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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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laufenden Band Patienten mit Herzversagen und Kreislaufzusammenbrüchen versorgen.
    Es war, als ob die Leute innerhalb von vierundzwanzig Stunden gealtert wären.
    Gage und Moro versuchten Geschlechtsverkehr, doch erwies sich das als unmöglich. Die Körper lasteten zu schwer aufeinander. Selbst die Seitenlage, nur um sich ins Gesicht zu sehen, hielten sie bloß für ein paar Minuten aus. Sie berührten sich zärtlich und lagen dann händchenhaltend auf dem Rücken in Moros Kaverne.
    * * *
    Nach einem Vierteljahr stattete Maris Mackenzie Gage einen Besuch ab. Mackenzie saß im Rollstuhl, und der fragile schöne Glatzkopf ruhte auf der Rückenlehne des Stuhls, als ob die Muskeln im Hals durchtrennt worden wären.
    »Die Rakete verändert sich schon wieder«, sagte Mackenzie. »Sie behält das Zwei-Ge-Profil noch bei, aber das Triebwerk stottert. Wir glauben, dass das Schiff das Triebwerk rekonfiguriert und bald stärker beschleunigen wird. Viel stärker.«
    Gage lag auf ihrer Pritsche. Sie hatte das Gefühl, jede Rille und Ritze der Eiswelt im Rücken zu spüren. »Wundert mich nicht. War nur eine Frage der Zeit.«
    »Nein.« Mackenzie lächelte schwach. »Ich befürchte, ich habe uns reingeritten. Wir hätten im unauffälligen Orbit zwischen Saturn und Uranus bleiben und in der Eiskaverne den freien Fall üben sollen.«
    »Irgendwann hätten die Squeem uns doch gefunden.«
    »Wir haben einen so hohen Wasserverbrauch. Es bricht mir das Herz. Mein schöner Ozean wird für nichts und wieder nichts in den Weltraum geblasen. Aber wir können noch einen Zahn zulegen. Wir sind noch immer imstande, das verdammte Ding abzuhängen.«
    Gage wusste, dass das stimmte.
    Im Anbeginn der Zeit hatte EFT-Energie als Brennstoff für die Ausdehnung des Universums gedient. Im Herzen jedes EFT-Triebwerks wurde Chiron-Eis so stark verdichtet, dass sein Zustand der ursprünglichen Singularität ähnelte – dem Urknall. Die Fundamentalkräfte, welche die Struktur der Materie bestimmten, verschmolzen zur übergeordneten Super-Kraft der Einheitlichen Feldtheorie. Wenn die Materie sich dann wieder ausdehnte, beschleunigte die Phasenenergie der zerfallenden Superkraft, die wie Wärme aus kondensierendem Wasserdampf freigesetzt wurde, Chiron wie eine Rakete.
    Das half im Endeffekt auch nichts.
    Gage seufzte. »Wegen winziger Gradienten, die uns bei einem Ge gar nicht aufgefallen sind, haben wir schon die Hälfte der Tunnels verloren. Trotz der AA-Abteilungen gehen wir bei zwei Ge langsam zugrunde. Wir sind an der Grenze der Belastbarkeit angelangt. Ich glaube, dieses Manöver der Rakete wird uns den Rest geben.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Mackenzie. »Ich hätte da eine Idee.« Gage drehte langsam den Kopf; sie musste den Schädel so sorgsam wie eine Porzellanvase behandeln. »Die letzte war wohl eine Luftnummer. Was hast du nun wieder ausgeheckt?«
    »Herunterladen.«
    * * *
    Diese Option stieß nicht gerade auf Begeisterung. Doch die Alternative war der Tod.
    Achtzig Personen entschieden sich fürs Überleben, in welcher Zustandsform auch immer.
    Schließlich war Gage an der Reihe. Sie ging allein zur modifizierten AA-Maschine im Herzen des Tunnelsystems. Der Robot-Arzt implantierte ihr vorsichtig einen Sensor ins Corpus Callosum, die Brücke aus Nervengewebe zwischen den beiden Hälften des Gehirns. Außerdem presste er ihr kurz und schmerzlos Injektionspflaster auf die Oberarme.
    Derweil starben in der improvisierten Krankenstation die Leute. Sie gingen freiwillig in den Tod.
    Genau genommen traf das auch auf Gage zu. Alles, was von ihr überleben würde, war eine Kopie, die eben nicht mehr sie war.
    Der Callosum-Sensor würde in etwa acht Stunden eine Kopie ihres Bewusstseins herunterladen. Gage kehrte in ihre Kammer zurück, legte sich seufzend auf den Rücken und schlief ein.
    * * *
    Sie öffnete die Augen.
    Sie fühlte keine Schmerzen mehr. Sie trieb in Schwerelosigkeit. Es war ein tolles Gefühl – als ob sie in Sirup schwämme. Sie befand sich in der Eishöhle – nein, in einer Virtuellen Rekonstruktion der Höhle; die Wände und Haus-Stiele waren einen Hauch zu glatt und regelmäßig. Ohne Zweifel würde die Detailwahrnehmung zurückkehren, sobald ihr gemeinsames Bewusstsein in dieser Welt sich etabliert hatte.
    Moro kam auf sie zu; er präsentierte sich wieder als der Virtuelle körperlose Kopf, als den Gage ihn kennen gelernt hatte.
    »Ich bin gerade gestorben.«
    Moro zuckte die Achseln. »Was du nicht sagst. Wir sind nun

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