Yachtfieber
einen kleinen Stich. Na und, schalt sie sich gleich darauf, du hast ihn ja nicht gepachtet. Und zudem bist du Kims Gast. Also keine Eifersüchteleien.
»Darf ich mich dazusetzen?« fragte er höflich und erntete von Kim einen schrägen Blick.
»Klar«, sagte sie, als wäre das keine Frage wert gewesen.
Er rückte Alissa einen Sessel hin und nahm sich selbst einen vom Nachbartisch. Kim quittierte das alles mit einer hochgezogenen Augenbraue.
»Lernt man da drin auch Anstandsregeln?« fragte sie Alissa.
»Ich dachte, dort gibt’s nur Gewürze!«
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Alissa ließ sich in ihren Sessel sinken. Sie fand’s schön.
»Ich laß mich gern verwöhnen.« Sie hatte das Gefühl, ihn in Schutz nehmen zu müssen, aber er lachte nur.
»Um das Maß voll zu machen, ich heiße Falk«, stellte er sich vor.
»Kim«, Kim nickte ihm zu, »und das ist Alissa, aber die kennst du ja schon!«
Typisch Kim, dachte Alissa, gleich drauflos, gleich duzen.
Und dann fiel ihr auf, daß sie sich im Laden nicht vorgestellt hatten. Also Falk. Hörte sich an wie ein Künstlername. Sie kannte keinen, der Falk hieß.
»Und was macht ein Mann, der Falk heißt, in Fethiye?«
Er zuckte die Schultern und winkte dem Kellner. Alissa wollte auch eine Cola, und so bestellte er zwei. »Stadt anschauen, Landschaft fotografieren, Spaß haben«, sagte er nebenher.
»Urlaub eben - wie ihr, nehme ich an!«
»Wir haben verschärften Urlaub«, Kim zog die Stirn kraus,
»sozusagen unter Elternaufsicht.«
Klasse, dachte Alissa, das wird ihn sicherlich abschrecken.
Jetzt mußte ihr endlich etwas Cooles einfallen.
»Aber es sind deine Eltern«, sagte sie und fand, daß sie einen Elfmeter versenkt hatte.
Es wurde unruhig auf dem Deck um sie herum, und Alissa ergab sich ihrem Schicksal, jetzt auch aufwachen zu müssen.
»Was ist denn?« murmelte sie und drehte sich schwungvoll zu Riccardo herum, dessen Erregung sie noch immer an ihren Pobacken spüren konnte und der bereits dabei war, ihren Rücken zu kraulen.
»Was soll sein?« murmelte er, »Franco ist ertrunken, das Boot ist beschlagnahmt, wir kommen nicht zurück, und jetzt gehen alle zum Frühstück!«
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»Das ist eine gute Idee«, sagte Alissa betont munter. »Ich habe einen Bärenhunger!«
»Dabei finde ich dich gerade so süß.«
Sie lagen sich jetzt gegenüber, die Gesichter nah beieinander.
»Was findest du denn so süß?«
»Deine verwuschelten Haare, deine Veilchenaugen, deinen Mund und deinen Geruch, du riechst so gut. Und du hast den schönsten Po der Welt.«
Den habe ich jetzt eben aus der Schußlinie gebracht, dachte Alissa und grinste schräg. »Ist das dein italienischer Charme, oder meinst du das wirklich so?«
Statt einer Antwort fing Riccardo an, ihren Oberarm zu streicheln, aber sie setzte sich auf. »Ist auch egal«, sie schaute sich nach Kim um, »ich gehe jetzt jedenfalls frühstücken.«
»Wollen wir nicht vielleicht vorher schwimmen gehen?«
startete er einen letzten Versuch.
»Besonders romantisch, ja«, Alissa schälte sich aus ihrer Decke, »vor allem, wenn Franco plötzlich neben einem auftaucht!«
»Was das Meer hat, gibt es nicht mehr her.« Riccardos Tonfall war anzumerken, daß er es aufgegeben hatte.
Gut so, dachte Alissa. Für die nächste Nacht suche ich mir eine andere Ecke oder geh in meine Kabine.
Der Kriegsrat am Tisch war vorangekommen. Marc hatte dem Kapitän gesagt, daß er unbedingt eine aktuelle Boulevardzeitung haben müßte, egal was es koste. Der Kapitän fand, daß wohl nichts gegen einen Landgang sprach, schließlich war nicht die
»Dogukan« beschlagnahmt worden, sondern nur diese
Rennzigarre, und deshalb hatte Ferhat gleich einen von der Crew mit dem Begleitboot losgeschickt.
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»Dauert’s noch lang?« blaffte Marc zwischendurch in
Richtung Deckhaus, wo Ferhat am Tisch saß und zum
Morgenkaffee seine türkische Zeitung las.
»Es dauert so lang, wie’s dauert«, gab Uli dann jedesmal Kontra, was Marc ärgerte.
»Solange ich dieses blöde Blatt nicht gesehen habe, kann ich nichts dazu sagen!«
»Aber du hast doch Phantasie«, warf Anja ein.
»Ich entwerfe Mode, keine Luftschlösser.« Marc verschränkte die Arme zum Zeichen, daß er nichts mehr hören wollte.
Sie rückten zusammen, als sich die ersten Jungen von ihrer Lagerstatt erhoben und zum Tisch kamen, aber Pia gönnte ihnen nur einen Blick: »Wie wär’s mit einem Bad vor dem Frühstück?
Irgendwie seht ihr ziemlich zerknautscht aus!«
Alissa fing sich von Riccardo
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