Xperten - Der Paradoppelgänger
schon ans Mittagessen denken.
7 Teleportation: die Fähigkeit, sich durch reine Macht der Gedanken an einen anderen Ort zu versetzen.
Maria sieht hingegen, wie Barry am Vormittag sein Büro (von außen) betritt und einige geschäftliche Angelegenheiten abwickelt (sie kann ja durch die Wände sehen). Als um die Mittagszeit (während der »Barry zu Hause«, wie sie von Marcus über das Handy weiß, noch immer fest schläft) eine junge zierliche hübsche Inderin mit einem Paket das Büro »ihres« Barry betritt, ist sie zunächst nicht überrascht, schaut aber mit wachsendem Interesse zu, was sich da nun entwickelt. Die Inderin - die offenbar Barry schon öfter ein Essen gebracht hat - wird von Barry herzlich, fast stürmisch umarmt und ist offenbar recht glücklich, dass Barry versucht ihr mehr als ein Wangen-Küsschen abzuringen. Sie bringt eine größere Portion indischen Essens als sonst. Darüber entspinnt sich zwischen ihr und Barry ein längerer Dialog, bei dem die junge Frau manchmal lächelt, dann wieder Barry verführerisch ansieht. Barry berührt sie ab und zu und versucht, ihr mit seinem Witz und seinen Worten irgendetwas einzureden. Allmählich dämmert es Maria: Barry versucht sie zum Mittagessen einzuladen, aber offenbar nicht in dem kleinen Reisebüro, sondern anderswo.
Maria bedauert, dass sie zwar alles sehen, aber nichts hören kann: Ihre Para-Fähigkeiten sind eben auf das Sehen durch Objekte, auch mit »Zoom«, auf Wunsch auf anderen Wellenlängen und auf »Makroeinstellung« limitiert! Trotzdem kann sie nachvollziehen, wie es Barry allmählich gelingt, die Inderin umzustimmen (er erzählt der hübschen Rita, dass er schon wochenlang davon träumt, einmal mit ihr ein bisschen zusammenzusitzen, es sei doch nichts dabei, und Rita gesteht, dass sie sich auch immer auf ein Treffen mit Barry gefreut hat). Maria sieht, wie das Mädchen das Handy verwendet und vermutlich ihren Arbeitgeber verständigt, dass sie unerwartet aufgehalten wurde (ja, so ist es), wie sie das Essen einpacken und aufbrechen ... vermutlich zu Barrys Wohnung. Nun kann es aber spannend werden, denn dort liegt ja auch ein Barry noch immer schlafend im Bett, wie sie von Marcus weiß!
Maria ist daher sehr enttäuscht, als Barry und Begleiterin in eine andere Richtung gehen, nur ein paar Häuser weit, wo Rita eine Tür aufsperrt. Sie sind also zu ihr gegangen. Aus der Größe und Einrichtung der Wohnung erkennt Maria, dass sie hier mit anderen Personen wohnt, nach Bildern zu schließen mit den Eltern. Rita deckt flink und geschickt auf. Barry setzt sich neben sie und sie beginnen ein zunehmend intimes Mittagessen. Barry beugt sich immer wieder ein bisschen zu Rita hinüber, berührt mit den Lippen ihre Wange und versucht, ohne das zu verbergen, in die oben offene weiße Bluse von Rita hineinzusehen. Rita hält dann immer etwas verschämt ihre Hand über den oberen Teil der Bluse, sieht Barry vorwurfsvoll, aber nicht böse an und macht keine Anstalten, den obersten Knopf der Bluse zu schließen. Die beiden flirten heftig.
Maria, die inzwischen den Standort gewechselt hat, um näher zu sein, verfolgt auf einer Parkbank sitzend das Spielchen zuerst mit Amüsement, dann auch mit einem Hauch Trauer, vermischt mit einer Spur Neid: So ist es bei Marcus und ihr doch auch gewesen, vor ungefähr sieben Jahren, und obwohl sie sich beide nach wie vor so gut verstehen und auch beim Sex immer alles »stimmt«, diese Art von Aufregung, von Spielchen haben sie eingebüßt, wie das wohl in einer Ehe fast unvermeidbar ist. Dass man, wenn man Glück hat, im Laufe der Zeit immer mehr zusammenwächst und immer wieder schöne gemeinsame Erlebnisse hat, kann und soll man sicher als einen Ausgleich sehen. Und doch, der Anfang einer Beziehung ist immer so aufregend, so lebendig, so spannend, so »rosig«, dass es schön wäre, wenn diese Stimmung immer andauern könnte, denkt Maria nicht zum ersten Mal.
Sie konzentriert sich wieder auf Barry und Rita. Deren Anbahnungsspiel geht ungebrochen weiter. Maria fühlt in sich ein bisschen jener Lust aufsteigen, die die Beobachteten offenbar empfinden. Das indische Fladenbrot eignet sich übrigens vorzüglich, Delikates einzupacken und dem Partner liebevoll in den Mund zu schieben. Als Barry dies wieder einmal macht tropft er (absichtlich?) auf Ritas Bluse. Maria sieht, dass Rita einen Moment ärgerlich ist, aber nach einigen Gesten von Barry die Bluse auszieht - wobei ihr Barry begeistert hilft - und zu einem
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