche Strukturen – die riesige SuperStruktur, die das Universum umspannen sollte – entwickelten sich.
Am Meer aus Dunkelmaterie gingen diese Entwicklungen fast spurlos vorüber… Hie und da übte die Substanz der leuchtenden Sterne jedoch einen Einfluss auf das dunkle Pendant aus. Wie seinerzeit Baryonen in die ›Schlaglöcher‹ aus dunkler Materie gerieselt waren, sammelten sich nun – wenn auch in viel kleinerem Maßstab – Photinos in den nadelspitzengroßen Gravitationsquellen der neuen Sterne.
Selbst der menschliche Stern, Sol, hatte einen dunklen Kern von der Größe eines Monds enthalten. Menschliche Wissenschaftler hatten diesen dunklen Parasiten indirekt entdeckt, weil er den Neutrino-Ausstoß der Sonne beeinflusste…
Allmählich erkannte Paul, dass eine Verbindung zwischen den Dunkelmaterie-Tumoren im Herzen der Sterne und der Alterung des baryonischen Universums existierte.
Aufgeregt streifte er durchs Universum und studierte die sich abkühlenden Leichen ausgebrannter Sterne.
Schrittweise erschloss sich ihm das Geheimnis des Universums.
Durch die baryonischen Sterne wurde das Dunkelmaterie-Universum mit kleinmaßstäblichen Strukturen durchsetzt. Paul vermutete, dass ein chemischer Prozess eingesetzt hatte, wobei die Photinos sich zu Molekül-Äquivalenten zusammenschlossen. Schauer aus fremder Materie waren über die Oberflächen der Schattenwelten niedergegangen, die in die lodernden Kerne baryonischer Sterne eingebettet waren.
Und dann war Leben entstanden.
Paul hatte keine Ahnung, ob der Übergang zum Leben auf einem oder auf mehreren Schattenplaneten stattgefunden hatte und ob eine Vielzahl von Lebensformen entstanden war. Ebenso wenig wusste er, welche Form dieses Leben ausgeprägt und welche Technologien und Philosophien es entwickelt hatte.
Dafür vermochte er sich vorzustellen, wie das Leben sich verbreitet hatte. Vogelartige Photino-Wesen – Photino-Vögel – waren aus den baryonischen Sternen geflattert, als ob sie Luft wären, und hatten eine Schattenwelt nach der andern kolonisiert. Vielleicht, so sagte Paul sich, waren riesige Schwärme zwischen den Herzen der Sterne hin- und hergeflogen, ohne dass die Menschen und andere baryonische Rassen etwas davon gemerkt hätten.
Für Äonen hatten die beiden großen Familien des Lebens, Dunkel und Hell, nebeneinander existiert, ohne dass eine Seite Kenntnis von der andern gehabt hätte…
Dann hatte sich etwas ereignet.
Wieder vermochte Paul nur zu spekulieren. Wahrscheinlich hatte eine Supernova einen Baryonen-Stern zerrissen und die darin verborgene Schattenwelt freigelegt. Paul stellte sich das Entsetzen der Photino-Zivilisation vor, als der nichtige Baryonen-Schaum, in dem sie sich bewegten, plötzlich zur tödlichen Gefahr wurde und die Existenz ihrer Zivilisation bedrohte.
Sie mussten viele Gegenmaßnahmen in Erwägung gezogen haben, einschließlich der völligen Vernichtung des baryonischen Inhalts des Universums, sagte Paul sich mit einem Schauder. Ohne Baryonen-Sterne und ihre winzigen Gravitationsquellen wären jedoch keine neuen Schatten-Welten mehr entstanden; ohne Baryonen wären die toten Photino-Welten nicht mehr ersetzt worden, was schließlich den Untergang der dunklen Zivilisation selbst zur Folge gehabt hätte.
Also mussten die Baryonen bleiben. Die Photino-Vögel brauchten die Sterne.
Aber die verdammten Dinger brauchten ihnen nicht ständig um die Ohren zu fliegen. Und im Universum wimmelte es nur so von diesen riesigen lodernden Sternen, die bloß Energie fraßen und bei denen immer die Gefahr einer verheerenden Explosion bestand. Solche Ungeheuer waren schlicht und einfach unnötig; alles, was die dunklen Rassen von einem Stern verlangten, war eine stabile Gravitationsquelle. Die Überreste großer Sterne – Weiße Zwerge und Neutronensterne – entsprachen genau diesen Anforderungen, desgleichen junge Sterne: Die Braunen Zwerge und Gasriesen, die mollig warm waren, aber zu klein, um als Initialzünder für eine Fusion zu dienen.
Kalt, trübe und stabil. So sollte ein Stern sein.
Also schickten die Photino-Vögel sich an, das Universum umzumodeln.
Die Photino-Vögel legten zwei große Programme auf. Das erste hatte zum Ziel, die Entstehung neuer Sterne zu forcieren. Vor Pauls geistigem Auge zogen unsichtbare Schwärme durch die großen Gaswolken, die als
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