Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
schadstoffbelastet ist als heute.
10.6 Öffentlicher
Verkehr – ja, aber …
Anmerkung: Dies war seinerzeit ein Gastbeitrag von Judith Marimann in einem Diskussionsforum. Wir danken für die Genehmigung des Abdrucks.
Wenn man die vielen Diskussionen und Veröffentlichungen über unsere Verkehrssysteme ansieht, dann wird es klar, dass wir uns
(a) absolut uneinig sind, wie wir die (offensichtliche) Verkehrsmisere (Lärm, Gestank, Energieverschwendung, Parkplatzprobleme einerseits, langsamer, unregelmäßiger, unbequemer öffentlicher Verkehr andererseits) lösen wollen, aber uns doch
(b) insofern einig sind, dass »irgendetwas zu geschehen hat«.
Da gibt es einerseits die AAF (Anti-Auto-Fanatiker), die am liebsten alles mit vier Gummireifen verbieten würden, die GAL (Große-Auto-Lobby), die die Probleme nicht zur Kenntnis nimmt, die TNB (Tolle Neue Bahn), die ein veraltetes Eisenbahnkonzept als Ei des Kolumbus verkauft, die AST (Alternative Stadt-Räte), die uns schlecht funktionierende Straßenbahnen oder Fahrräder als ultimative Lösungen einreden wollen, und dann gibt es Hermann Maurer mit seinen MAUTOs, die zwar eine herzige Idee sind, aber halt auch nur im Hirn eines Elfenbeinturmprofessors eine Erfolgschance haben.
So, kritisieren ist einfach, kann jeder, drum komme ich jetzt gleich mit konkreten Vorstellungen, die sich wirklich realisieren lassen, meine ich zumindest.
Ich bin für den öffentlichen Verkehr, sofern es einige kleine, aber wichtige Verbesserungen gibt. Übrigens bin ich nicht dafür, weil ich glaube, dass er so herrlich ist (wenn wir genug Platz und keine Probleme hätten, würde ich viel lieber mit dem Auto bis in den zweiten Stock meines Bürohauses fahren), sondern ich bin dafür, weil ein verbesserter öffentlicher Verkehr die einzige realistische Lösung ist. Was sind nun diese Verbesserungen?
Die erste hat überhaupt nichts mit Verkehr zu tun. Sie besteht darin, dass in Zukunft bei Hausadaptionen in der Innenstadt alle Dächer mindestens 2,5 m über den Hausrand hinauszuragen haben, damit bei Regen der darunter liegende Gehsteig halbwegs trocken bleibt (außer es geht ein ganz böser Wind). Das allein würde die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel schon sehr verbessern: Wenn ich schon mit der Straßenbahn ins Theater oder zum Ball fahre, möchte ich doch wenigstens eine gute Chance haben, dort noch trocken anzukommen.
Da liegt übrigens wirklich eines der Hauptprobleme des öffentlichen Verkehrs: Die Stadtplaner benehmen sich so, als lebten wir in der Sahara, wo es immer schön warm ist und wo es nie regnet, wo also zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren immer ein Genuss ist. Ist es aber nicht! Wie oft bin ich schon auf den Fahrradwegen (Sie werden immer mehr! Bravo!) zur Arbeit ins Büro gefahren, aber bin dann am Abend beim üblichen Sommergewitter nicht mehr mit dem Rad nach Hause gekommen! Lösung? Einfach! Ich schiebe mein Fahrrad (oder kann man gar die eine Gehsteigseite zum Fahrradweg deklarieren?) trockenen Fußes unter den vorspringenden Dächern zur Straßenbahnhaltestelle. Dort warte ich auf die nächste Garnitur, die einen Gepäckwagen (!) mitführt, in den ich mein Fahrrad hineinstelle (übrigens einige Mütter ihre Kinderwägen; und ein junges Pärchen hat sogar einen gerade gekauften Tisch dort hinein gehoben). Nun fahre ich also inklusive Rad mit der Straßenbahn nach Hause …
Die Straßenbahnen bzw. U-Bahnen sind übrigens in vieler Weise verbesserungsbedürftig. Warum gibt es noch immer Stationen, wo man im Freien stehen und frieren muss? Wäre es nicht das Mindeste zu erwarten, dass jede Station ein wetterfestes Häuschen hat? Könnte dort nicht auch gleich ein öffentlicher Internet-Anschluss stehen, damit ich wenigstens ein bisschen dort herumstöbern kann?
Auch das Einsteigen in die Straßenbahnen ist manchmal noch immer ein Problem. Nicht nur für Behinderte mit Rollstuhl! Ich bin das zum Glück nicht. Freunde haben mir so oft gesagt, dass ich recht hübsche Beine habe, dass ich nun gerne einen Mini trage. Trotzdem, wenn die Stufen hoch sind, ist das ein Problem: Denn jedem möchte ich nun doch auch wieder nicht meinen Glutaeus maximus zeigen!
So, mit obigen Verbesserungen wird der öffentliche Verkehr allmählich für gesunde Normalbürger ohne Kleinkinder akzeptierbar. Bevor ich es vergesse: Sitzen möchte ich auch in den Stoßzeiten können. Wieso Straßenbahnen regelmäßig überfüllt sind, verstehe ich nicht. Da muss man dann halt noch
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