Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
Marcus.
Maria starrt in den Dschungel und überlegt scharf. »Ich denke, das Beste ist, wenn Para-Barry plötzlich aus dem Nichts vor den Dayak auftaucht. Nach dem, was Mandi auf Great Barrier Island über die Dayak erzählt hat, sind sie abergläubisch und fürchten sich vor Geistern. Wenn wir sie dazu bringen zu glauben, dass Para-Barry ein Geist ist, werden sie hoffentlich davonrennen. Wenn sie weg sind, müssen wir nur noch mit den Polizisten fertig werden. Marcus, du kannst sie leicht mit deinen Pseudohänden überwältigen und es gibt genug Lianen, mit denen du sie fesseln kannst. Das Einzige, was mich verwirrt, ist das Kind hinter ihnen. Es hat Mandis Rucksack. Könnte es Eko sein? Mandi hat Ellys Sohn erwähnt, Eko. Er sieht auch nicht gut aus …«
Ohne weitere Diskussion lassen Maria und Marcus Barry im Flugzeug allein. Nach kurzer Zeit fällt er in einen tiefen Schlaf. Urplötzlich steht Para-Barry hinter einem Dayak-Mann, direkt vor der Gruppe. Er räuspert sich und der Dayak wirbelt herum, mit gezogenem Kris.
Para-Barry regt sich nicht. Er weiß, dass sein wirkliches Ich – Barry – durch das Schwert nicht getötet, ja nicht einmal verletzt werden kann, denn Para-Barry ist ja nur eine Projektion. Ja, die Paraprojektion selbst kann ernsthaft verletzt werden, aber er – Barry – nicht. Trotz dieses Wissens erschaudert Para-Barry beim Anblick des wilden Gesichtsaudrucks des Dayak und der tödlichen Raffinesse, mit der er seine Waffe schwingt. Der Dayak lässt einen schrillen, rollenden Ton tief aus seiner Kehle erklingen. Der zweite kommt nun ebenso mit gezücktem Kris angelaufen.
»Wo ist nur Marcus?«, denkt Para-Barry erstarrt. »Sie sollten jede Sekunde hier sein. Das läuft nicht wie geplant – sie laufen nicht davon und die Polizisten sind jetzt auch aufgeschreckt. Sie kommen mit ihren Gewehren daher!«
Plötzlich spüren die Polizisten und die Dayak, wie ihnen ihre Waffen grob entrissen werden. Die Gewehre und Schwerter schweben mitten durch die Luft, nur ein wenig außerhalb ihrer Reichweite. Gleichzeitig schüttelt Marcus mit seinen Pseudohänden die Kronen der Riesenbäume über ihnen. Blätter und kleine Zweige fallen rund um die Männer zu Boden – Vögel machen sich kreischend davon. Affen ergreifen panisch schreiend die Flucht. Überall wird im Tumult Staub aufgewirbelt. Inzwischen hat Maria Elly und Mandi von den Knebeln befreit und sie zu einem allein stehenden, großen Baum gebracht. Sie lenkt sie ab, sodass sie von der Aktion nichts mitbekommen.
Die zwei Dayak sehen um sich und dann wieder zurück auf Para-Barry, der jetzt langsam auf sie zugeht und im Näherkommen seine Arme hebt. Die Männer weichen etwas zurück, drehen sich dann um und rennen davon, wobei sie noch die Polizisten umstoßen. Als diese sich aufrappeln, sehen sie Para-Barry, der sich schreiend auf sie stürzt. Was die Polizisten nicht sehen, ist, dass sich hinter Para-Barry Marcus verborgen hält, der sie nun in seiner rasant beschleunigten subjektiven Zeit mit den Pseudohänden fesselt und ihnen die Augen verbindet.
Nachdem Maria Mandi und Elly vom unmittelbaren Ort des Geschehens weggebracht hat, gibt sie ihnen als Erstes Wasser zu trinken. Mandi scheint einer Ohnmacht nahe und Elly geht es nicht viel besser. Maria flößt ihnen vorsichtig kleine Mengen Wasser ein. Dann tränkt sie die Knebel in Wasser und legt ihnen die feuchten, kühlen Tücher auf Stirn und Augen.
Marcus und Para-Barry gehen an den gefesselten Polizisten vorbei zu Maria. In diesem Moment sehen sie den kleinen, schmächtigen Buben, der sie aus der Entfernung beobachtet. Es sieht aus, als würde er gleich davonlaufen, deshalb bleiben sie stehen, um ihn nicht weiter zu ängstigen. Maria blickt auf und sieht, dass Marcus auf etwas hinter ihr starrt. Sie dreht sich um und sieht Eko – höchstwahrscheinlich ist er es. Sie streckt ihm ihre Hand entgegen und verharrt reglos in dieser Pose – einige Minuten lang. Dann endlich bewegt er sich auf sie zu.
Eko geht an Maria vorbei zu Elly, setzt sich neben sie und schmiegt sich eng an ihren Arm. Dann nimmt er das Tuch von Ellys Gesicht, um ihre Augen zu sehen. Sein stechender Blick geht zurück zu Maria. Sie kann die Knochen seines kleinen Brustkorbes durch sein abgetragenes T-Shirt sehen. Im Gesicht, an Nacken, Armen und Beinen hat er zahlreiche Kratzer und Bisse, seine Stirn ist tief zerfurcht. Er greift nach einer Wasserflasche und nimmt gierig ein paar große Schlucke.
»Langsam, langsam«,
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