Xperten - Der Paradoppelgänger
ist eine große Portion Neugier dabei und ein wenig Ablehnung.
Sandra übernimmt das Gespräch: »Barry, du weißt, dass Marcus und seine Familie alle Para-Begabungen haben. Du hast auch eine. Wir beide auch, und wir wohnen inzwischen auf Great Barrier Island. Du wolltest dich nicht mit der Gruppe von Marcus zusammentun, sondern unabhängig leben, du genießt deine Eroberungen in der Frauenwelt und hast genug Geld, dass du nicht arbeiten musst. Aber es muss dir auch so gehen wie mir und wohl auch Monika: Denkst du nicht manchmal, dass du deine Gabe verschwendest, mit der du Menschen helfen könntest und es ja sicher auch getan hast? Glaubst du nicht, dass das viel zählt? Oder die Tatsache, über die Probleme, die wir alle mit unseren Para-Begabungen haben, mit anderen offen reden zu können. Ich kenne deine Probleme nicht, aber du hast sicher welche.«
Sandra spürt, wie sie ihn mit ihren Worten packt. »Willst du dich das ganze Leben verstecken oder dich mit Gleichgesinnten zusammentun, dabei gut, befriedigt und sicher leben und wissen, dass du auch für andere was Gutes tust?«
»Marcus (oder mein Schicksal?) hat mich also eingeholt«, denkt Barry. Er weiß, dass Sandra in vielen Punkten Recht hat. Wieso weiß sie von Problemen, die er haben soll, die er sich selbst noch nie eingestanden hat?
»Was ist deine Para-Begabung, Sandra?«
»Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber ich kann Gefühle lesen. Ich weiß zum Beispiel jetzt, dass dich das, was ich gesagt habe, sehr getroffen hat. Du hast es dir, seit du von Auckland weg bist, schon oft selber überlegt, richtig? Aber am meisten getroffen hat dich, dass ich von Problemen gesprochen habe, die du auch hast. Es fühlt sich so an, als hättest du dich mit diesen noch sehr wenig beschäftigt. Von mir war das ein Schuss ins Blaue, aber ich weiß inzwischen, dass wir Para-Begabte alle Probleme haben. Einige haben wir gemeinsam: die Angst, entdeckt zu werden; das Abwägen, was für andere bzw. was für uns gut ist; die Frage, wie sehr wir andere Menschen unterstützen oder ausnutzen dürfen; unverständliche Eigenschaften unserer Para-Phänomene, denen nur eine größere Forschungsgruppe, wie sie Marcus in Auckland aufbaut, auf den Grund gehen kann. Aber dann gibt es auch bei jeder Para-Begabung spezifische Probleme. Du wirst uns deine schon einmal erzählen, du gehörst zu uns und wirst früher oder später zu uns kommen. Aber damit du siehst, was ich meine, lass dir von meinem Hauptproblem erzählen. Ich kann - wie gesagt - Gefühle lesen. Klingt doch toll, oder? Ist es auch. Aber dadurch merke ich jede Lüge, ich merke, was ein Mann über mich denkt, wenn ich beginne ihn gern zu haben, wenn wir uns küssen usw. Weißt du, wie schlimm das ist? Weißt du, wie gut es tut, darüber reden zu können, gemeinsam überlegen zu können, was man vielleicht dagegen machen kann? Dass man Forscher darauf ansetzen kann, die nach Lösungen suchen?«
Sie spürt, dass Barry sehr aufgewühlt ist.
»Barry, du brauchst dich nicht jetzt zu entscheiden. Zeig uns in den nächsten Tagen ein bisschen von dieser Stadt und der Umgebung, wenn du Lust hast. Und dann komm mit uns oder nicht. Du bist bei uns nicht gefangen, freilich wirst du auch nie mehr ganz entkommen können.«
Barry ist verwirrt: »Wie meinst du das?«
»Du hast das Pech, dass dich Monika kennen gelernt hat. Und sie ist Para-Orterin, sie kann immer feststellen, wie weit du ungefähr von ihr entfernt bist.«
Während Sandra dies sagt, fällt ihr das erste Mal auf, dass Barry nur dann wieder unauffindbar verschwinden kann, wenn er Monika mitnimmt oder sie tötet!
Barry sitzt lange ruhig.
»Sandra, machen wir es, wie du gesagt hast. Gebt mir drei Tage und ich zeige euch auch ein paar Sachen. Dann sehen wir weiter.«
Das Zusammensein mit Barry und Monika ist ein großes Erlebnis für Sandra. Sie fühlt dieses unglaubliche Verlangen in Barry, Frauen zu verführen, aber sich nicht zu binden. Und sie erlebt staunend, dass er Monika anders empfindet, mit einer wachsenden tiefen Zuneigung, ohne jenen Jagdinstinkt, den sie bei anderen Frauen bei ihm merkt. Sandra fühlt auch, dass Monika Barry anders sieht als andere Männer. Bald beschließt Sandra, dass sie als Dritte mehr als überflüssig ist.
»Ich muss Freunde in Rio besuchen«, gibt sie vor. »Ich rufe euch in zwei Tagen an, um zu erfahren, wie es weitergeht.«
Das Telefongespräch in zwei Tagen ist kurz.
»Monika und ich haben beschlossen, dass wir beide nach
Weitere Kostenlose Bücher