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Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Titel: Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Felsüberhang, unter dem sich frühzeitliche Felsmalereien befinden sollten. Mit einigem Glück fanden sie sie schließlich und die Zeichnungen waren erstaunlich. Sie waren nicht groß, aber so deutlich, als ob sie erst vor wenigen Tagen geschaffen worden wären, nicht vor 50.000 Jahren. Die Ockerfarbe leuchtete frisch und die Zeichnungen zeigten sehr klare Umrisse. Sie lag auf dem Rücken auf einem Felsen und sah nach oben; sie genoss den Anblick der Emus, Kängurus, Bumerangs und Hände. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie gerade eine sehr außergewöhnliche Erfahrung machte, und sie spürte den Drang, dafür bei den Ahnen dieses Ortes um Erlaubnis zu bitten.

    Mandi war überrascht, nachher zu erfahren, dass die Stelle am Mitchell Plateau als eine bedeutende Kultstätte der Aborigines gilt. Nicht nur wegen der Zeichnungen, sondern auch, weil dort Schädel und Knochen der Vorfahren lagern. Am Lagerfeuer sitzend empfindet Mandi heute Abend die gleiche Atmosphäre des Respekts und der Spiritualität. Das flackernde Licht wird auf die Felswand geworfen, die hinter ihnen steil aufragt und sich in unbekannter Höhe mit der Finsternis vereint. Sie weiß nicht, wo sie ist, aber sie spürt, dass es ein sehr besonderer Ort ist.
    Als Mandi himmelwärts blickt, spürt sie, wie der Druck in ihrem Kopf wiederkehrt. Ihre Migräne hat sich über die letzten vier Tage kontinuierlich gesteigert und diesen Morgen dachte sie, ihr Kopf würde explodieren. Vor dem Frühstück nahm sie Schmerztabletten – Mittel, die sie immer bei sich trägt, für den Notfall. Jetzt verschränkt sie die Hände ineinander und stützt damit beim Blick nach oben ihren Nacken.

    Der Mond erscheint hinter dicken Wolken und macht deren Umrisse jetzt klar sichtbar. Das fahle Licht erleuchtet matt den Ort des Geschehens und Mandi kann jetzt vieles besser erkennen als bei ihrer Ankunft. Nur fünf Meter neben ihr ist ein kleiner Erdhügel, aus dem dürre Emubeine himmelwärts ragen. Daneben ist ein zweiter »Emuhügel«, an dem mehrere Männer beschäftigt sind. Zwei Männer kratzen mit Schaufeln Erde und Kohlen vom Hügel ab, während ein anderer oben an den Emukeulen zieht. Schließlich ploppt ein geschwärztes Vogelbein nach oben und der Mann stolpert nach hinten. Ein anderer nähert sich mit einer Axt. Mandi wendet sich ab; welch ein Unterschied zum Zerteilen des Truthahns bei ihren festlichen Familienessen!
    Etwas weiter weg kann Mandi eine Gruppe von Menschen erkennen. Kaum sind sie von den dunklen Umrissen der umgebenden Bäume zu unterscheiden, nur die weißen Formen auf Brust und Gesichtern heben sie davon ab. Als sie in einer Reihe näher kommen, ist für Mandi klar, dass es sich um eine Gruppe Tänzer handeln muss: Männer und Knaben, die nichts am Körper tragen außer roten Lendentüchern. Zum dumpfen Rhythmus eines Didgeridoos und dem leichten Klappern von Holzstäben tanzen sie mit stampfenden Füßen und stoßen ihre Speere in den Boden. Langsam folgen sie der imaginären Linie eines Quadrats. Da bricht das monotone Grummeln des Didgeridoos schlagartig ab und kreischende Schreie entfahren dem röhrenförmigen Holzinstrument. Das Klopfen wird beschleunigt und klingt jetzt wie das Zusammenstoßen von Tausenden von Speeren. Die weiße Bemalung der Tänzer bewegt sich wogenförmig auf das Feuer zu und wieder davon weg – wieder und immer wieder. Mandi beobachtet gebannt das Geschehen.
    Doch so urplötzlich, wie die Ekstase begonnen hat, ist sie auch wieder vorbei und das tiefe Grollen des Didgeridoos mit dem rhythmischen Aneinanderschlagen der Holzstöckchen wird wieder aufgenommen.
    Als sich Mandi erneut den Frauen in ihrem Kreise zuwendet, wird ihr ein Stück Fladenbrot gereicht. Kauend spürt sie den Sand zwischen ihren Zähnen knirschen und schmeckt die bittere Schwärze der Holzkohle. Mit der anderen Hand nimmt sie ein blutiges Stück Kängurubein entgegen, für das sie sich mit einem lächelnden Kopfnicken bedankt.
    In den nächsten Stunden wiederholt sich das Geschehen: Beobachten, Tanzen, Essen. Mandis Blick schweift von ihrer Frauengruppe über die Tänzer und die Didgeridoospieler zur Felsmauer im Hintergrund. Die Schatten, die die Tänzer im flackernden Licht des Feuers darauf werfen, sind mindestens so hypnotisierend wie der Anblick der Tänzer selbst.
    Ungefähr um 4 Uhr zwingt sie ihr Blasendruck, sich zu erheben und ein ungestörtes Örtchen zu suchen. Sie war die ganze Zeit über so gefesselt von dem Geschehen rund um sie,

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