Xperten - Der Paradoppelgänger
meine?«
Barry nickt. Er wird dort nachforschen, das scheint die heißeste Spur zu sein.
»Danke, João, für Bild und Informationen. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Barry, du bist immer gerne bei uns gesehen. Du kannst jederzeit kommen. Wenn ich und Angela grade nicht daheim sein sollten, fühle dich wie zu Hause. Du kannst jederzeit eines der Gästezimmer benutzen, das weißt du, oder den Pool. Unsere Mitarbeiter sind informiert, verfüge jederzeit über sie und alles, wie du willst.«
Barry ist gerührt. Diese Art von Gastfreundschaft ist für ihn ungewohnt. Aber hat nicht die Deutsche Hannelore, die er vor zwei Tagen traf (es wirkt wie eine Ewigkeit!), erwähnt, dass ihre Mutter, Baronin So-und-So ein »offenes Haus« führt? Vielleicht wird er doch Hannelore besuchen »müssen«?
Aber jetzt gibt es für ihn Wichtigeres. Er ruft das Büro des Antiquitätenhändlers an und gibt vor, dass er sich für alte brasilianische Skulpturen interessiert. Wie erwartet, wird er nach kurzem Warten von einer Limousine abgeholt. Man bringt ihn nicht vor das große Geschäft, sondern als ein potenziell zahlungskräftiger Kunde wird er zu seinem Schutz in den Innenhof gefahren, vorbei an bewaffneter Privatpolizei. 4 Als er von Alfredo begrüßt wird, ist die beiderseitige Überraschung groß, die beiderseitige Freude scheint sich in Grenzen zu halten.
»Alfredo, ich habe inzwischen das Bild von Julia, wirklich ein Gedicht«, eröffnet Barry, »und nun würde ich noch gerne ein oder zwei wertvolle echte brasilianische Skulpturen oder Schnitzereien für mein Haus in Auckland kaufen.«
Barry lügt wie gedruckt. Er wird als reicher, aber eher einfältiger Kunde aus Neuseeland eingestuft. Nachdem er ohne zu handeln ein viel zu teures Stück für eine Tante, wie er sagt, gekauft hat, wird er noch wichtiger genommen. Alfredo zeigt ihm viele Objekte, aber für keines scheint sich Barry entschließen zu können. Schließlich geht Alfredo die Geduld aus und er übergibt Barry einem anderen Mitarbeiter, der ihn geduldig durch die vielen Räume mit Kunstobjekten und Antiquitäten führt. Mit etwas Trinkgeld wird der Mitarbeiter immer freundlicher, sperrt auch einige sonst »verbotene« Räumlichkeiten auf, seufzt aber innerlich über die Unentschlossenheit seines Kunden. Dieser Kunde wird etwas kaufen, das muss er erreichen, und er wird dafür eine gute Provision erhalten.
Barry erkundigt sich nach der Geschichte des »traditionsreichen Antiquitätengeschäftes«, erfährt, dass es erst 20 Jahre alt ist, Andeutungen, dass nicht immer alles ganz mit rechten Dingen zuging, dutzende Geschichtchen, für die Barry Interesse heuchelt, während er in Wahrheit sehr genau die Räumlichkeiten ansieht, sich diese und diverse Sicherheitsvorkehrungen einprägt. Besonders verdächtig erscheint ihm die »Halle 4«. Der Verkäufer schließt sie nur sehr zögernd auf, weil sich hier, wie er sagt, ohnehin nur wenige unverpackte Objekte befinden. Tatsächlich stehen in der ebenerdig gelegenen, fensterlosen Halle zwar viele Kisten und nur wenige große Schnitzereien. Barry merkt, dass dem Verkäufer nicht wohl ist, hier mit ihm herumzugehen. Er schaut sich daher nur ein bisschen um, kommentiert, dass die Schnitzereien, die sie vorher sahen, die schöneren seien, und lässt sich wieder aus der Halle 4 hinausbegleiten. Er kauft schließlich eine große, aus herrlichem Holz geschnitzte Figur, die er vorhat, João zu schenken. Sie wird gut in den unteren Teil des Gartens passen. Während die Schnitzerei verpackt und seine Kreditkarte geprüft wird, serviert man ihm Cafezinho und verabschiedet ihn dann mit überschwänglicher Dankbarkeit und Freundlichkeit.
Barry verspricht: »Ich komme sicher noch einmal«, und das meint er auch, allerdings in einem anderen Sinn. Die Limousine bringt ihn ins Hotel zurück, sein Kauf wird vorsichtig in sein Apartment getragen.
4 Jeder, der dies einmal erleben will, braucht nur von seinem Hotel aus den Juwelier Stern anzurufen. Spätestens wenn er dort etwas gekauft hat, wird er auf Schleichwegen ins Hotel zurückgebracht, damit er nicht überfallen werden kann.
Barry wartet ungeduldig auf die Nacht. Er weiß, dass sein Verdacht weit hergeholt ist. Aber dennoch: Wenn Alfredo und damit vermutlich sein Vater in den Überfall auf Viktoria und ihn verstrickt sind und damit in einen geplanten Doppelmord, dann ist ihnen auch sonst einiges zuzutrauen ...
Kurz nach Mitternacht schickt Barry seinen Para-Doppelgänger in die
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