Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
und froh über die Gesellschaft auf der dreistündigen Fahrt nach Darwin. Das wird ihnen auch die Gelegenheit geben über Evettes »alternative Forschungen« zu sprechen.
3. Alternative Umweltverschmutzung
Nur zwölf Stunden nach der Unterzeichnung des Vertrages über den neuen australischen Forschungsstandort rollt bereits ein Konvoi von Lastwagen mit Baumaterial aus dem Hafen von Darwin. Die Lieferscheine dokumentieren, dass die Güter bereits vor einem Monat bestellt und geliefert worden sind und den australischen Zoll in Rekordzeit passiert haben. Ein kleingewachsener Mann mit ungewöhnlichen grünen Brillen und eine junge Frau folgen dem Konvoi in einem nagelneuen Allradlaster. Der Mann schätzt Effizienz über alles und genau das hat er hier im Kontakt mit der Regierung in erfrischender Weise erfahren. Wie versprochen wurde sein Material aufgeladen, sobald die Dokumente unterschrieben waren.
Der Mann erzählt der Frau von dem Meeting am Vortag. Die Entscheidung, die dabei scheinbar getroffen wurde, war in Wirklichkeit bereits vor zwei Monaten gefallen. Er versichert ihr noch einmal, dass das Meeting lediglich eine »Wohlfühlübung« für seine elf Partner war, die ihnen das Gefühl geben sollte, Teil des Entscheidungsprozesses zu sein, einen geeigneten Ort für die Anlage im Northern Territory zu finden. Obwohl er ihr das schon einige Male gesagt hat, kann er aus ihrer Körpersprache ersehen, dass sie sich gekränkt fühlt. Sie hat sich mehrmals über das Leben im »gottverdammten Nirgendwo des australischen Hinterlandes« zur Beaufsichtigung der sechsmonatigen Bauarbeiten beklagt und auf einer Teilnahme an den Meetings bestanden. Er musste ihr widersprechen und an diesem Punkt geriet ihre Geschäftsbeziehung ins Wanken und die Vater-Tochter-Beziehung bekam die Oberhand. Seine Tochter Samantha sollte ihm ohne jeden Widerspruch folgen.
Er hat ihr gesagt, dass sie die vollständige Kontrolle über die Anlage erhalten würde, sobald sie fertig gestellt sein würde. An diesem Punkt würde sie ihr professionelles »Debüt« geben, nachdem sie sich bewährt hätte. Er weiß, dass Samantha ihre Aufgabe gut erfüllen wird. Was er aber nicht weiß, ist, warum … Sie will ihrem Vater keinen Anlass für Kritik geben und verschlingt alle Informationen über die anderen Forschungseinrichtungen der Kooperative, die sie bekommen kann, um aus deren Fehlern das Beste für »ihre« Anlage zu lernen. Bereits drei Fehler im architektonischen Konzept der indonesischen Anlage hat sie identifizieren und korrigieren können. Sie wird ihr »Lehrgeld« zahlen, ganz so, wie es ihr Vater wünscht. Aber sie wird sicherstellen, dass die Entschädigung dafür entsprechend ist.
26. November 2013
Northern Territory, Australien
Mandi wartet, bis ihre Mitfahrerin Evette Platz genommen und sich angeschnallt hat, bevor sie aus dem Parkplatz des Crocodile Hotels rollt und in die Straße einbiegt. Obwohl die vergangenen Tage mit den vielen Gesprächen sehr anstrengend waren, fühlt sie sich im Moment ausgeruht und aufmerksam. Falls sie auf der dreistündigen Fahrt dennoch müde werden sollte, hat sie vorgesorgt: Im Becherhalter befindet sich ein extragroßer, starker Espresso.
»Wollen Sie, dass wir bei einer Bäckerei halten, damit Sie sich noch etwas Verpflegung besorgen, bevor wir Jabiru verlassen?«, fragt Mandi.
Evette schüttelt den Kopf und tätschelt ihren Rucksack. »Nein danke, ich habe kalte Getränke hier drin. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich allerdings gerne ein kurzes Nickerchen machen. Danach kann gerne ich fahren, wenn Sie wollen. Ich bin seit 4 Uhr auf den Beinen und habe versucht, einen Bericht zusammenzustoppeln. Im Moment bin ich total fertig!«
»Keine Sorge, ich bin nicht müde«, lächelt Mandi. Beim flüchtigen Blick auf Evette erkennt sie dunkle Ringe unter ihren Augen, trotz der leichten Bräunung, die die australische Sonne bereits hinterlassen hat. Noch bevor sie die Stadt hinter sich gelassen haben, hört sie Evettes tiefen, beständigen Atem im Schlaf.
Sie erinnert sich, dass sie gestern Nacht beim Corroboree genauso schnell eingeschlafen ist. Kaum hatte sie ihren Kopf auf den Rucksack gelegt, war sie wie weggetreten.
»Ich kann kaum glauben, dass ich so gut geschlafen habe auf dem harten Erdboden!«, denkt Mandi. »Nur damals in Newman habe ich mich so entspannt und friedlich gefühlt!«
In Gedanken ist sie wieder im Hotelzimmer, das sie damals während des Newman-Projekts bewohnte. Es ist
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