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Xperten - Der Paradoppelgänger

Xperten - Der Paradoppelgänger

Titel: Xperten - Der Paradoppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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ja so heftig und amüsant mit der Stewardess Viktoria flirtete, dass sie sich zu einem gemeinsamen Abend am Tag nach der Ankunft überreden ließ.
    Schon vom Flugzeug aus lässt sich Barry ein schönes Apartment in einem guten Hotel, dem Meridien, das er von früheren Reisen kennt, im Stadtteil Leme reservieren. Das Hotel ist nur ein kurzes Stück vom Strand entfernt, gerade so weit, dass der Strand vom Balkon seiner Wohnung noch sichtbar ist, aber der Lärm des Morgenmarktes nicht mehr wirklich stört. Leme liegt an einem nicht übertouristischen Teil des Strandes. Er grenzt direkt an den Abhang des Zuckerhuts auf der einen Seite und die Copacabana auf der anderen Seite. Trotz des internationalen Rufs der Copacabana hat diese, vor allem wegen der Verschmutzung des Wassers, viel an Attraktivität eingebüßt. Geht man von Leme aus den Copacabana Strand entlang, dann sieht man noch immer viele brasilianische Schönheiten in ihren Minitangas oder Bikinis, aber erst wenn man die Felsen beim Forte Copacabana (eine Militärzone) und den kleinen Strand Arpocador zu Ipanema umrundet, ist man heute in der wahren »In«-Zone. Das »Girl von Ipanema« wurde mit Recht schon vor Jahren ein berühmter Hit, obwohl (oder gerade weil) auch hier die Qualität des Strandlebens weit über der Wasserqualität liegt.
    Barry fährt vom Flughafen direkt ins Hotel, trinkt auf dem Balkon noch zwei Caipirinhas, jene Getränke aus Cachaca (lokaler Rum) und Limonen mit viel Rohrzucker, die man nur in Brasilien »richtig« bekommt. Sie schmecken verführerisch wenig nach Alkohol, aber zwei davon sind für die meisten - auch geeichten - Feinschmecker schon die Grenze. Nach dem langen Flug fällt Barry ins Bett, durchaus mit dem Gefühl der Vorfreude auf den morgigen Tag in Rio und den Abend mit Viktoria. Und dann hat er vor, seinen früheren Freund João, mit dem er allerdings seit drei Jahren keinen Kontakt mehr hatte, zu kontaktieren. Barry hat genug Geld und weiß, dass man damit in Brasilien gut leben kann. Wo und wie, das muss er sich noch genauer überlegen ...
    Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück, das viele Erinnerungen weckt: gesüßtes Avocadomus, frische Früchte, köstliche Beeren, aber so weich, dass man sie noch immer nicht vernünftig weit transportieren kann, herrlicher starker brasilianischer Kaffee, von dem man (mit genug Zucker ... sonst gilt man als krank oder Schwächling!) beliebig viel trinken kann.
    Barry kauft sich gute Strandkleidung, nimmt 50 Dollar Bargeld, aber sonst keine Wertgegenstände 1 mit und geht gemächlich den Strand von Leme Richtung Ipanema entlang. Es ist wie immer ein Vergnügen. Der Zuckerhut im Hintergrund als Kulisse, der schöne Strand, das (täuschend) schöne Wasser der Guanabarabucht, einige Strandverkäufer und überdurchschnittlich viele attraktive Körper. Barry kennt die verschiedenen Kategorien. Es wäre nicht Barry, wenn er sich nicht hauptsächlich für hübsche junge Frauen interessieren würde. Da heute ein Wochentagvormittag ist, gibt es wenige Frauen, die gute Kurzzeitpartnerinnen für ihn wären. Die meisten attraktiven weiblichen Körper gehören entweder jungen Müttern oder Kindermädchen mit ihrem Baby oder Kleinkind. Junge Mütter (als vorwiegend europäisch erkennbar) sind nicht ideal, weiß Barry. Oft sind sie doch noch ein bisschen in ihren Mann verliebt und auch wenn nicht, gibt es so viele Komplikationen durch zeitliche Einschränkungen, Angst vor dem Entdecktwerden usw. Die Kindermädchen (in allen Hautschattierungen und nicht selten sehr verführerisch aussehend) sind gleichfalls nicht Barrys Fall. Sie sind lustig, leicht zu haben (vor allem, wenn man ein wenig großzügig ist), aber sie haben meist nur einen Tag in der Woche frei und, erschwerend, sie sprechen meist nicht Englisch. Barry weiß, dass er, wenn er nette weibliche Gesellschaft haben will, eher an Lehrerinnen, Frauen in internationalen Firmen oder Organisationen usw. denken muss. Er lächelt in sich hinein: »Wird sich alles ergeben.« Er quittiert manchen herausfordernden Blick mit einer Geste. Er ist stolz darauf, dass er noch immer so auf Frauen wirkt wie damals in Rotorua als Lifeguard.
    1 Vor freundlichen Raubüberfällen ist man in Rio nie sicher: Freundlich sind die Überfälle insofern, als man höflich gebeten wird, Geld oder Wertgegenstände zu übergeben. Dies geschieht auch am helllichten Tag durch eine nett wirkende Umarmung, die den Druck einer Messerspitze beinhaltet. Und wenn man alles

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