Yakuza Flowers
zu bleiben, als es nötig war. Hikaru dagegen schien sich Zeit lassen zu wollen. Er machte Gabriel einen Drink, den er ihm reichte. Gabriel wollte nichts trinken, aber er wollte das Gespräch nicht gleich mit einer Ablehnung beginnen. Hikaru setzte sich ihm gegenüber hin und schaffte damit eine Distanz zwischen ihnen, die Gabriel etwas erleichterte. Es war nicht schwer zu erraten, dass Hikaru Gabriels Nervosität genoss und sich darum soviel Zeit ließ. Gabriel allerdings wollte ihm diese Genugtuung nicht gönnen, weswegen er sich betont lässig zurücklehnte und mit dem Glas in den Händen spielte.
„Nun? Oder willst du mich mit Schweigen zu Tode langweilen?“ Es war ganz sicher nicht klug, so mit Hikaru zu reden. Aber Gabriel wollte nicht eingeschüchtert wirken, nur weil er sich in Hikarus Wohnung befand. Dazu kamnoch : Niemand w usste, dass er überhaupt hier war. Sollte Hikaru versuchen, ihm etwas anzutun, würde ihn weder Jiro noch sonst jemand retten können. Kurzum, Gabriel hatte sich Hikaru gedankenlos ausgeliefert.
„Das wird kaum nötig sein. Immerhi n ist Jiro schon auf dem besten Weg sich und dich gleich mit ins Jenseits zu befördern.“ Man konnte sehen, wie Hikaru diesen Satz genoss. Gabriel dagegen lief es eiskalt den Rücken hinunter und da er dazu nichts sagte, sprach Hikaru weiter.
„Das erstaunt mich jetzt. Ich hätte etwas mehr Emotion von dir erwartet. Nach dem, was ich von dir gesehen und gehört habe, dachte ich wirklich, es würde nun mehr kommen. Bei unserem letzten Gespräch warst du jedenfalls nicht so sehr um Worte verlegen.“ Er machte eine kleine Pause und nahm einen Schluck von seinem eigenen Drink. Gabriels Kehle dagegen war wie zugeschnürt. Würde es etwa auf das Gleiche hinauslaufen, wie bei ihrem letzten Treffen, bei dem Jiro noch in letzter Sekunde aufgetaucht war?
„Ich hatte das Vergnügen vor einigen Tagen mit Mr. Steward zu sprechen. Er hatte einige sehr interessante Dinge über dich zu berichten und natürlich auch über Jiro. Über dich äußerte er sich etwas weniger schmeichelhaft, als über seinen Ex-Liebhaber. Du erinnerst dich sicherlich noch an ihn, nicht wahr?“
Martin, fuhr es Gabriel entsetzt durch den Sinn. Seine Abneigung gegen den Galeristen beruhte auf Gegenseitigkeit. Das war nichts, was Gabriel wirklich überrascht hätte. Viel mehr verblüffte ihn die Tatsache, dass Martin so dumm war, seine Privatangelegenheiten mit jemandem wie Hikaru zu diskutieren. Er musste doch wissen, dass er damit auch Jiro schaden würde. Vielleicht verfolgte Martin aber auch die Fährte, dass, wenn er Jiro nicht haben konnte, ihn auch kein anderer bekommen sollte.
„Ist dir eigentlich klar, dass Jiro wegen dir fast ein Geschäft mit ihm hat platzen lassen? Ein sehr wichtiges Geschäft für uns. Einzig Martins sentimentalem Gehabe hast du es zu verdanken, dass Jiro nach seiner Rückkehr einen Erfolg zu verbuchen hatte. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Jiro sich in Schwierigkeiten bringen würde und das hat er nun. Alles wegen dir, mein Lieber.“ Hikarus Lächeln wurde bösartig und Gabriel noch unsicherer, als er ohnehin schon war. Er verstand nicht, was der andere meinte, aber er wurde gleich weiter aufgeklärt. „Indem er deinen Freund Vincent am Leben ließ, hat er sich einem direkten Befehl von Takanawa widersetzt. Ich glaube, ich muss dir nicht erklären, was das für ihn und damit auch für dich für Folgen haben wird.“
Gabriel wusste nicht, was ihn mehr erschreckte: dass Jiro kurz davor war, bei seinem Boss in Ungnade zu fallen, was seinen Tod bedeuten würde, oder dass er den Befehl bekommen hatte, Vincent zu töten. Ihm wurde schwindelig.
„Willst du nicht etwas trinken? Du siehst reichlich blass aus, mein Lieber.“ Hikarus Fürsorglichkeit tropfte nur so vor Schadenfreude. „Deiner Reaktion entnehme ich, dass du von all dem nichts gewusst hast“, redete er ungnädig weiter. „Es tut mir leid, dass gerade ich dir so unerfreuliche Nachrichten beibringen muss. Auf der anderen Seite bietet sich dir die Gelegenheit, deine Sachen zu packen und abzuhauen. Noch hättest du genug Zeit dich abzusetzen. Ich an deiner Stelle würde es tun.“
Gabriel konnte sich nur zu gut vorstellen, warum Hikaru ihm diesen Vorschlag machte. Würde Gabriel ohne ein Wort gehen, würde er als Sicherheitsrisiko für den Takanawa Clan angesehen werden. Damit gäbe es noch einen weiteren Grund, Jiro aus dem Weg zu räumen.
„Das ist nicht wahr“,
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