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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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dürfen Sie nicht auslassen, der ist einfach unvergleichlich!«
    Alissa schaute auf und wußte zunächst nicht, wie sie reagieren sollte. Aber er lächelte und sah nicht wie jemand aus, der eine billige Anmache vorhatte. Der Ladenbesitzer eilte sofort herbei und bestätigte: »Ja, da hat der Herr recht«, brach eine Ecke von einer der Tafeln ab und reichte sie ihr auf einem verzierten kleinen Teller. »Probieren Sie, bitte!«
    Kim ließ sich den Honig auf der Zunge zergehen. Er war süß, für ihren Geschmack zu süß, aber die Situation und die goldgelbe Farbe überzeugten sie.
    »Hmm, schmeckt ganz anders als in Deutschland!«
    Der Unbekannte lachte: »Kein Vergleich zur Jahrmarktskost, stimmt!«
    Der türkische Geschäftsinhaber, der sie bedient hatte, brachte noch zwei Becher mit Apfelsaft.
    »Hier geht es einem richtig gut«, fand Alissa und prostete den beiden Männern zu. Unter ihrem Pony hervor betrachtete sie ihr deutsches Gegenüber. Sie schätzte ihn auf Anfang Dreißig, er war mittelgroß und breitschultrig, hatte dunkle kurze Haare, die um die Ohren sauber rasiert waren, aber oben wild in alle Richtungen abstanden, sein Gesicht war oval mit einer geraden Nase und einem kantigen Kinn. Für Alissa war er der Typ Kajakfahrer, Fallschirmspringer oder Pilot mit musischer Veranlagung, die er wahrscheinlich selbst noch nicht entdeckt hatte. Verstohlen warf sie einen Blick auf seine Hände: schlank und feingliedrig, ja, das hatte sie sich gedacht.
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    »Sind Sie alleine hier?« fragte er sie unverblümt, und der Türke machte sich daran, ein paar Süßigkeiten hinter ihnen in die Regale zu ordnen.
    »Nein, mit meiner Freundin. Sie wartet draußen im Café.«
    »Schade.« Er sah tatsächlich enttäuscht aus. »Ich hätte Sie gern zu einem Drink eingeladen.«
    Alissa zögerte. War das nicht ein bißchen zu plump? Aber welche Chance hatte man in fünf Minuten? Wenn sie hier auseinandergingen, ohne daß er etwas sagte, würden sie sich höchstwahrscheinlich nie mehr wiedersehen. Und – was war schon dabei?
    »Ich weiß nicht«, sagte sie, um Zeit zu gewinnen und um eine Lösung zu finden. »Sie können sich ja zu uns setzen, dann trinken wir alle gemeinsam noch was.«
    »Gern!« Er lächelte ihr zu, und sein Lächeln faszinierte sie, es fing in den Augen an, ging über einige leichte Fältchen in den Augenwinkeln nach unten, öffnete den Mund und ließ eine Reihe weißer Zähne sehen. Der Schneidezahn hatte eine abgeschlagene Ecke, das machte ihn besonders süß, fand Alissa.
    Sie freute sich und schaute sich nach dem Türken um, um ihre Schätze zu bezahlen. Die Gewürze hatte er in durchsichtige kleine Plastikbeutel gefüllt und den türkischen Honig in Butterbrotpapier eingeschlagen.
    Kurz war sie versucht, gegen seine Eigenmächtigkeit zu protestieren, schließlich hatte sie für den türkischen Honig keine Kaufeinwilligung gegeben, aber dann fand sie sich spießig und ließ es sein. Und schließlich war das süße Zeug ja auch daran schuld, daß sie nun auf einen Drink eingeladen wurde.
    Sie bezahlte, aber der türkische Honig war in der Summe nicht enthalten. »Ein Geschenk«, lächelte der Türke und wies auf Alissas neuen Bekannten, der ihr lächelnd zunickte.
    »Von Herzen«, sagte er und wollte keinen Dank hören.
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    »Und außerdem ist das doch wohl selbstverständlich«, fuhr er fort, während er sie an sich vorbei ins Freie treten ließ. »Ich kann Ihnen doch nichts aufschwatzen und Sie zum Schluß auch noch bezahlen lassen …«
    Alissa fand insgeheim, daß so etwas eher der Normalfall war, aber er war eben doch um einiges reifer als die Jungs, mit denen sie sonst zusammen war.
    Kim hatte die Schuhe abgestreift und ihre Beine von sich gestreckt. Sie hing in einem tiefen purpurroten Plüschsessel, die Arme rechts und links auf die Lehne gelegt, vor sich ein kleines Tischchen aus ziseliertem Kupfer, darauf ein Glas Cola, das bis zum Rand voll mit Eiswürfeln war. Sie wirkte wie jemand, dem die ganze Welt schon gehört und der sich über nichts mehr Gedanken zu machen braucht. Als sie Alissa sah, gähnte sie herzhaft, hob dabei die Hand zwar etwas, brachte sie aber nicht bis an den Mund.
    »Hast du den Laden leergekauft?« wollte sie wissen, schaute dabei aber an Alissa vorbei zu ihrem Begleiter.
    »Nein, ich habe sie aufgehalten«, antwortete der denn auch prompt, worauf Alissa ein kleines »t-t-t« zum besten gab. Und was, wenn ihm Kim jetzt besser gefällt, fuhr ihr in den Sinn, und sie spürte

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