Yakuza Flowers
auf eine einzige Person abzuladen und selbst jetzt bemühte er sich, sachlich zu bleiben. Dabei hatte er allen Grund im Zorn mit Kira Schluss zu machen.
„Du weißt, dass ich dir vertraue, aber Jiro wollte nicht –“ Bevor Kira den Grund nennen konnte, legte ihm Vincent einen Finger auf die Lippen.
„Ich habe dir versprochen zu warten, bis Gabriel wieder da ist und das werde ich auch. Sag mir dann aber auch wirklich die Wahrheit und keine Ausflüchte mehr.“
Kira blieb nichts anderes übrig als zu nicken. Dann ließ er Vincent wieder alleine. Jetzt hatte er keine Angst mehr, es Vincent später nicht mehr sagen zu können. Nun hatte er Sorge, dass er bis zum Abend nicht mehr würde schweigen können.
Jiro holte sie am Abend ab. Er teilte ihnen mit, dass sie Gabriel beim Tokyo Tower abholen konnten. Kira sah sofort, dass Vincent die Sache langsam durchschaute, mischte sich aber zum Glück nicht ein. Allerdings machte es das alles für Kira nicht unbedingt einfacher, der sich von Vincents Blicken durchlöchert fühlte. Um ihn nicht noch misstrauischer zu machen, hatte Kira ebenfalls den Erstaunten gespielt. Wobei ihm genauso klar wie Jiro war, warum Hikaru diesen Platz für das Treffen ausgesucht hatte. Am Tokyo Tower gab es einen wunderbaren großen Park, der zu dieser Jahreszeit und Uhrzeit nicht gerade stark besucht sein würde.
Es war bereits dunkel und keiner von ihnen sprach, als sie den vereinbarten Treffpunkt erreichten. Alle drei hatten ihre Hände in den Jackentaschen vergraben und schwiegen. Wäre Vincent nicht dabei gewesen, hätte Kira Jiro gerne gefragt, was sie tun sollten, wenn Hikaru sein Wort nicht hielt. Immerhin hatte sich der Mann bis dato nicht gerade als Jiros Freund erwiesen. Kira konnte sich nur zu leicht ausmalen, dass er wahrscheinlich eine unangenehme Überraschung für sie bereithielt. Keiner von Kiras fragenden Blicken erreichte Jiro, der auf den Parkplatz vor dem Tokyo Tower starrte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich zwei schwarze Limousinen vorfuhren.
Es stiegen acht Männer aus. Unter ihnen war nicht nur Hikaru, sondern auch Gabriel. Schon von Weitem sah man, dass er gestützt werden musste. Seine Schritte waren schwankend.
Von Vincent war ein leises Schnaufen zu hören, was wohl Verstehen verkünden sollte. Spätestens jetzt musste auch ihm klar geworden sein, was hier los was, dachte Kira bitter. Er wünschte sich fast, dass sie Vincent zu Hause gelassen hätten. Aber darauf hätte sich Vincent sicherlich nie eingelassen.
Kiras Anspannung wuchs, nicht weil er Gabriels schwankenden Gang sah, sondern wegen der Männer, die zu der Gruppe gehörten. Fast alle hatten ihre Hände in den Jackentaschen verborgen und das konnte in Kiras Augen nichts Gutes bedeuten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Vincent sich in Bewegung setzen wollte, um Gabriel in Empfang zu nehmen. In letzter Sekunde konnte Kira ihn noch zurückhalten und andeutungsweise den Kopf schütteln. Vincents Miene verdüsterte sich, aber er fügte sich.
„Sieh einer an, du bist nicht alleine gekommen.“ Hikaru wirkte heiter, aber Kira gefiel ganz und gar nicht, wie er Vincent musterte. „Hast du ihn mitgenommen, um deinen Auftrag hier vor meinen Augen zu beenden? Dafür wäre es jetzt etwas zu spät.“
In Kira begann es zu kochen, weil Hikaru so über Vincent sprach. Selbst wenn Vincent nicht verstand, was über ihn gesagt wurde, ärgerte es Kira nicht weniger.
„Und Kira hast du auch mitgebracht.“
Kira erwiderte seinen Blick kühl, als er angesprochen wurde. „Leider hatte ich nicht die Gelegenheit, dich auf der Bühne zu sehen, aber vielleicht werde ich das noch nachholen.“ Der Spott war unüberhörbar, doch Kira entschied sich, nichts dazu zu sagen. Die Situation war ohnehin schon aufgeheizt und Jiro wirkte wie eine angespannte Sprungfeder.
„Wir sind nicht hier, um Höflichkeitsfloskeln mit dir auszutauschen“, sagte Jiro so ungerührt, dass es Kira eiskalt den Rücken runter lief. Diesen Tonfall hatte er von ihm noch nie gehört.
„Lass Gabriel los und wir gehen jeder unserer Wege.“ Der drohende Unterton ließ Kira sich fragen, ob Jiro überhaupt noch erfasste, in was für einer Gefahr sie schwebten. Wenn Hikaru wollte, konnte er sie alle umbringen und das ohne größere Schwierigkeiten oder lästige Zeugen.
„Ach ja, Gabriel.“ Hikaru seufzte und warf einen kurzen Blick zu Gabriel, der selbst durch die kalte Luft nicht klarer geworden war. „Dabei bin ich mir nicht
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