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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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trocken, »wegen der Zukunft der Menschheit. Wenn sie mit der verzögerungsfreien Kommunikation Recht hat…«
    »Ich werde sie aufhalten.«
    »Nein.« Seine Hand bewegte sich unmerklich und lag nun auf dem Knauf der Laserpistole.
    Einem Reflex folgend entspannte sie sich und stellte die uralten Berechnungen relativer Zeiten und Entfernungen an, kalkulierte Ausbildungsstand und Kondition.
    Sie wäre durchaus in der Lage, ihn zu überwältigen. Und dann…
    Bayliss schrie auf; es war ein schrilles, irgendwie mädchenhaftes Kreischen. Es klirrte, als sie einen Ausrüstungsgegenstand fallen ließ.
    Chens Konfrontation mit Hassan brach ab, bevor sie eskalierte. Sie drehten sich um und rannten zu Bayliss hinüber. Chen hüpfte wie ein Känguru in der schwachen Gravitation.
    »Was ist los?«
    »Seht euch den Boden an.«
    * * *
    Der Himmel setzte ihm für einen Moment Widerstand entgegen. Dann löste er sich auf und verflog wie lang gehegte Zweifel.
    Im Gefühl des Überschwangs brach er durch die Bresche. Er war stark und wuchs noch immer.
    Er befand sich über dem Himmel. Er sah Anordnungen neuer jungfräulicher Postulat-Früchte, die nur auf ihn warteten. Einen weiteren Himmel gab es nicht; der Pool erstreckte sich in seinem unendlichen Reichtum in die Ewigkeit.
    Schlingend und knospend stieß er in die Höhe, gefolgt von einem Baum explosiv sprießender Brüder.
    * * *
    Der Pool ergoss sich über den Boden und schwappte aus der Kuppel. Das von zuckenden Logik-Bäumen durchsetzte Licht kräuselte sich unter Chens Stiefeln. Sie fühlte den absurden Drang, sich auf einen Computerarbeitsplatz zu flüchten.
    »Der Quanten-Schalter«, sagte Bayliss mit belegter und zugleich zorniger Stimme. Sie hockte neben dem Schalter in der Mitte des über die Ufer getretenen Lichtteichs.
    »Verschwinde.«
    »Er funktioniert nicht mehr. Die Nanobots haben sich selbständig gemacht.«
    »Dann gibt’s auch keine Rodungen mehr.« Hassan schaute Chen in die Augen. »Na, Susan? Bist du von sentimentalen Anwandlungen überwältigt worden? Hast du die armen Logik-Bäume aus der Schrödinger-Hölle befreit?«
    »Natürlich nicht. Zum Teufel, Hassan, das ist doch offensichtlich. Die Logik-Bäume haben sich selbst befreit. Sie sind durchs Interface in Marsdens Corpus Callosum eingedrungen. Und nun haben sie den Schaltkasten erreicht und Marsdens Spielzeug kaputtgemacht.«
    Hassan schaute auf den Boden, als ob er den Licht-Pool zum ersten Mal sehen würde. »Wir bekommen sie nicht mehr unter Kontrolle.«
    »Hassan, wir müssen hier raus.«
    »Ja.« Er drehte sich zu Bayliss um, die noch immer wie besessen Daten sammelte.
    »Lass sie.«
    Hassan warf Chen einen langen strafenden Blick zu und stapfte dann zu Bayliss hinüber. Er packte die zierliche Mathematikerin am Arm und zerrte sie von den Computer-Terminals fort, ohne ihren Protest zu beachten. Bayliss’ gestiefelte Füße schlitterten über den glühenden Boden.
    »Visiere runter.« Hassan hob die Pistole und fräste eine Öffnung in die Kunststoffwand der Kuppel. Die Luft entwich in einem Schwall und verlor sich im Vakuum.
    Chen rannte hinaus und wäre fast gestürzt. Sie fühlte sich federleicht in der niedrigen Gravitation. Neptuns pastellblaues Antlitz schwebte ungerührt über ihnen.
    Lichtwellen rasten durch den Mond. Auf den niedrigen Berggipfeln waberten Elmsfeuer. Es war ein schaurig-schöner Anblick. Sie sahen den Schattenwurf des Gleiters, der als plumpe Masse im Schein der Lichtorgel stand, in die das Innere des Monds sich verwandelt hatte.
    Keuchend zerrte Hassan eine widerspenstige Bayliss über die flackernde Oberfläche. »Meinst du, die Bäume und die Nanobots sind in der Lage, die Substanz des Gleiters zu durchdringen?«
    »Wieso nicht? Jedes Interface wäre dazu imstande; sie sind wie Viren…«
    »Und was ist mit uns? Hältst du es für möglich, dass sie in organische Materie eindringen?«
    »Ich hab keine Lust, das herauszufinden. Komm schon, verdammt.«
    Grelles logisches Licht loderte über einem flachen Kamm auf und flutete herab.
    »Sie müssen exponentiell wachsen«, knurrte Hassan. »Wie lang es wohl dauern wird, bis der Mond ausgeglüht ist? Tage?«
    »Eher Stunden. Und ich habe auch keine Ahnung, ob eine mondgroße Masse aus Buckminsterröhren-Kohlenstoff der Schwerkraft zu widerstehen vermag. Nereide wird vielleicht kollabieren.«
    Nun versuchte Hassan mit der freien Hand die Luke des Gleiters aufzudrücken. »Im günstigsten Fall wird er für immer unbewohnbar

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