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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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Autorin von Demosthenes' Bedeutung erwartet hatte. »Ich glaube nicht, daß sich die ganze Welt um meine Enttäuschungen dreht! Aber glaube du nicht, du könntest hier hereinplatzen und auf meinem Schiff die Dinge in die Hand nehmen!« Das war es, was ihn verärgerte, nicht ihre Worte. Sie hatte recht – ihre Worte waren nichts. Es war ihre Einstellung, ihr vollständiges Selbstvertrauen. Er war es nicht gewöhnt, daß die Menschen ihn ohne Betroffenheit oder Mitleid betrachteten.
    Sie nahm in dem Sitz neben ihm Platz. Er drehte sich zu ihr um. Sie ihrerseits wandte den Blick nicht ab, sondern musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Er hat gesagt, daß du ein harter Fall bist. Er hat gesagt, daß du verkrümmt, aber nicht gebrochen bist.«
    »Willst du meine Therapeutin spielen?«
    »Willst du mein Feind sein?«
    »Sollte ich das?« fragte Miro.
    »Genausowenig, wie ich deine Therapeutin sein sollte. Andrew hat uns nicht zusammengeführt, damit ich dich heilen kann. Er hat uns zusammengeführt, damit du mir helfen kannst. Wenn du das nicht willst, na schön. Wenn doch, auch gut. Laß mich nur ein paar Dinge klarstellen. Ich verbringe jeden wachen Augenblick damit, subversive Propaganda zu schreiben, um die öffentliche Einstellung auf den Hundert Welten und in den Kolonien anzustacheln. Ich versuche, die Menschen gegen die Flotte aufzubringen, die der Sternenwege-Kongreß ausgeschickt hat, um Lusitania zu unterwerfen. Deine Welt, nicht meine, wie ich hinzufügen möchte.«
    »Dein Bruder ist dort.« Er wollte nicht zulassen, daß sie völlige Selbstlosigkeit für sich beanspruchte.
    »Ja, wir beide haben Familie dort. Und wir beide sind bestrebt, die Pequeninos vor der Vernichtung zu bewahren. Und wir beide wissen, daß Ender die Schwarmkönigin auf deiner Welt wiederhergestellt hat, so daß zwei außerirdische Spezies vernichtet werden, wenn der Sternenwege-Kongreß seinen Willen bekommt. Es steht sehr viel auf dem Spiel, und ich tue schon alles, was ich nur kann, um diese Flotte aufzuhalten. Wenn es mir nun hilft, diese Aufgabe besser zu erledigen, ein paar Stunden in deiner Gegenwart zu verbringen, dann ist es die Zeit wert, die ich nicht schreiben kann. Aber ich habe nicht die Absicht, meine Zeit damit zu verschwenden, mir ständig den Kopf darüber zu zerbrechen, ob ich dich nun beleidigen könnte oder nicht. Wenn du also mein Widersacher sein willst, kannst du hier oben allein sitzen bleiben, und ich mache mich wieder an die Arbeit.«
    »Andrew hat gesagt, du seiest der beste Mensch, den er je gekannt hat.«
    »Er kam zu dieser Schlußfolgerung, bevor er miterlebte, wie ich drei barbarische Kinder zu Erwachsenen großzog. Wie ich gehört habe, hat deine Mutter sechs Kinder.«
    »Genau.«
    »Und du bist das älteste.«
    »Ja.«
    »Sehr schade. Eltern machen ihre schlimmsten Fehler immer bei den ältesten Kindern. Da wissen die Eltern am wenigsten und sind am besorgtesten. Also ist es um so wahrscheinlicher, daß sie Fehler begehen und gleichzeitig darauf beharren, sie hätten richtig gehandelt.«
    Miro gefiel es nicht, daß diese Frau vorschnelle Schlüsse über seine Mutter zog. »Sie ähnelt dir nicht im geringsten.«
    »Natürlich nicht.« Sie beugte sich auf ihrem Sitz vor. »Nun, zu welchem Schluß bist du gekommen?«
    »Zu welchem Schluß worüber?«
    »Arbeiten wir nun zusammen, oder hast du dich für nichts und wieder nichts aus dreißig Jahren menschlicher Geschichte ausgeklinkt?«
    »Was willst du von mir?«
    »Geschichten, natürlich. Die Fakten kann ich vom Computer bekommen.«
    »Geschichten worüber?«
    »Über dich. Die Schweinchen. Dich und die Schweinchen. Diese ganze Sache mit der Lusitania-Flotte begann schließlich mit dir und den Schweinchen. Weil ihr euch eingemischt habt, wollen sie…«
    »Wir haben ihnen geholfen!«
    »Oh, habe ich schon wieder das falsche Wort benutzt?« Miro funkelte sie an. Doch noch im gleichen Augenblick wußte er, daß sie recht hatte – er war überempfindlich. Das Wort eingemischt war, in einem wissenschaftlichen Zusammenhang benutzt, fast völlig wertneutral. Es bedeutete lediglich, daß er in die Kultur, die er studiert hatte, eine Veränderung eingebracht hatte. Und wenn es tatsächlich einen negativen Beiklang hatte, denn deshalb, weil er seine wissenschaftliche Perspektive verloren hatte – er hatte damit aufgehört, die Pequeninos zu studieren und sie als Freunde behandelt. Dessen war er mit Sicherheit schuldig. Nein, nicht schuldig – er war stolz darauf,

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