Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
offensichtlich zur Kenntnis nehmen müssen, dass eine Verfolgung mit einem Hyperdrive-Schiff unmöglich war und damit die Richtigkeit von Mackenzies Behauptung bestätigt. Nur ein EFT-Schiff vermochte Chiron zu jagen und dem >auf Abwege geratenen< Mond durch den Normalraum nachzustellen.
    Die Frauenstimme gab die letzten Instruktionen durch, und der Countdown erreichte Null.
    Die Eiswelt erbebte. Gage hatte das Gefühl, eine mächtige Hand würde sich ihr auf Brust und Beine legen; Moros Kopf wurde plötzlich schwer, das Haar stachlig, und ihr nackter Rücken wurde auf den harten und geriffelten Eisboden gepresst. Der Iglu stöhnte, und für einen Moment befürchtete sie, dass er sie unter sich begrub.
    Die Bank der EFT-Triebwerksgondeln war angesprungen und beschleunigte Chiron auf ein volles Ge, um den Vorsprung vor der Rakete zu halten.
    Falls Mackenzies Analyse stimmte, vermochte Chiron die Rakete nicht abzuhängen, und die Rakete vermochte Chiron nicht zu überholen. Es war eine Pattsituation.
    Gage streichelte Moros Oberkörper. »Die Squeem haben das ziemlich schlau angestellt«, murmelte sie. »Die Verfolgung wird sich über Jahre hinziehen, doch irgendwann wird die Rakete uns einholen.«
    Moro stieß sich von ihr ab, rollte auf den Bauch und nahm ihr Gesicht in die Hände. »Du bist zu pessimistisch. Wir fliegen zu den Sternen.«
    »Nein. Ich bin nur realistisch. Was geschieht, wenn wir Tau Ceti erreichen? Wir sind nicht imstande abzubremsen, weil die Rakete uns sonst erwischt. Selbst wenn wir noch für ein paar Jahre überleben, am Ende haben die Squeem uns doch am Wickel.«
    Moro rutschte auf dem Boden herum und schrammte dabei mit den Ellbogen übers Eis. Sie waren sowieso schon wund, weil er sein Gewicht in der erhöhten Schwerkraft laufend darauf abstützte.
    * * *
    Gage ließ sich von Moro schwängern. Die Zygote wurde mit ein paar anderen in einem Tiefkühlfach deponiert.
    Erst als ihre Zygote im Depot untergebracht war, legte Gage sich Rechenschaft über das Motiv für die Empfängnis ab. Was glaubte sie, wie lang die Odyssee im Weltraum dauerte? Was glaubte sie, welche Zukunft sie überhaupt hatten?
    * * *
    Nach einem halben Jahr beschleunigte die Rakete auf zwei Ge.
    Die Squeem waren doch schlauer, als Gage vermutet hätte; sie hatten die Rakete so ausgelegt, dass sie sich während des Flugs automatisch rekonfigurierte.
    Die Kolonisten hielten eine Dringlichkeitssitzung ab und berieten über das weitere Vorgehen. Diesmal saßen sie auf dem blanken Boden in der abgedunkelten Eishöhle; die Null-G-Arena hing hoch oben an der Wand.
    Ein paar Leute wollten den Squeem Widerstand leisten. Nur dass sie ihnen nichts entgegenzusetzen hatten. Chiron mit seiner menschlichen Fracht war weitaus verwundbarer als die gehärtete Rakete.
    Andere wollten die Flagge streichen. Sie waren erst fünfzig Lichttage von der Sonne entfernt. Wenn sie sich ergaben, wurde ihnen vielleicht die Rückkehr zu den besetzten Welten gestattet.
    Dieses Ansinnen wurde von der großen Mehrheit abgelehnt; lieber tot als Sklaven der Squeem. Außerdem war es höchst unwahrscheinlich, dass eine semiintelligente Squeem-Rakete Gefangene machte.
    Es wurde beschlossen, auf zwei Ge zu beschleunigen.
    Die Kolonie musste wieder umgebaut werden. Drohnen-Robots krochen über die desolate Oberfläche der Eiswelt und beschickten die EFT-Triebwerke mit Wassereis. Man errichtete Schutzschirme aus elektromagnetischen Feldern um den Eis-Knirps. Wenn die Kolonie bald mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durchs All raste, würde die dünne Materie zwischen den Sternen sich wie eine feste Wand vor Charon aufbauen.
    Die schöne Eishöhle wurde geräumt. Der Belastung von zwei Ge würde sie nicht standhalten. Mehr Tunnels wurden gebohrt und neue Unterkünfte wurden in Form von Halbkugeln aus dem Eis gefräst, um eine maximale Widerstandsfähigkeit zu erreichen. Obwohl die Kolonisten überall Leuchtkörper anbrachten, empfand Gage den neuen Zellentrakt als düster und klaustrophobisch. Sie wollte schier verzagen.
    Die Triebwerke wurden binnen eines Tages auf zwei Ge gepuscht.
    Nur die Stärksten vermochten noch ohne Hilfe zu gehen. Die anderen waren auf Krücken oder Rollstühle angewiesen. Gebrochene Knochen, überlastete Knie und verstauchte Knöchel waren an der Tagesordnung. Leute wie Gage, die auf Niedergravitations-Welten oder gar in der Schwerelosigkeit aufgewachsen waren, waren am stärksten betroffen. Die improvisierten AA-Abteilungen mussten am

Weitere Kostenlose Bücher