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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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möglich sein muss), hört man kaum Gegenstimmen gegen den Ausbau von Planstellen für Lehrer: Häufig sieht man zustimmendes Kopfnicken.
    Dabei ist die Gleichung »kleinere Schulklassen = bessere Ausbildung« schlichtweg falsch. Sie berücksichtigt nämlich in keiner Weise die Tatsache, dass die Qualität der Ausbildung in erster Linie von der Qualität des Lehrers abhängt: Klassengröße, Unterrichtspläne, Schulungsunterlagen (Bücher, Geräte, Demonstrationsmaterial …) sind von stark untergeordneter Bedeutung. Anders formuliert: Ein guter Lehrer ist auch bei einer 20 % größeren Klasse, halb ausgegorenen Unterrichtsplänen (die er dann eben teilweise ignoriert) und weniger Unterrichtsbehelfen sehr viel erfolgreicher als ein schlechter und uninteressierter Lehrer, auch wenn dieser nur eine Kleinstgruppe unterrichtet!
    Der Ruf nach kleineren Schulklassen kommt in erster Linie von der Lehrerschaft (und von Eltern, denen Lehrer die falsche Gleichung »kleinere Schulklassen – bessere Ausbildung« eingeredet haben).
    Ich fürchte, dass der Ruf nach besserer Ausbildung in erster Linie ein Vorwand ist, um mehr Lehrer einstellen zu können (um damit die Lehrerarbeitslosigkeit zu verringern). Aber Schulen sind nicht dazu da, beliebig vielen Lehrern Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, sondern um Kinder gut auszubilden. Die Verkleinerung der Schulklassen muss nicht zu besseren Schulen führen, sondern kann genau das Gegenteil bewirken, weil dann vielleicht noch mehr unfähige Lehrer in einer schwer kündbaren Stellung Tausende von Kindern für das ganze Leben schädigen, die guten Lehrer aber weniger Kinder betreuen!
    Wenn wir uns ernsthaft Sorgen um die Qualität unserer Schulen machen, müssen wir zuerst bei der Qualität der Lehrer anfangen. Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich gibt es exzellente und engagierte Lehrer in unseren Schulen; es gibt auch viele mittelmäßige, aber vielleicht gerade noch tragbare; und es gibt katastrophal schlechte, die aber auf Grund ihres Dienstvertrages bestenfalls aus einer Schule in eine andere verschoben werden können. Dazu kommt, dass das gegenwärtige Vorrückungssystem keinen Anreiz für besonderes Engagement oder besondere Leistung bietet. Auch gilt der Beruf des Lehrers (trotz mäßiger Bezahlung) wegen der vielen schulfreien Tage und der (zumindest bei Nebenfachlehrern) weitgehend freien Nachmittage (zu Recht oder zu Unrecht) als eher angenehmer Beruf (als »Zweidrittelstelle«).
    So wenig kümmern wir uns also um die Erziehung unserer Kinder: Wir akzeptieren, dass manche Lehrer nicht aus »Überzeugung« oder »Berufung« diesen Beruf wählen, sondern weil er mehr Freizeit bietet als andere. Wir akzeptieren, dass auch unfähige Lehrer (oder solche, die unfähig geworden sind) weiterhin unterrichten und damit Kinder vielleicht für immer »verpatzen«. Und da will man uns einreden, dass mehr Lehrer ohne sonstige Maßnahmen unsere Schulen verbessern würden! Ich schlage vor: Glauben wir davon kein Wort! Fordern wir, dass in so heiklen Berufen wie bei Lehrern (weil so viele Menschen betroffen sind) eine ständige Leistungskontrolle der Lehrer (durch die Schulleitung, die Kollegen, die Eltern, selbst die Schüler) stattfindet und dass der Verbleib an der Schule als Lehrer und die Höhe etwaiger Gehaltsaufstockungen von der Leistung abhängt.
    Wenn wir auf diese Weise sichergestellt haben, dass die Qualität der Lehrer stimmt, sollten wir weiter über die Aufnahme zusätzlicher Lehrer sprechen. Dann wird sich auch, fürchte ich, herausstellen, dass das österreichische Reservoir an guten Lehrern nicht so groß ist, dass die Klassengrößen beliebig gesenkt werden können.
    Gute arbeitslose Junglehrer wird es aber auch nicht mehr geben: Sie werden jene Lehrer ersetzt haben, die auf Grund fehlender Eignung ohnehin schon lange nicht mehr unterrichten sollten!

    3.4 Die Grundschule

    Die allgemein verpflichtende Grundschule war seinerzeit (in Preussen ab 1717, in Österreich ab 1770, europaweit ab ca. 1820) ein großer Schritt vorwärts; heute ist sie, so möchte ich etwas überzogen argumentieren, fast zu einer Gefahr geworden. Ich behaupte, dass in den vier Jahren Grundschule der Mehrzahl der Kinder Neugier und Wissensdurst ausgetrieben wird und dass den meisten Kindern für den Rest des Lebens nachdrücklichst eine Tatsache eingepflanzt wird: Schule und Lernen sind langweilig.
    Das erste Jahr Grundschule ist charakteristisch für die Probleme, die auftreten.

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