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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auf die Füße. Paul vermochte seine Angst nachzuempfinden, die es beim Blick in den scheinbar Lichtjahre tiefen Abgrund verspürte. Der große Kopf rotierte wie das Teil einer Maschine, und das Vieh bewegte sich hektisch rückwärts durch die Tür, wobei es ein paar Menschen umwarf. Die Leute rannten ihm schreiend und gestikulierend nach.
    Paul zog sich für eine Weile zurück, um diese Eindrücke zu verarbeiten.
    Diese Leute vermochten sich nicht selbst zu helfen. Das stand fest.
    Unzählige Generationen waren in diesem vierdimensionalen Käfig eingesperrt gewesen, was anscheinend dazu geführt hatte, dass sie nicht nur ihr Wissen verloren hatten, sondern auch die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen. Die Acht Kammern und das Raumschiff sollten offensichtlich von den Menschen gefunden und genutzt werden. Doch diese Jammergestalten waren dazu nicht in der Lage.
    Dieser Haufen war der traurige Rest einer Rasse, die einst die Kühnheit besessen hatte, den mächtigen Xeelee die Stirn zu bieten. Die Saiten von Pauls Personalität schwangen verächtlich, und er spielte mit dem Gedanken, die Menschen ihrem Schicksal zu überlassen und sich erneut der Kontemplation zu widmen…
    Doch dann erinnerte er sich an die grauhaarige Frau und das Quantenjuwel, das selbst in dieser ramponierten Konfiguration aus Knochen und Schmutz gefunkelt hatte, und seine Verachtung verflog. Auch wenn sie gefallen waren, es waren immer noch Menschen.
    Langsam und zögerlich kehrte er in die Achte Kammer zurück.
    * * *
    Nach dem gescheiterten Versuch, Sand in die Achte Kammer zu bugsieren, war der Reiz der Kristallkiste dahin. Die meisten Dörfler verließen die Kammer, streiften durch die anderen, behaglichen milchigen Räume und breiteten die Decken auf dem warmen fleischigen Boden aus. Bald vermochte Erwal kaum noch einen Meter zu gehen, ohne über ein Kind oder das ausgestreckte Bein eines Erwachsenen zu stolpern. Dass die Leute nun faul herumhingen, wunderte sie nicht. Das Leben im Dorf war eine Strapaze in Kälte und Schmutz und nur durch die Legenden der glorreichen Vergangenheit der Menschen zu ertragen gewesen. In den trockenen, warmen und behaglichen Acht Kammern wähnten die Menschen sich wie im Paradies…
    Aber sie waren nicht hergekommen, um dem Müßiggang zu frönen.
    Immer wieder wurde sie von den Mysterien der Achten Kammer in den Bann gezogen. Sie lag rücklings auf dem körperwarmen Boden und schaute zu den Stern-Gebäuden empor; oder sie lag auf dem Bauch, drückte sich die Nase am durchsichtigen Boden platt und stellte sich vor, wie sie langsam in dieses tiefe Becken aus Licht fiel.
    Sie studierte das Schiff hinter der Wand. Es war etwa dreißig Fuß lang – fast die dreifache Länge der Kammer – und wie eine dicke Scheibe mit gerundeten Kanten geformt. Es war pechschwarz und nur im Widerschein der Sterne zu erkennen. Ihr Vorstellungsvermögen war damit hoffnungslos überfordert… doch sie wusste, was es war. Teal hatte sie mit seinen seltsamen Erzählungen von Menschen, die zwischen den Sternen reisten, darauf vorbereitet.
    Dies war das Schiff. Es war ein Fluggerät, das sie… woandershin bringen würde. (Ihr Vorstellungsvermögen versagte endgültig.) Die Acht Kammern waren lediglich eine Zwischenstation. Wenn sie die Reise fortsetzen wollten, mussten sie aber einen Weg durch diese Wände finden! Mit der flachen Hand strich sie über die warme kristalline Substanz. Doch das war kein Tipi, bei dem man bloß die Klappe hätte zurückschlagen müssen. Sie schlug ungehalten gegen die Wand.
    * * *
    Die grauhaarige Frau war frustriert! Ihr Forscherdrang war geweckt!
    Paul war hocherfreut. Er führte Quanten-Ranken in ihren Schädel ein…
    * * *
    …Sie spreizte die Finger und formte sie zu einer Art Zylinder. Dann presste sie die Fingerspitzen gegen die Wand, genau – hier…
    Erwal schnappte nach Luft und taumelte von der Wand zurück. Sie starrte auf die Hände, drehte sie und krümmte die Finger, um sich zu vergewissern, dass sie noch die Kontrolle über sie hatte.
    Es war wie ein Tagtraum gewesen.
    Er hatte sicher nicht länger als eine Sekunde gedauert. Sie hatte gesehen, wie die Hand sich ausstreckte und die Wand so komisch berührte – es war unzweifelhaft ihre Hand gewesen. Sie hatte die weißen Stellen aus erfrorenem Gewebe um die Knöchel gesehen – doch die Vision war vom Anblick ihrer realen Hand überlagert worden, die nach wie vor auf der klaren Wand geruht hatte.
    Sie schlang die Arme um den Oberkörper und

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