Yakuza Flowers
damit für einen direkten Angriff. Gabriel war klar gewesen, dass der Moment irgendwann kommen würde. Irgendwann mussten sie alle Karten auf den Tisch legen und sich eingestehen, ob ihre Beziehung nun funktionierte oder eben nicht. Nur hatte Gabriel jetzt gerade das Gefühl, dass es zwischen ihnen nicht lief. Zuviel Fragen waren nicht gestellt worden und zu viele Antworten waren nicht gegeben worden. Er wusste sehr genau, dass Jiro ihm etwas verschwieg , allerdings h atte er keine Ahnung, was es war und das machte ihn ängstlich und gereizt.
„Es waren nur ein paar Belanglosigkeiten.“ Jiro antwortete so ausweichend, dass Gabriels Anspannung weiter anstieg.
„Was für Belanglosigkeiten?“ Er wollte ihn nicht ausweichen lassen, selbst wenn das bedeutete, dass er gnadenlos nachbohren musste.
„Warum fragst du mich so aus? Wir haben nur geredet, weil ich dachte, dass du vielleicht etwas Zeit mit Vincent alleine verbringen willst.“ Die Verteidigung war nicht zu überhören und sie bestätigte Gabriel in seiner Annahme, dass Jiro etwas vor ihm verbarg, was ganz sicher nicht positiv war.
„Seit Tagen schon verkriechst du dich und jetzt sogar mit Kira. Du hast dich gestern und auch heute mit ihm abgeseilt. Selbst jetzt habt ihr euer Gespräch unterbrochen, als Vincent und ich gekommen sind. Ganz davon abgesehen, dass du mir nicht gesagt hast, dass ihr heute Morgen miteinander telefoniert habt ...“ Als Jiro bei dem Vorwurf die Lippen aufeinander presste, wusste Gabriel, das s Vincent recht gehabt hatte.
„Es stimmt also“, murmelte Gabriel trocken und versuchte einen klaren Kopf zu behalten. Doch es fiel ihm schwer. „Ich nehme an, dass du mir nicht sagen willst, worüber ihr geredet habt.“
„Das ist nicht so, wie es aussieht.“ Wieder eine Rechtfertigung, aber Gabriel wollte keine mehr hören. Er hatte genug davon, nicht informiert zu sein und zuzusehen, wie alle Belange über seinen Kopf hinweg entschieden wurden.
„Ach? Wie sieht es denn aus? Welche Lüge willst du mir jetzt auftischen, um mich zu beruhigen und in Sicherheit zu wiegen?“ Gabriel fühlte regelrecht, wie ihn die Nerven verließe n und er wurde immer lauter. „Wenn du dich von mir trennen willst, dann sag es einfach und gut ist! Ich bin erwachsen und ich ertrage es, wenn man mich nicht mehr will!“ Er würde es nicht ertragen. Er war diesem Mann Hals über Kopf in ein anderes Land gefolgt. Er hatte alles zurückgelassen, weil er sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Doch ihr gemeinsames Luftschloss hatte kein Fundament und begann in sich zusammenzufallen. Nur hatte Gabriel das vorher nicht sehen wollen. Wie ein Dummkopf hatte er gehofft, dass es zwischen ihnen laufen würde, dass sie die Schwierigkeiten irgendwie bewältigen würden. Aber es war nichts gut geworden. Es war immer schlimmer geworden und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Gabriel, wie es war, jemanden zu verlieren, den man liebte. ‚Wäre ich doch von dem Mist verschont geblieben‘, dachte er voller Bitterkeit.
„Was redest du für einen Unsinn? Ich will mich nicht von dir trennen und das solltest du auch wissen.“ Jiro kam zu Gabriel und nahm sein Gesicht in die Hände. Vor einigen Tagen hätte Gabriel diese Geste schön gefunden. Nun empfand er sie als hohle Beruhigung, der man nicht trauen konnte. Seine Unsicherheit war schon viel zu tief in ihn gedrungen.
„Dann sag mir, was du mit Kira besprochen hast.“ Gabriel hatte vor der Antwort Angst, aber er musste es wissen. Es war eine Probe, ob Jiro ihm noch immer das gleiche Vertrauen entgegenbrachte, wie er es in London getan hatte. Doch sein Gelieber blieb stumm.
„Ich kann es dir nicht sagen.“ Jiros Worte waren wie ein Schlag. Der eindringliche Blick verwandelte Gabriels Magen in einen Eisklumpen und er stieß Jiros Hände von sich. Ihm war, als würde er sich jeden Moment übergeben müssen. „Gabriel …“ Weiter ließ Gabriel Jiro allerdings gar nicht erst kommen.
„Ich will nichts mehr hören. Wenn du mir nicht die Wahrheit sagen kannst, dann will ich deine Lügen nicht hören“, warf er Jiro entgegen und wich einen Schritt zurück, als Jiro ihn noch einmal berühren wollte.
„Ich lüge dich nicht an, aber du musst –“ Wieder kam Jiro nicht weiter, denn Gabriel unterbrach ihn abermals schroff.
„Ich muss gar nichts!“, schrie er ihn an und dieses Mal war er sich ganz sicher, dass man ihn im ganzen Haus hören konnte. „Ich bin keiner von deinen Handlangern, mit denen du nach
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