Xperten - Kampf dem grossen Bruder
‚Beweis’, dass sie mit Marcus verwandt ist, lässt sie ein Glas Mineralwasser durch die Luft segeln und schüttet mitleidlos einen Teil auf Adlers Kopf.
Adler starrt sie ungläubig an.
»Eine telekinetische Tochter von Marcus! Es geht also weiter!« Er lächelt gequält und fährt mit leiser Stimme fort.
»Ich weiß nicht, wo sich Marcus jetzt befindet, aber er war vor zwei Jahren in Brüssel und hat mich und Dirkmann zum Rücktritt gezwungen. Dirkmann hat ihm Rache geschworen. Dirkmann ist gefährlich! Durch den mächtigsten Parahypnotiseur, den die Welt je gekannt hat, Tata Musharaf [2] , hat Dirkmann Parahypnose gelernt. Mit Geräten und den wichtigsten Unterlagen der illegalen PPU ist er nach Paris geflüchtet und hat sich dort in der Rue Lec Blanc 37 ein neues Labor eingerichtet. Begabten Mitarbeitern ist es rasch geglückt, einen Verstärker für Dirkmanns Parahypnosefähigkeit zu entwickeln. Den trägt er jetzt wohl immer bei sich und er ist damit, fürchte ich, ein vollwertiger Parahypnotiker geworden. Wie es der Gruppe gelungen ist, den Verstärker zu bauen, ist mir ein Rätsel. Es soll mit Hilfe eines alten Artefaktes, eines so genannten Mindcallers, geschehen sein. Was sonst noch in dem Labor entwickelt wurde oder wird, weiß ich nicht.
Weil ich nachgeforscht habe, hat Dirkmann zwei Mal versucht, mich umbringen zu lassen. Das ist auch der Grund für den Wächter. Jetzt ist mir das alles aber gleichgültig, ich habe mich lange gegen meinen Krebs gewehrt, aber ich habe nur noch Tage zu leben. Darum könne Sie gerne wissen, was mir bekannt ist. Ob Sie wollen oder nicht, Sie sind damit auch ein Todeskandidat. Dirkmann war mein Chef, Marcus mein Gegner. Aber Marcus war stets fairer als Dirkmann. Es wäre gut, Dirkmann das Handwerk zu legen. Er hat Böses vor, das ist sicher.«
Erschöpft fällt Adler in die Kissen zurück. Alina lässt nicht locker.
»Wie finde ich Marcus?«
»Ich weiß es nicht. Aber wenn Sie Dirkmann finden, dann haben Sie auch Marcus gefunden. Ich bin sicher, dass Dirkmann Marcus so lange jagt, bis einer von ihnen tot ist.«
»Ist Dirkmann noch in Paris?«
»Nein, schon lange nicht mehr oder wenn, dann nur zwischendurch, sonst wüsste ich es. Sobald der erwähnte Verstärker fertig war, es muss im Mai 2020 gewesen sein, hat er sich nach Mexiko abgesetzt. Dort ist er angeblich später bei einem Unfall ums Leben gekommen. Das glaube ich nicht. Er hat sich sicher nur eine neue Identität verschafft und einen Unfall arrangiert. Ich habe einmal einen Prospekt der Machas Klinik in Mexiko City bei ihm gesehen, als er noch in Brüssel war. Es steht sicher dafür dort …«. Die Stimme Adlers stockt, er fällt röchelnd wieder zurück, aber seine Lippen bewegen sich noch. Alina beugt sich über ihn und kann ihn kaum hören.
»Ich sterbe ….aber das ist gut so. Ich habe viel Unrechtes getan. Stoppen Sie Dirkmann, warnen Sie Marcus und lassen Sie ihn von mir grüßen.« Adler schweigt.
»Schwester, schnell«, ruft Alina nach der Pflegerin. Diese stürzt ins Zimmer, sieht Adler mit geschlossenen Augen still im Bett liegen. Sie tastet nach seinem Puls.
»Er ist tot.« Alina ist erschüttert. Vielleicht hat Adler viel Böses getan, aber er scheint in den letzten Jahren versucht zu haben, es besser zu machen. Sie empfindet Mitleid und Trauer.
»Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen. Er lag im Sterben. Ich bin vor der Tür gesessen und habe gehört, wie intensiv er mit Ihnen geredet hat, so intensiv, wie schon lange nicht mehr. Es war sein letztes Aufbäumen, vielleicht eine Beichte?« Sie blickt Alina fragend an.
Diese nickt und denkt: ‚Ja, so kann man es schon sehen. Er hat mir die Last aufgebürdet, Dirkmann zu finden und auszuschalten’. Sie wird es versuchen, nicht wegen der Gefahr, die Dirkmann darstellt, sondern weil sie durch ihn zu ihrem richtigen Vater kommen will.
»Binden sie die beiden im Vorraum los, die ich gefesselt habe«, sagt Alina. Schnell verlässt sie das Haus. Der junge Mann, den sie bei Antonia gesehen hat, steigt aus einem Auto, das vor der Tür des Hauses steht.
Er sagt: »Steigen Sie ein. Sie wollen sicher mit meiner Chefin reden.«
Verblüfft blickt Alina ihn an: »Wie wollen Sie das wissen?«
Maurice hat ein gewinnendes Lächeln: »Sie schauen ganz anders aus als vorher, als Sie ins Büro kamen«, ist seine Antwort.
Das findet Antonia auch. Aus einem verunsicherten hübschen Mädchen ist wie durch ein Wunder eine selbstbewusste junge Frau
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