Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
dennoch: weil es uns Spaß macht und weil wir fit bleiben wollen. Ähnliches gilt für das Gehirn: Weil es uns (hoffentlich) Spaß macht und weil wir geistig fit bleiben wollen, denken wir über Probleme nach und eignen uns Sachwissen an. Tatsächlich wird die Bedeutung des Sachwissens als Denkbasis und des »Auswendiglernens« und der »Denksportaufgaben« als »Fitnesstraining für das Gehirn« oft weit unterschätzt. Eine der Hauptaufgaben der Schule der Zukunft wird es sein, gewisses Sachwissen und Sachverständnis als Basis für Denkvorgänge zu liefern und ansonsten die verschiedensten Regionen des Gehirns fit zu halten, ähnlich wie das der Turnunterricht für die Muskeln des Körpers versucht. Wenn dann zum Beispiel eine der lebenden Fremdsprachen angesichts der Translatoren zugunsten eines Faches »Denkspiele« (wo Schach, Go und Bridge unterrichtet werden) ersetzt wird, so ist das kein Fehler: Die Motivation für dieses Fach ist groß und solche Spiele eignen sich gut für das Training der »Gehirnmuskeln«.
Eine weitere Hauptaufgabe der Schule der Zukunft ist die Beherrschung der neuen Medien in einem sehr viel tieferen Sinn als gemeinhin angenommen. Dem Menschen fehlt nämlich ein wichtiges Sinnesorgan: Zwar haben wir Ohren als passive Instrumente, um zu hören, und den Mund als aktives Gegenstück, mit dem wir Geräusche für die Ohren produzieren. Wir haben aber für das wichtigste Sinnesorgan Auge kein aktives, produzierendes Gegenstück: Wir haben kein Organ, mit dem wir bewusst (bewegte, farbige, abstrakte oder konkrete) Bilder erzeugen können. Diese Tatsache behindert die zwischenmenschliche Kommunikation und die Informationsweitergabe (= Unterricht) gewaltig: Alles, was wir mitteilen wollen, müssen wir in sprachlicher Form verschlüsseln!
So wie wir Unterseebote als Krücke für die uns fehlenden Kiemen und Flugzeuge als Krücke für die uns fehlenden Flügel entwickelt haben, so sind wir im Begriff, Computer als Krücke für das fehlende bilderzeugende Organ einzusetzen. Wir stehen dabei am Anfang. Computer- und Softwaretechnologie werden es uns aber zunehmend ermöglichen, Gedanken nicht nur mühsam in schriftlicher Form festzuhalten und mitzuteilen, sondern in einer Kombination von Ton, Sprache, Bild und bewegtem Bild, wobei abstrakten Bildern und abstrakten Filmen besondere Bedeutung zukommen wird. In diesem Sinne wird der Unterricht des Schreibens und Lesens ersetzt werden durch die gewaltige Aufgabe zu lehren, wie (abstrakte) multimediale Dokumente zu erstellen (= zu schreiben) und zu verstehen (= zu lesen) sind. Da heute nach zwölf Jahren Schule die wenigsten Abgänger sich wirklich gut schriftlich ausdrücken können und nicht alle Abgänger Gedichte, anspruchsvolle Prosa oder abstrakte Malerei verstehen, wird die Vermittlung des viel komplexeren angesprochenen »neuen Schreibens und Lesens« eine der ganz großen Herausforderungen der Schule der Zukunft. (Siehe dazu auch den Beitrag 11.4: »MIRACLE«).
3.6 Neue Unterrichtsgegenstände
Zu den größten Problemen im Schulunterricht gehört es, Kinder ausreichend zu motivieren. Geschickte Pädagogen schaffen dies trotz widriger Umstände immer wieder: Obwohl sie oft auch nicht verstehen, warum es eigentlich für die Kinder wichtig sein soll, den Lehrsatz des Pythagoras oder die Verbreitung der wirbellosen Tiere in der Kreidezeit zu beherrschen, gelingt es ihnen durch geschickte Tricks (Lob, Ermutigung, Prüfungsdruck, Erfolgserlebnisse) Kinder von der Sinnhaftigkeit des Lernens zu überzeugen. Es ist schade, dass nicht der Grundansatz anders ist. Es würde das Leben für Lehrer und Schüler erfreulicher machen. Mit einem anderen Grundansatz meine ich dieses:
Die Schule sollte zwei Hauptziele haben:
1. Ein Training des Gehirns (vom logischen Denken über Gedächtnisleistungen bis zum musischen Verständnis und dem Entwickeln der Fantasie).
2. Die Vermittlung des für das Leben allerwichtigsten Wissens und der allerwichtigsten sozialen Verhaltensregeln an die Schüler.
Statt jedes Schulprogramm um diese beiden Maxime herum zu entwickeln, überarbeiten Pädagogen mühevoll und sorgfältig kleinkariert immer wieder die Lehrpläne für Mathematik, Geografie, Latein, Religion usw., ohne die wirklich wichtigen Fragen zu stellen; nämlich: (a) Warum unterrichten wir Fach x; (b) decken wir die notwendige Komponente y durch unseren Unterricht ab?
Analysieren wir kurz die beiden oben angeschnittenen Aspekte
1. Gehirntraining: Die
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