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Yakuza Flowers

Yakuza Flowers

Titel: Yakuza Flowers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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damit einverstanden?“ Kira war nichts anderes eingefallen, um die Situation zu entschärfen. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, Vincent anlügen zu müssen und warum die Sache nicht aufklären, wenn Gabriel wieder da wäre? Früher oder später würde die ganze Angelegenheit ohnehin ans Tageslicht kommen.
    Von Vincent kam eine ganze Weile gar nichts. Die Sekunden zogen sich hin, und als Kira schon dachte, dass Vincent ablehnen würde, drehte er sich doch zu ihm um und nickte. Diese Nacht würde er sich noch gedulden, dachte Kira erleichtert. Aber morgen würde er das fordern, was Kira ihm versprochen hatte und davor graute es ihm schon jetzt ein wenig.
    „Einverstanden. Aber dann auch wirklich alles.“ Sie wussten beide, dass Vincents Antwort mehr als entgegenkommend war. Dennoch blieb der unangenehme Beigeschmack, dass Vincent ihn verdächtigte, mit Jiro eine Affäre zu haben. Kira entschied sich Vincent nicht zu bitten, mit zurück ins Schlafzimmer zu kommen. Er wollte den Bogen nicht überspannen. Schon, dass Vincent überhaupt bis Morgen warten wollte, war mehr als Kira erwartet hatte.
    „Gute Nacht Vincent“, sagte er noch und verließ das Gästezimmer. In dieser Nacht schliefen sie getrennt.
     
    Der nächste Morgen war angespannt. Nicht einmal die Nachricht, dass sie Gabriel am Abend abholen konnten, vermochte die Atmosphäre zu lockern. Vincent bestand darauf mitzukommen, und Kira stellte sich nicht gegen seinen Wunsch. Er hatte die Nacht über schlecht geschlafen, weil die Sorge, dass Vincent sich am Ende doch von ihm trennen könnte, an ihm genagt hatte. Dazu kam, dass Vincent sich nicht aus seinem emotionalen Schneckenhaus hervorholen ließ, ganz gleich, was er tat. Mit seiner Bitte um etwas Zeit hatte er Vincent wieder etwas aus seinem Leben geschoben und genau das ließ ihn Vincent den ganzen Tag fühlen.
    Diese Erkenntnis war für Kira sehr bitter, denn er hatte sich viel zu schnell an Vincents Leichtigkeit gewöhnt. Sie hatte Kiras eigenes Leben sehr angenehm gemacht. Bei ihrem Kennenlernen hatte Vincent nach und nach viel von Kiras Geheimnissen erfahren. Nun waren neue dazu gekommen und er konnte sie Vincent nicht mitteilen, was ihn sehr belastete.
    „Ich habe eben mit Jiro gesprochen. Er holt uns gegen 19 Uhr ab“, sagte Kira unsicher. Er war in der Tür zum Tatamiraum stehen geblieben und betrachtete Vincents Profil, wie er am niedrigen Tisch saß und etwas schrieb. Vor noch nicht mal vierundzwanzig Stunden wäre Kira noch zu ihm gegangen, hätte sich an ihn gelehnt und ihm beim Schreiben beobachtet. Jetzt war er sich nicht sicher, ob Vincent das überhaupt dulden würde.
    „Ist gut, ich werde dann fertig sein.“ Diese kurz angebundene Antwort ließ Kira schlucken. Sollte er gehen oder nachhaken? Er entschied sich für das Zweite, denn schweigen hätte bedeutet aufzugeben.
    „Bist du wütend auf mich?“ Vorsichtig betrat er den Raum und ging zu Vincent, um sich neben ihn hinzuknien. Das hatte allerdings zur Folge, dass Vincent seinen Stift zur Seite legte und sehr bewusst ausatmete. Erst danach schenkte er Kira einen Blick aus seinen braunen Augen.
    „Habe ich denn einen Grund, wütend auf dich zu sein?“ Die lauernde Gegenfrage ließ Kira nicht gerade wohl werden. Bevor er jedoch zu einer Antwort ansetzen konnte, fuhr Vincent weiter fort: „Du sagst mir nicht die Wahrheit. Erbittest dir Zeit, um dir wahrscheinlich irgendwelche Ausreden zurechtzulegen und bist obendrein mit einer der Gründe, warum Gabriel weggelaufen ist. Sollte ich also wütend sein?“
    Es traf Kira wie ein Peitschenhieb und er konnte nichts anderes tun, als Vincent sprachlos anzusehen. Er war sonst selten um Worte verlegen, doch jetzt wusste er nichts, was er darauf antworten sollte. So hatte er Vincent noch nie erlebt und die Furcht, dass sein Liebhaber ernsthaft in Erwägung zog, ihm das nicht zu verzeihen, wurde von solchen Aussagen nur noch mehr genährt.
    „Ich habe dir nie einen Grund gegeben, mir zu misstrauen. Du dagegen gibst mir genau jetzt so einen Grund. Kannst du mir sagen, warum ich dein Vertrauen nicht verdient habe?“ Vincents harte Stimme wurde weicher und verzweifelter. „Ich weiß nicht, was du mir verheimlichst, aber ganz gleich, was es ist, es wäre mir lieber, es jetzt zu wissen, als rätseln zu müssen. Du kannst mir glauben, dass Gabriel es in Jiros Fall auch lieber gewesen wäre.“
    Manchmal dachte Kira, dass Vincent viel zu gut für diese Welt war. Immer versuchte er die Schuld nicht

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