Xperten - Der Paradoppelgänger
gefallen werden? Oder hat er so viel Geld, dass er solche Beträge einfach ausgeben kann?
Sie möchte gern noch ein wenig mit ihm reden, aber da kommt ihr Freund, legt recht besitzergreifend seinen Arm um sie, indem er Julia nicht nur umarmt, sondern auch mit seiner Hand in die hintere Hosentasche direkt auf der Seite ihres runden Pos hineinfährt.
»Und, was gefällt Ihnen besser: das Bild oder das Original?«, fragt er spöttisch.
Barry schaut den jungen Mann an, der ihm »zu schön« vorkommt und der ihm irgendwie unsympathisch ist (oder ist es nur, weil er ihm jetzt Julia »wegnimmt«?), und sagt dann leichthin: »Das Original ist wohl nicht zu übertreffen, noch dazu ist es dreidimensional und lebendig. Aber es ist nicht zu kaufen. Das Bild aber ist zu kaufen und das werde ich tun.«
»Haben Sie den Preis gesehen?«
»Ja, natürlich«, nickt Barry. »Schön, Sie kennen gelernt zu haben, Julia«, sagt Barry und macht sich auf die Suche nach João. Er wird das Bild kaufen, bevor jemand anderer auf die Idee kommt. João will an diesem Abend nicht mit Geschäften gestört werden, aber er verspricht Barry das Bild für ihn zu reservieren.
»Barry, du bist noch immer der Alte. Immer umgibst du dich mit hübschen Frauen und wenn du sie nicht anders kriegen kannst, dann kaufst du ihre Bilder«, kommentiert er.
Sobald den meisten Anwesenden klar wird, dass Barry nicht nur vorübergehender Gast ist, sondern eine unbestimmte Zeit lang in Rio bleiben wird und über offenbar beträchtliche Mittel verfügt, da er in einer vornehmen Suite in einem Hotel in Leme wohnt, und dass Viktoria nur die »Begleiterin des Abends« ist, werden sie beide nicht nur bewundert wie vorhin, sondern wird Barry von einigen der anwesenden jungen Frauen schon fast aufdringlich umschwärmt, wie Viktoria mit einem starken Anflug von (wodurch gerechtfertigter?) Eifersucht feststellt. Auch Barry entgeht nicht, dass er als interessanter und gut situierter Junggeselle eingestuft wird. Um Viktoria nicht zu verletzen, bleibt er aber bei allen folgenden Flirtversuchen höflich, charmant, aber auch zurückhaltend. Freilich hat er vor, in den nächsten Tagen João anzurufen und um die Telefonnummern bzw. Adressen von Julia und zwei anderen jungen Frauen zu bitten. Und Barry stellt sich vor, dass João lachend am Telefon sagen wird: »Habe ich mir doch gedacht, dass du, wenn Viktoria weg ist, wieder auf Ausschau gehen wirst.«
Barry bringt Viktoria zurück in ihr Hotel und diesmal sind sie gemeinsam in ihrem Zimmer. Der Tag endet mit einem unvergesslich schönen, aber auch traurigen Abschied in Viktorias Bett. Beiden tut es Leid, dass sie am nächsten Tag schon weg muss. Sie versprechen einander, in Kontakt zu bleiben. Viktoria ist unsicher, was das heißt, wenn sie nur die Adresse des Hotels hat, in dem Barry jetzt wohnt und, ja, auch eine Handynummer. Und Barry weiß, dass die Flugpläne so kurzfristig umgeworfen werden, dass es nicht klar ist, wann sie sich wiedersehen werden. Er sagt nicht dazu, dass die Heimatbasis von Viktoria, Auckland, wohl lange Zeit oder für immer für ihn tabu sein wird müssen.
Nachdenklich fährt Barry in sein Hotel zurück. Hat er sich in so kurzer Zeit je mit irgendjemandem so gut verstanden wie mit Viktoria? Vermutlich nicht. Aber Viktoria weiß nichts von seiner Sonderbegabung und wird davon auch nie etwas ahnen.
Barry irrt.
Er ist im Begriff einzuschlafen, als (zwei Uhr früh!?) das Telefon läutet. Am anderen Ende ist eine vor Aufregung fast nicht verständliche Viktoria.
»Barry, bitte hilf, ruf die Polizei, bei mir im Hotel wird gerade eingebrochen, sie kommen schon herein und ...« Das Gespräch bricht ab, jemand hat das Telefon oder die Leitung ausgeschaltet. Barry zögert nicht lange. Er legt sich auf sein Bett, konzentriert sich auf Viktorias Hotelzimmer und insbesondere auf das Bad.
Vorsichtig öffnet Barrys Para-Projektion, die Marcus immer als Doppelgänger interpretiert hat, die Tür des Bades von Viktorias Hotelzimmer. Zwei Männer stehen im Zimmer: Der eine bedroht Viktoria mit einem Messer, das er an ihrer Kehle angesetzt hat, der andere, auch ein großes Messer in der Hand, durchstöbert das Zimmer. Er nimmt Geld und Schmuck. Entsetzt ist Barry, dass die Männer keine Masken tragen und dass sie auch Viktorias Kreditkarten nehmen.
Er ahnt, was kommen wird: »Du sagst uns jetzt, hübsche Dame, die Geheimnummern der Kreditkarten oder wir müssen böse werden.«
Barry hat davon gehört, nun erlebt
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