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Xperten - Der Paradoppelgänger

Xperten - Der Paradoppelgänger

Titel: Xperten - Der Paradoppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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(die talaufwärts und -abwärts führenden Spuren liegen oft kilometerweit auseinander!) durch Bestände von weißen und roten »Weihnachtssternbäumen« ist ein Erlebnis, die Einfahrt in die zirka eine Viertelmillion große Stadt eine Überraschung. An einem See liegt das Grandhotel, wo Viktoria und Barry ein zweites Frühstück (anstelle eines Mittagessens) im Garten beim See in herrlicher Sonne genießen. Die Stadt selbst liegt so zerstreut zwischen steilen Felskegeln in engen Tälern, dass man trotz prachtvoller Villen und einiger schöner Kirchen mit vorgelagerten Plätzen eher den Eindruck einer Ansammlung von nostalgischen alten Dörfern bekommt.
    Nach dem »zweiten Frühstück« fällt es beiden schwer aufzubrechen, so gemütlich sitzen sie hier an dieser malerischen Stelle. Schließlich ist es die zunehmende Hitze, die es ihnen leichter macht, ihren Tisch zu verlassen. Barry fährt mit dem Mietauto zielstrebig das Haupttal der Serra dos Orgãos weiter, bis er schließlich anhält. »Hier geht unsere Wanderung hinauf«, zeigt er auf eine der fast unersteigbar erscheinenden zirka 1.200 m hohen Felskuppen. Obwohl es hier nicht ganz so heiß ist wie in Rio, ist Viktoria unsicher, ob sie bei fast 30 Grad wirklich eine anscheinend mehrstündige, nicht einfache Bergtour machen will. Barry ahnt ihre Zweifel.
    »Vertrau mir«, sagt er.
    Der Weg führt zunächst gemütlich durch ein schattiges Tal bergauf, dann wird er steiler, bleibt leicht zu gehen, liegt aber in praller Sonne. Beiden wird sehr warm, doch Barry lächelt nur, als Viktoria das kommentiert. Urplötzlich liegt, nur zwei Meter vor und unter ihnen ein glasklarer See. »Zeit zum Abkühlen«, meint Barry. Da sie alleine sind erweisen sich die Badesachen als überflüssig. Das Wasser (etwa 25 Grad) fühlt sich herrlich an.
    Als Viktoria am Rücken treibt, das Ziel nun schon viel näher sieht und Barry sie liebevoll berührt und küsst, versteht sie die Welt fast nicht mehr: »Wieso ist nicht ganz Rio hier im Wasser?«, denkt sie.
    Und als dann Barry sagt: »Ich persönlich habe nie verstanden, warum sich die Menschen im mäßig sauberen Wasser von Ipanema tummeln, wenn es hier dies gibt. Aber ich freue mich darüber und wir sagen es besser nicht zu vielen weiter 2 «, da kann Viktoria nur voll zustimmen.
    »Müssen wir weitergehen?«, fragt sie, »es ist so schön hier.«
    »Wir kommen hierher bald zurück und bleiben dann, solange du willst. Aber ich würde gerne noch ein Stück weitergehen, es gibt noch eine zweite Überraschung. Aber trockne dich ab und zieh deinen Bikini an, das ist für den Rest der Wanderung genug.«
    Abgekühlt gehen sie zügig weiter bergauf, nähern sich dem Gipfel auf einem Weg, der den Felskegel einmal ganz umrundet und daher herrliche Aussichten bietet. Fast vor dem Ziel ragt über den Weg ein Felsüberhang, über den der kleine Bach, der den See speist, direkt auf den Weg herunterfällt: ein natürliches Duschbad, das in der Sonne eine Reihe von Regenbogen entwickelt. Barry zieht die Schuhe aus, lässt seine Ausrüstung liegen und steigt unter das fallende Wasser. Viktoria folgt ihm. Sie umarmen sich im Wasserfall stehend, küssen sich und laufen dann barfuß auf sandigem Boden die letzten Meter bis zum Gipfel. Die von hier sichtbaren Teile von Petrópolis, in der Ferne das Meer, in der anderen Richtung dichte Wälder, in der Umgebung viele steile Felskegel und Schluchten sind ein gewaltiger Anblick. Aber das Ungewöhnlichste ist ein Loch, weniger als ein Meter unterhalb des Gipfels, aus dem eine massive Menge Wasser herausströmt, fast - so scheint es - allen Gesetzen der Schwerkraft zum Trotz. Intuitiv ist die Erklärung, dass die Verwerfung von Erdschichten dieses Phänomen auslöst, keine befriedigende Antwort auf die Tatsache, dass hier, fast am höchsten Punkt in der Umgebung, eine mächtige Quelle entspringt.
    Am Rückweg bleiben sie noch lange beim See. Wie jungverliebte Teenager steigen sie händchenhaltend ab und fahren gemütlich nach Rio zurück. Nur bei der Einfahrt in die Stadt wird der Verkehr dicht und unangenehm. Dennoch bleibt noch genug Zeit zur Vorbereitung auf den Besuch bei João und Angela. Die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis, weil sie in einen der schönsten Teile der Stadt fahren, aber dabei auch die Problematik Arm-Reich deutlich sichtbar wird: Die Villa Joãos ist zusammen mit anderen von zwei Ringen stacheldrahtbesetzter Mauern umgeben, wobei die Tore von mit Maschinengewehren bewaffneten

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