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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Zentralstamm hat eine Höhe von knapp zwei Metern. Sie bedecken die ganze Oberfläche von Alaska – vor allem die Höhen, wo die Sonneneinstrahlung am intensivsten ist. Zumindest war das der Fall, bis wir uns hier ausgebreitet haben.« Er schaute Poole zerknirscht an. »Mike, nachdem ich erkannt hatte, womit wir es hier zu tun haben, brach ich die Operation sofort ab und beorderte alle ins EFT-Schiff zurück. Wir haben einen großen Flurschaden angerichtet, aber – Mike, woher hätten wir das denn wissen sollen? Schließlich sind wir ein Bautrupp, keine Biologen.«
    Biologen?
    »Es ist uns gelungen, eins der Dinger mit einem Laser zu öffnen. Es ist von feinen, haarartigen Kanälen durchzogen. Kapillaren. Wir glauben, dass die Kapillaren dem Transport von flüssigem Helium dienen. Also eine Superflüssigkeit.« Unsicher suchte er Pooles Gesicht nach einer Regung ab. »Wissen Sie, was das bedeutet, Mike? Die verdammten Dinger sitzen auf ihren Höhenzügen, halb im Schatten und halb im Licht. Das Sonnenlicht erzeugt eine Temperaturdifferenz – es ist zwar gering, reicht aber aus, dass superflüssiges Helium durch die Wurzeln hinaufgepumpt wird.«
    Poole schaute erstaunt auf die Bilder.
    Dzik ließ sich in den Sitz fallen, faltete die Hände über dem üppigen Bauch und schaute aus dem Gleiter auf die funkelnde Röhre gestreckter Raumzeit, die sie umgab. »Unter diesen Umständen werden die Behörden den weiteren Ausbau von Port Sol auf keinen Fall genehmigen; nicht, wenn das die Vernichtung der Baumstümpfe bedeutet. Und dabei sind die Stümpfe so verdammt hohl. Mike, wir haben für eine Billiarde Dollar eine Wurmloch-Autobahn zu einem Blumenbeet gebaut. Nicht einmal für Tourismus käme dieser Ort in Frage. Es wäre wohl möglich, das Wurmloch-Interface zu einem anderen Kuiper-Objekt zu schleppen, aber die Kosten werden horrend sein…«
    »Wollen Sie damit sagen, dass diese Dinger lebendig seien?«
    Dziks Gesicht war so rund und fahl wie der Mond. »Das ist der Punkt, Mike«, sagte er leise. »Sie bestehen aus Wasser-Eis und Gestein, und sie trinken flüssiges Helium. Sie sind Pflanzen.«
    * * *
    Das Sonnenvolk stob durch den Himmel. Sculptor duckte sich und presste sich flach auf den unbekannten Boden.
    Er stellte sich vor, wie eine Sonnen-Person nach seiner Konsolidierung herabstieg und die höllische Hitze das Blut und die Knochen seines gehärteten Körpers verzehrte. Wäre Sculptor noch bei Bewusstsein, wenn das Ende nahte? Würde er noch Schmerz verspüren?
    Er stieß sich vom unebenen Boden ab. Niemand vermochte sich zu konsolidieren, wenn ein solches Damoklesschwert über einem hing; der Drang, einen sicheren, stabilen Hügel zu finden – der zudem genug Schatten spendete – wühlte wie ein Schmerz in ihnen allen. Also stolperte Sculptor 472 mit seinen Leuten weiter, Flüchtlinge allesamt, die verzweifelt Schutz suchten vor den glühenden deformierten Fremden.
    Er war bereits anderthalb Tage alt. Die Hälfte seines aktiven Lebens war verstrichen. Das trieb ihn um, und er beklagte sich bei seinem Vater. Er ließ den Blick über die massigen Formen der fliehenden Leute schweifen und fragte sich, wer von ihnen – in einer anderen Welt ohne Sonnen-Leute – wohl sein Partner oder Konkurrent in den kurzen und ebenso heftigen wie spektakulären Ringkämpfen geworden wäre, deren Sieger als erste den Ort der Konsolidierung wählen durften. Sculptor war größer, stärker und klüger als die meisten anderen. Bei den Wettkämpfen hätte er ohne weiteres einen der besten Hügel errungen…
    Hätte er. Doch als Flüchtling würde er diese Chance nie bekommen. Er hob die Sprechmembran zum Himmel und stöhnte. Wieso ich? Wieso wird ausgerechnet meine Generation so schwer getroffen?
    Sein Vater stolperte. Zwei der vorderen Gliedmaßen waren eingeknickt. Er versuchte mit Hilfe der hinteren Gliedmaßen wieder hochzukommen, doch vermochte er das Gleichgewicht nicht wiederzuerlangen.
    Mit einem leisen Seufzer, so als habe er sich bereits in sein Schicksal ergeben, fiel Sculptor 471 schwer auf den Boden.
    472 eilte zu ihm. »Du musst aufstehen. Bist du krank?« Er packte die Gliedmaßen seines Vaters und versuchte ihn übers Eis zu ziehen.
    Der Körper von 471 lag auf der Seite; durch das Gewicht wurde er leicht verformt und abgeplattet. »Lass mich«, sagte er leise. »Geh weiter. Es ist gut so.«
    Die dünne Stimme und das eingefallene Gesicht waren schier unerträglich für 472. Er schlang die Gliedmaßen um seinen

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