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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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einer schmalen Feuertreppe, die allerdings im ersten Stockwerk endete und frei in der Luft hing. Chara und Alissa gingen näher an die Hauswand heran und standen abwartend auf staubigem Schutt, zwischen dem graues Gras wuchs.
    »Sehr heimelig«, kommentierte Chara, aber Alissa machte nur
    »pscht«.
    Falk kam um die Ecke, dicht an der Wand entlang, als ob ihn jemand verfolgte und entdecken könnte.
    »Meinen Sie nicht, das ist etwas übertrieben?« empfing ihn Chara und wies auf die Straße. »Jeder Autofahrer kann uns hier sehen und jeder Fußgänger sowieso!«
    »Darum gehen wir ja auch hinters Haus, kommt mit, dann erkläre ich euch, worum es geht!«
    »Er wird uns entführen«, raunte Chara.
    Aber Alissa hatte keinen Sinn für Humor, sie war schon wieder völlig von ihm gefangen. Wie er aussah, dieses Gesicht mit dem männlichen Mund, und wie er sich bewegte, dieser kräftige Gang, sie fand ihn einfach unwiderstehlich, selbst jetzt, wo sie hinter ihm herschlichen und die Situation völlig grotesk war.
    Sie erreichten die Rückseite des Hauses, und Alissa schien es, als würde alles immer noch schmuddeliger. Bauschutt lag rum, obwohl das Haus sicherlich schon vor einigen Jahren
    fertiggestellt worden war, Geräteschuppen aus Blech und Holz verschandelten den Hof, große Abfalleimer und Ansätze eines Kinderspielplatzes, den es hier bereits früher gegeben hatte oder der in einer früheren Planungsphase vorgesehen war. Dahinter die fensterlose hohe Mauer eines weiteren Gebäudes.
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    »Sieht ja verlockend aus«, begann Chara, »und was gibt’s jetzt hier? Ein Picknick?«
    Falk hatte sich nach ihnen umgedreht und überhörte Charas Ironie. »Ich weiß es selbst nicht so richtig. Aber meine Reporternase sagt mir, daß Riccardo ein ziemlich gerissenes Kerlchen ist und nicht wegen eines Modeljobs nach Kreta geflogen ist.«
    »Aber Ihre Reporternase hat die beiden Fotos in die Zeitung gebracht, gehe ich da richtig?«
    »Na ja, das erste Bild war der reine Zufall, ich konnte ja nicht ahnen, daß einer der größten Playboys ausgerechnet bei einem solchen Kinderspielchen abhanden kommt!«
    Chara hatte die Arme verschränkt, Alissa stand neben ihr und fühlte sich wie ein begossener Pudel.
    »Aber dann hat Marc diesen ganzen Mist ja tatsächlich dir zu verdanken! Das kannst du ja gar nicht mehr gutmachen!«
    Sie schaute ihn mit großen Augen an.
    »Doch! Ich mach’s ja gerade gut!« Er hielt Alissas Blick stand. »Dazu brauche ich aber deine Hilfe!«
    »Jetzt schau!« Chara und Falk waren etwa gleich groß, und neben ihm wirkte sie wie eine dünne, sehnige, aber
    sprungbereite Katze.
    Alissa verzog das Gesicht. »Aber so was auch! Laß ihn doch!
    Ich will wenigstens hören, worum es geht!«
    Falk warf Chara einen Blick zu, aus dem zu lesen war, daß er noch überlegte, ob er es überhaupt tun sollte, dann griff er in die hintere Hosentasche seiner Jeans und zog ein zerknittertes Foto heraus.
    »Wenn du den hier siehst, herrscht Alarmstufe Rot«, sagte er dazu und reichte es Alissa. Sie sah einen Mann mit auffallend hellen Augen zu schwarzen Haaren, kantigen Gesichtszügen und 222
    einer Narbe über der Oberlippe. Kein wirklich schönes Gesicht, aber interessant.
    »Was ist mit ihm?«
    »Das ist Anastasios. Nicht der mächtigste Boß im
    Drogengeschäft, aber schon ziemlich einflußreich in dieser Gegend. Man sagt ihm auch grenzüberschreitende Aktivitäten in Richtung Türkei nach.«
    Alissa gab ihm das Bild zurück.
    »Schön! Das weiß jeder Taxifahrer! Und was sollen wir jetzt damit?« Chara hatte nur einen kurzen Blick über Alissas Schulter geworfen.
    Falk trat dicht neben Alissa, was sie elektrisierte, und deutete dann mit dem Zeigefinger auf ein schmales offenes Fenster im zweiten Stock.
    »Siehst du das? Meinst du, du schaffst es, dort
    hineinzukommen? Du bist schmal und wendig - ich habe leider keine Chance!«
    Chara hatte wieder demonstrativ die Arme verschränkt und zog eine Augenbraue hoch. »Und da drin sitzt dann Anastasios und sagt freundlich: ›Hallo, Schätzchen‹?«
    »Laß doch mal!« winkte Alissa ab. Sie schätzte die Höhe des Fensters und betrachtete den Weg dorthin. Jedes Stockwerk hatte so ein schmales Fenster, an das ein Balkon reichte, der um die Ecke des Hauses führte. »Und wozu gehört dieses Fenster?«
    wollte sie wissen. »Ich meine, zu welchem Raum?«
    Falk nickte. »Ich habe das im Erdgeschoß schon überprüft, dahinter ist eine kleine Speisekammer, die sich vermutlich an die

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