Xperten - Der Paradoppelgänger
zu uns zu bringen?«
Sandra reagiert eher unwillig: »Wie sollen wir das anstellen? Und wenn wir ihn finden? Er ist schließlich von dir davongelaufen, warum sollte er jetzt zurückkommen?«
»Ich stelle mir das so vor«, antwortet Marcus ruhig, »Hannelore ist in Baden-Baden - eine schöne Stadt, zirka 200 km südlich von Frankfurt übrigens, wird euch gefallen. Ihr könntet sie vor allem durch Sandra doch aufspüren. Monika weiß dann auch immer, wie weit Barry ungefähr entfernt ist. Durch Hannelore kommt ihr auf seinen jetzigen Aufenthaltsort, wenn er nicht ohnehin noch bei Hannelore ist.«
»Nein, ist er nicht«, sagt Sandra mit Bestimmtheit, »er ist ein Frauenverführer durch und durch, er hat, wen auch immer, nach zwei Monaten schon wieder satt.«
Marcus lässt sich nicht beirren. »Also, ich glaube die Chance ist hoch, dass ihr Barry finden könnt. Und dann traue ich dir, Monika, zu, dass du ihn verführen kannst, mit dir nach Auckland zu kommen.«
Jetzt reagiert Monika so heftig wie vorher Sandra: »Marcus, du behandelst mich noch immer, wie du die Mädchen in Las Vegas behandelt hast. Die taten nach deinen Wünschen, was immer du wolltest, weil du genug Geld hattest. Du bist überhaupt total unfair, du weißt alles über die Begabungen um dich, von mir, von Sandra usw. Ich aber weiß von deinen Begabungen fast nichts, außer dass du was Besonderes mit deinen Gedanken kannst. Mich zu überzeugen gehört nicht dazu!«
Marcus fühlt sich auf einmal müde und verzweifelt. Ja, Monika hat in vieler Hinsicht Recht. Vielleicht sieht er sie noch immer falsch, behandelt sie nicht richtig; aber die Frage mit der offenen Besprechung von Para-Begabungen ist so komplex, dass er nicht weiß, ob man das machen soll. Wenn alle wüssten, dass Sandra ihre Gefühle erspüren kann? Wenn sie wüssten, dass Maria in jedes Zimmer, durch jede Wand hindurchsehen kann? Wenn sie wüssten, was er alles mit seiner T-Kraft kann ... Könnte man da noch zusammenleben? Wenn es jetzt bei vier erwachsenen Para-Begabten schon die ersten Auseinandersetzungen gibt, ist dann der Traum einer großen Para-Community nicht wirklich nur ein Traum?
Marcus entschuldigt sich bei Monika und Sandra, erklärt mit hörbarer Unsicherheit in seiner Stimme, dass die vollständige Offenlegung aller Para-Fähigkeiten nicht ohne Probleme abgehen wird. Aber er nimmt zur Kenntnis, dass man sich das sehr genau überlegen muss und dass sie alle darüber weiter möglichst emotionslos diskutieren sollten.
»Und, Monika, ich bin nicht mehr derselbe Marcus, den du kennen gelernt hast. Ich hoffe, einiges dazugelernt zu haben. Ich will auch nicht der große Anführer in einer Gruppe von außergewöhnlich begabten Menschen sein, sondern nur der, der verzweifelt versucht, für alle Para-Begabten eine Heimat zu schaffen und eine Hilfe für alle anderen Menschen zu sein.«
Es tut Monika Leid, dass sie so aggressiv war, und sie sagt es. Aber es ist Sandra, die die Müdigkeit, die Verzweiflung, aber auch die Ehrlichkeit in Marcus Worten gefühlt hat, die die Situation endgültig rettet:
»Wir haben sicher noch viel zu besprechen in den Jahren, die wir zusammen sein werden. Aber jetzt haben wir einmal eine Aufgabe, Monika. Wir müssen Barry zu uns bringen. Bist du dabei?«
Monika nickt. »Die Jagd auf Barry kann beginnen«, lacht sie.
Während des Rückflugs des SR-Inc.-Teams sitzt Sandra neben Monika und sagt ihr: »Weißt du, dass Robert von dir ganz hingerissen ist und alles geben würde, mit dir ins Bett zu gehen?« Monika ist recht überrascht. Der vierzigjährige Robert gilt als guter Ehemann und hat sie bisher immer nur korrekt behandelt. Aber Monika überlegt, dass sie schon fast auf sexuellen Notstand plädieren könnte. Als sie in Auckland ankommen, sagt sie ganz nebenbei zu Robert.
»Ich habe beschlossen heute in der Stadt zu bleiben. Willst du mit mir noch ins Casino und dann ins Bett?« Robert ist verwirrt, aber er lässt sich nicht lange bitten. Monika nimmt sich ein Einzelzimmer im Casinohotel, erlaubt Robert zuzuschauen, wie sie sich für das Casino herrichtet. Er selbst ist wegen der Enquete recht elegant gekleidet. Im Casino wird Monika wieder die freche Monika wie vor mehreren Jahren. Robert ist verzaubert.
Er ist im Begriff, sich in Monika zu verlieben. Und Monika hat ihren alten Jagdinstinkt entdeckt. Sie mag den netten und ruhigen Robert und ist erstaunt, wie angenehm seine Hand auf ihren Schultern ist, wie gut sich sein Mund anfühlt, als sie
Weitere Kostenlose Bücher