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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Oberkörper nach oben. Es war keine Kunst, das Geländer des oberen Balkons zu fassen zu kriegen. Sie suchte sich ein angenehmes, festes Eisenstück, dann zog sie sich hoch und lief gleichzeitig seitlich an der Hausmauer nach oben, bis sie sich mit einem Bein im Geländer einhaken konnte. Wenige
    Sekunden später stand sie sicher auf dem Balkon. Sie war die geborene Einbrecherin, die Katze auf den Dächern von Nizza.
    Sie schaute nach unten, Falk reckte ihr einen Daumen entgegen, und Chara machte das Siegeszeichen. So, jetzt! Sie rieb sich ihre Hände an der Hose trocken, dann kletterte sie, an die Hauswand gelehnt, wieder auf den schmalen Sims. Ihre Schuhe waren gut, sie hatte festen Halt, und sie spürte keine Unsicherheit. Das schmale Fenster war zwar wirklich schmal, aber der Fenstersims war breit genug. Alissa verkniff es sich, nach unten zu sehen, als sie sich jetzt an dem Sims hochzog und sich bäuchlings in das Fenster hängte. Ihr Körper war schon drin, die Beine baumelten doch draußen, aber sehen konnte sie nichts. Der Raum war stockdunkel, und da sie jetzt auch noch die einzige Lichtquelle blockierte, mußte sie sich einfach vorsichtig hineingleiten lassen. Im schlimmsten Fall stand ein wackeliges Regal unter dem Fenster. Aber sie hatte Glück: Es war eine
    Geisterspeisekammer, total leer, genauso wie das ganze Haus.
    Sie ließ sich fallen und hätte fast aufgeschrien, als sie auf etwas Weichem landete. Entsetzt kam sie ins Straucheln, rumpelte gegen die Wand und sah im selben Moment, daß da unten etwas Zusammengeschnürtes lag. Mehr konnte sie nicht erkennen, denn jetzt hörte sie Schritte und sah sich hektisch um. Vor ihr war eine Tür, das konnte ihre Chance sein. Laß sie nach innen aufgehen, betete sie, quetschte sich dahinter und machte sich so flach wie möglich. Die Tür wurde aufgestoßen, es fiel eine breite Lichtbahn herein, und durch den Spalt, der sich zwischen Türrahmen und Türblatt ergab, sah Alissa einen schwarz-229
    haarigen, schwarz gekleideten Mann, und sie spürte, wie ihre Knie zu zittern anfingen, zu deutlich standen ihr die Szenen auf der »Dogukan« noch vor Augen. Sie mußte sich beherrschen und biß sich auf die Lippen. Der Mann fluchte und sagte zu dem Bündel auf dem Boden etwas, das sich selbst in der ihr fremden Sprache deutlich unfreundlich anhörte, dann knallte er die Tür wieder zu. Es war wieder dunkel, doch Alissa hatte genug gesehen. Das Bündel war ein Mensch, ein lebendiger Mann, rundum mit breitem braunem Klebeband zugeschnürt, selbst über dem Mund klebte ein Streifen. Sie stand in der Ecke und kämpfte gegen das pure Grauen und ihren Impuls, einfach durch die Tür abzuhauen. Sie preßte beide Handflächen fest an den rauhen Putz, um sich zu sammeln und zu überlegen, was zu tun sei. Die Gestalt vor ihr begann sich zu regen. Alissa war starr vor Angst, aber allmählich begann ihr Gehirn wieder zu arbeiten. Sie hörte ein Gebrummel, klar, der Mensch konnte mit einem Klebeband über dem Mund ja nicht reden. Ob er
    überhaupt ausreichend Luft bekam? Sie ging langsam in die Hocke, bis sie ihn besser erkennen konnte. Wer war dieser Mensch? War er der Gute, und dort draußen waren die Bösen, oder umgekehrt?
    Wieder das Gebrummel, diesmal heftiger, auch die
    Bewegungen. Er versuchte, auf sie zuzukommen! Instinktiv drückte sie sich fester in ihre Ecke, aber dann siegte ihre Neugierde. Tun konnte er ihr nichts, er konnte sie auch nicht festhalten. Er war wie die berühmten Mafialeichen eingeschnürt, die in den Hafen geworfen wurden.
    Du lieber Himmel, ihr Herz machte einen Satz, und wenn dem so war? Wenn die dort draußen den hier wirklich umbringen wollten? Sie versuchte, sein Gesicht zu erkennen, aber das Licht kam von hinten, und sie erkannte nur seine Umrisse. Dafür grummelte er wieder. Und als ob er ihr Problem verstanden hätte, drehte er sich um, hielt sein Gesicht dem Licht entgegen.
    Alissa glitt langsam an der Wand hoch, dann machte sie einen 230
    großen Schritt nach vorn, und schließlich kniete sie neben ihm nieder.
    »Franco!« sagte sie leise und traute ihren eigenen Augen nicht,
    »aber du bist doch schon tot!«
    Er wackelte mit dem Kopf und brummelte, und Alissa begann den Klebestreifen von seinem Mund zu lösen. Glauben konnte sie noch immer nicht, was sie da sah. »Wie kommst …?«
    »… mach die anderen auch auf, schnell! In meiner rechten Hosentasche ist ein kleines Tasschenmesser, wenn du da drankommst.«
    Unter normalen Umständen wäre es

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