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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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der Anblicke oder Geräusche speichert, feuert alle zwei oder drei Stunden los, während sie schlafen; selbst wenn alle Anblicke oder Geräusche völliger, zufälliger Unsinn sind, versucht ihr Gehirn trotzdem noch, es zu etwas Sinnvollem zu verarbeiten. Sie versuchen, Geschichten daraus zu machen. Es ist ein völlig zufälliger Unsinn mit keiner möglichen Beziehung zur echten Welt, und doch verwandeln sie es in diese verrückten Geschichten. Und dann vergessen sie sie. Aber wenn sie sich erinnern, versuchen sie, Geschichten aus diesen verrückten Geschichten zu machen und sie in ihr echtes Leben einzufügen.‹
    ›Wir wissen von ihren Träumen.‹
    ›Vielleicht werdet ihr ohne die Descolada auch träumen.‹
    ›Warum sollten wir träumen wollen? Träume sind bedeutungslos. Zufällige Aktivitäten der Neuronensynapsen ihrer Gehirne.‹
    ›Sie praktizieren es. Sie machen es ständig. Stoßen dabei auf Geschichten. Ziehen Verbindungen. Machen Sinn aus dem Unsinn.‹
    ›Was für einen Nutzen haben Träume, wenn sie nichts bedeuten?‹
    ›Das ist es ja gerade. Sie haben einen Hunger, von dem wir nichts wissen. Den Hunger nach Antworten. Den Hunger, Sinn zu finden. Den Hunger nach Geschichten.‹
    ›Wir haben Geschichten.‹
    ›Ihr erinnert euch an Taten. Sie erfinden Taten. Sie verändern die Bedeutung ihrer Geschichten. Sie wandeln Dinge um, so daß dieselbe Erinnerung tausend verschiedene Dinge bedeuten kann. Selbst in der Zufälligkeit ihrer Träume finden sie manchmal etwas, das alles erhellt. Kein einziger Mensch hat einen Verstand, der dem deinen auch nur nahe kommt. Oder unserem. Nicht annähernd so mächtig. Und ihr Leben ist so kurz, sie sterben so schnell. Doch in dem Jahrhundert, das sie vielleicht haben, finden sie zehntausend Bedeutungen für jede eine, die wir gefunden haben.‹
    ›Die meisten davon sind falsch.‹
    ›Selbst wenn die überwältigende Mehrzahl davon falsch ist, selbst wenn neunundneunzig von hundert dumm und falsch sind, bleiben ihnen von zehntausend Ideen immer noch hundert gute. So gleichen sie aus, daß sie so dumm sind und ein so kurzes Leben und kleines Gedächtnis haben.‹
    ›Träume und Wahnsinn.‹
    ›Magie und Mysterien und Philosophie.‹
    ›Du willst doch nicht behaupten, daß du nie Geschichten ersonnen hast. Was du mir gerade erzählt hast, ist eine Geschichte.‹
    ›Ich weiß.‹
    ›Siehst du? Die Menschen können nichts, was du nicht auch kannst.‹
    ›Verstehst du denn nicht? Selbst diese Geschichte habe ich aus Enders Geist. Es ist seine Geschichte. Und er hat ihren Kern von einem anderen Menschen, aus einem Buch, das er gelesen hat. Er hat es mit Dingen kombiniert, die ihm einfielen, bis alles Sinn für ihn ergab. Es ist alles in seinem Kopf. Wir hingegen sind wie du. Wir haben eine klare Sicht der Welt. Ich habe keine Probleme, meinen Weg durch deinen Geist zu finden. Alles ist ordentlich, vernünftig und klar. Du würdest dich in meinem Geist genauso zu Hause fühlen. In deinem Kopf ist die Wirklichkeit, so gut du sie verstehst. Doch in Enders Geist ist Wahnsinn. Tausende miteinander im Wettstreit liegender, gegensätzlicher, unmöglicher Visionen, die überhaupt keinen Sinn ergeben, weil sie nicht alle zusammenpassen können. Doch irgendwie passen sie zusammen; er sorgt dafür, daß sie zusammenpassen, heute so, morgen so, wie es gerade nötig ist. Als ob er für jedes neue Problem, dem er gerade gegenübersteht, eine neue Ideen-Maschinerie in seinem Kopf erzeugen könnte. Als ob er ein neues Universum entwirft, in dem er leben kann, jede Stunde ein neues, oftmals hoffnungslos falsches. Und er macht Fehler und trifft Fehlurteile, doch irgendwann findet er ein so perfekt richtiges, daß es die Dinge öffnet wie ein Wunder, und dann schaue ich durch seine Augen und sehe die Welt auf seine neue Art und Weise, und das verändert alles. Wahnsinn und dann Erleuchtung. Wir wissen alles, was es zu wissen gab, bevor wir auf diese Menschen stießen, bevor wir unsere Verbindung mit Enders Verstand errichteten. Jetzt stellen wir fest, daß es so viele Möglichkeiten gibt, ein und dieselbe Sache zu wissen, daß wir nie wieder alle Möglichkeiten finden können.‹
    ›Außer, die Menschen bringen es euch bei.‹
    ›Siehst du? Auch wir sind Aasfresser.‹
    ›Du bist ein Aasfresser. Wir sind Bittsteller.‹
    ›Wenn sie nur ihrer geistigen Fähigkeiten würdig wären.‹
    ›Sind sie es nicht?‹
    ›Vergiß nicht, sie haben vor, dich in die Luft zu jagen. Es gibt

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