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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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nächsten 20 Jahre wird die Vision vom »echten Personalcomputer« Wirklichkeit werden: von einem Gerät, das leistungsfähiger ist als heute Großrechner, klein genug, um in eine Sakkotasche zu passen, mit einem Speicher, der das Wissen Dutzender Großlexika verwahren kann, und mit einfachster Bedienung inklusive zum Beispiel Sprachein- und Sprachausgabe. Dieses Gerät, das noch dazu Funktionen wie Fernseh- und Radioempfänger, Mobiltelefon, elektronisches Zahlungsmittel und elektronische Kamera integriert haben mag, wird sich zu einem omnipräsenten Begleiter entwickeln, ähnlich wie das heute für Armbanduhren gilt. Vieles wird sich dadurch ändern, auch der Unterricht an den Schulen.
    Logarithmentafeln und Rechenschieber, mit denen Generationen von Mittelschülern bis 1970 geplagt wurden, sind Begriffe, die man schon fast nicht mehr kennt. Der Taschenrechner hat sie genauso wie das »Wurzelziehen«, diverse Rechenabkürzungen u. v. m. überflüssig gemacht. Modernere Mathematikprogramme sind im Begriff, das Lösen von Gleichungssystemen, das Differenzieren und Integrieren, kurz die gesamte »Trivialmathematik«, wie sie zurzeit bis zur Universitätsreife unterrichtet wird, von der Landkarte des Unterrichtsstoffes zu verdrängen. Warum auch sollen wir mühsam Mathematik lernen, wenn das alles sehr viel besser von Maschinen übernommen werden kann? Schließlich lernen wir, seit es Rasenmäher gibt, ja auch nicht mehr, wie man mit einer Sense mäht oder diese wetzt, schleift oder dengelt.
    Weit verbreitete Personalcomputer wie die beschriebenen greifen nicht nur in den Mathematikunterricht ein. Wozu lehrt man Faktenwissen in beispielsweise Physik, Chemie, Geografie, Natur- oder Kunstgeschichte, wenn man auf Anforderungen der Art »Kurzbericht über Mozart« eine klare Exposition vom Personalcomputer geliefert bekommt, und zwar auf Wunsch für andere sogar unbemerkt, weil der Bericht in das linke Brillenglas eingeblendet oder über ein Knopfmikrofon vom Brillenbügel akustisch direkt auf den äußeren Ohrknochen übertragen wird? Durch den Einsatz so genannter Hypermedia-Techniken können dabei Informationen in natürlicher Weise »assoziativ« gesucht werden, wobei nicht nur Text, sondern auch Bilder, Filmclips und Audiosequenzen präsentiert werden.
    Warum soll man noch schreiben lernen? Wozu eine schöne Handschrift lernen, wenn man ohnehin ein Textverarbeitungssystem einsetzt, mit dem man Texte elegant formatiert und schön wie in einem Buch drucken kann? Auch das Tippen auf einer Tastatur wird in zehn Jahren ein Anachronismus sein. Man spricht dann in ein Mikrofon; die gesprochenen Worte werden in Schrift umgesetzt und am Bildschirm angezeigt. Selbst »Editierkommandos« wie »streiche letztes Wort« oder »vertausche diesen Paragrafen mit jenem« erfolgen akustisch: Das Eingeben von Schrift durch Schreibbewegungen oder Tastatur ist zum Aussterben verurteilt, weil man zwei- bis dreimal schneller spricht, als man schreibt, die akustische Eingabe also einfach effizienter ist.
    Wozu richtige Rechtschreibung lernen? Die in das Textverarbeitungsprogramm eingebaute Orthographieprüfung sorgt schon dafür, dass keine Fehler gemacht werden, und schlägt bei Wortwiederholungen geeignete Synonyme vor.
    Auch eine Betonung des Fremdsprachenunterrichts macht wenig Sinn: Ein deutsches Großprojekt hat die computermäßige Übersetzung von Telefongesprächen als Ziel: Geschäftspartner sprechen dann in ihrer Sprache ins Telefon, der Partner aber hört alles in seiner. Solche Übersetzungsverfahren werden auch in die erwähnten Personalcomputer integriert werden, die damit bei Reisen als »Translatoren« fungieren: Man spricht Deutsch hinein, der Partner hört die entsprechende Übersetzung. Die Motivation für das Erlernen einer Fremdsprache im schulischen Ausmaß sinkt damit genauso weit, wie dies bei der Verwendung von Logarithmentafeln schon geschehen ist.
    Was verbleibt dann noch zu lehren außer »soziales Verhalten«, »Benutzung der neuen Medien« oder Ähnliches, wenn der Unterricht von Mathematik, Schreiben, Grammatik, Fremdsprachen und allem Faktenwissen verschwinden wird? Bleiben dann zusätzlich nur noch Leibesübungen und Teile der musischen Erziehung, wobei man dort auch eher Malprogramme anstelle von Wasserfarben und Synthesizer anstelle von Musikinstrumenten verwenden wird? So ist es nicht. Obwohl wir technisch gesehen heute kaum mehr gezwungen sind, uns körperlich anzustrengen, betätigen wir uns physisch

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