Yakuza Flowers
unangenehm gewesen war, wie bei Hikaru. Der Mann hatte eine Art andere zu betrachten, dass man sich augenblicklich beschmutzt fühlte.
„Jiro ist nicht hier.“ Gabriel kam an den Couchtisch und stellte die Flasche mit der Lotion auf die Glasplatte. Das Handtuch, mit dem er sich die Haare trocken gerubbelt hatte, warf er über die Schulter.
„Ich weiß, dass er nicht da ist. Ich bin auch nicht wegen ihm hier, sondern wegen dir.“ Hikaru lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Diese Selbstsicherheit begann an Gabriels Selbstbeherrschung zu kratzen. Sein Magen zog sich leicht zusammen, während die Frage nach dem ‚Warum’ durch seinen Kopf geisterte. Hikaru hatte es sich bequem gemacht und Gabriel war sich sicher, dass er erst gehen würde, wenn er das losgeworden war, was er zu sagen hatte. Trotzdem konnte er sich keinen Grund für Hikarus Besuch vorstellen.
„Ich wüsste nicht, was wir beide miteinander zu tun haben sollten.“ Es fiel ihm schwer, ruhig und unbeteiligt zu wirken. Die Angst kroch ihm über den Rücken hinauf, ließ seine Kopfhaut kribbeln. Bevor er noch am Ende zu zittern anfing, beschloss er, sich auf die Couch zu setzen. Wann kam Jiro wohl zurück? Es war aber auch zu dumm, dass er selbst den Hausangestellten zur Post geschickt hatte. Gewiss wäre es besser gewesen, nicht alleine mit Hikaru in der Wohnung zu sein. Die Leibwächter ließen zwar nur diejenigen hinein, die sie kannten, aber sie saßen draußen vor der Tür und bekamen nicht mit, was hier drin geschah. Jetzt musste er diesen Besuch alleine durchstehen. Die Gnadenlosigkeit, die er in Hikarus Augen sah, ließ ihn nichts Gutes ahnen.
„Was sollte daran so erstaunlich sein, dass ich wegen dir gekommen bin und nicht wegen Jiro? Hätte ich ihn treffen wollen, hätte ich einen Zeitpunkt gewählt, an dem er ganz sicher hier gewesen wäre.“ Diese Bemerkung machte klar, dass Hikaru diese Zeit abgepasst hatte, was das ungute Gefühl in Gabriel nur noch verstärkte. Die Antwort auf die Frage, was Jiro von einem zweisamen Treffen zwischen ihm und Hikaru halten würde, war nur zu einfach zu erraten. Schon nach der ersten Begegnung zu dritt hatte Jiro klipp und klar gesagt, dass er nach Möglichkeit Hikarus Gesellschaft meiden sollte. Damals hatte es Gabriel als Eifersucht abgetan, aber je mehr er über Hikaru gehört hatte, desto klüger war ihm Jiros Wunsch erschienen.
„Aber um dich nicht weiter auf die Folter zu spannen … Ich will mit dir über deine Beziehung zu Jiro sprechen.“ Bei dieser Ankündigung hatte Gabriel das Gefühl, ihm würde sich der Magen umdrehen. Er musste blass geworden sein, denn auf Hikarus Lippen wuchs ein Lächeln. „Dir scheint also klar zu sein, dass er nicht ewig seine Position wird halten können. Vor allem jetzt, wo du an seiner Seite bist. Wegen dir wird er langsam weich und beginnt Fehler zu machen. Wobei du selbst schon sein erster Fehler warst.“
Hikarus Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Gabriels Ruhe löste sich in Nichts auf. Es kostete ihn einiges, keinen offenen Ärger über diese Bemerkung zu zeigen.
„Ich glaube nicht, dass Jiro mich als einen Fehler ansehen würde“, sagte er eisig und unterdrückte weitere Worte, die ihm die Kehle hochsteigen wollten. Wie konnte es dieser Kerl nur wagen, hierher zu kommen und Derartiges zu äußern! Immerhin war Gabriel kein Spielzeug und er mischte sich auch nicht in Jiros Arbeit ein. Ganz gleich, was er von dieser halten mochte, hatte er sich gleich zu Anfang ihrer Ankunft auferlegt, darüber nichts wissen zu wollen. Vielleicht war das etwas blauäugig gewesen, aber er hatte mit diesem Teil von Jiros Leben einfach nichts zu tun haben wollen. Dass Hikaru ihm nun so etwas unterstellte, machte ihn wütend.
„Nur weil er es noch nicht sieht, heißt das noch lange nicht, dass es nicht der Fall ist.“ Hikaru schien sich bei diesem Gespräch bestens zu amüsieren. Er zog die Augenbrauen hoch und blickte Gabriel unschuldig an. „Er hat dich hierher gebracht, lässt dich in seinem Apartment leben, gewährt dir tiefe Einblicke in seine Arbeit. All das ist nicht sonderlich klug von ihm. Du könntest uns allen ziemlich gefährlich werden, falls du irgendwann auf die Idee kommen solltest, ihn zu verlassen und in dein früheres Leben zurückzukehren.“ Von dieser Seite hatte Gabriel ihr Zusammenleben gar nicht betrachtet. Mit Unwohlsein stellte er fest, dass Hikaru durchaus recht haben konnte. Wer konnte schon sagen, wie lange seine
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