Yakuza Flowers
dass Jiro und Kira Brüder waren.
Aus Tagen, die leise dahin flossen, wurden zwei Wochen und Gabriels Zustand begann sich doch langsam zu ändern. Trotzdem war er zu einem Schatten seiner Selbst geworden und Vincent vermochte in ihm kaum noch seinen Freund von früher zu erkennen. Sie verlegten sich auf Spaziergänge im Garten, um nicht mehr im Gästezimmer zu sitzen. Vincent deutete es als ein gutes Zeichen, dass Gabriel wieder an die frische Luft wollte. Die Hoffnung, dass er sic h irgendwann ganz f angen und irgendwann vergessen würde, begann zu keimen.
„Ich möchte morgen zurück nach London fliegen“, sagte er eines schönen Nachmittags im Garten und setzte sich auf eine Bank. Unweit von ihnen war ein Teich, in dem es jedoch keine Fische gab.
„Schon morgen? So plötzlich?“ Vincent war ehrlich überrascht, da er nicht damit gerechnet hatte, dass Gabriel so ganz ohne Vorwarnung beschließen würde, nach London zurückzukehren. „Aber wenn du willst, ist es kein Problem. Ich kann meine Sachen innerhalb von einer Stunde packen.“ Für ihn stand selbstverständlich fest, dass er Gabriel nicht alleine gehen lassen würde. Noch brauchte sein Freund jemanden in seiner Nähe, selbst wenn er äußerlich stabil wirkte.
„Nein. Ich möchte alleine fliegen und du … du solltest besser hier bleiben. Bei Kira.“ Gabriels Ruhe machte ihm Angst. Es war ja schön, dass er sich gefangen hatte, aber diese neue Ausgeglichenheit schien einen Tropfen Selbstzerstörung in sich zu bergen, die Vincent nicht geheuer war.
„Ich will dich aber nicht alleine gehen lassen“, sagte er schließlich stur, wie ein bockiges Kind, das sich mit Dingen nicht abfinden wollte. Das brachte ihm ein mattes Lächeln von Gabriel ein.
„Sei nicht albern, Vincent. Was willst du in London machen? Wieder als freiberuflicher Kolumnist arbeiten und dich finanziell von Monat zu Monat hangeln? Du könntest endlich dein Buch zu Ende schreiben, weil du hier die Ruhe und Zeit hättest. Außerdem wäre Kira in deiner Nähe.“ Das war der erste Hinweis darauf, dass Vincents Beziehung noch immer weiter ging und er sich um diese auch kümmern musste, wenn es laufen sollte.
„Und was willst du dann alleine in London machen?“ Noch war Vincent nicht bereit einfach s o Gabriels Willen nachzugeben. Konnte er überhaupt verantworten, dass er alleine flog? Würde er ihn damit nicht im Stich lassen?
Von Gabriel kam ein leichtes Schulterzucken. „Arbeiten. Leben“, antwortete er und sah wieder zum Teich. „Das Leben muss weitergehen, Vincent, und auch wenn ich es lieber anders gehabt hätte, ich kann es nicht ändern.“
Vincent sah, dass Gabriel Tränen in die Augen stiegen. Doch Gabriel zwinkerte sie fort. „Mach nicht den gleichen Fehler wie ich und lass dich nicht von Kleinigkeiten von deinem Weg abbringen. Wenn du glücklich mit Kira bist, dann halt es fest, denn es könnte so schnell vorbei sein.“
„Du bist aber keine Kleinigkeit für mich!“ Er wusste, dass Gabriel nicht das meinte, aber es änderte nichts daran, dass Vincent sich nicht wohlfühlte, ihn alle ine in London zu wissen. Gl eichzeitig war ihm klar, dass Gabriel recht hatte. Wenn er ginge, würde seine Beziehung zu Kira nicht ewig halten. Die Entfernung zwischen ihnen würde irgendwann alles kaputtmachen und das wollte Vincent nicht. Es war eine schwere Wahl, denn er wurde gezwungen, sich zwischen Kira und Gabriel zu entscheiden. Es war eine Entscheidung, die er am liebsten niemals getroffen hätte, aber wie es aussah, musste er sie fällen, ob er nun wollte oder nicht.
„Du kannst mich jederzeit besuchen kommen.“ Gabriel schlug nicht vor, dass auch er hierher zurückkommen könnte, und Vincent konnte ihm das nicht verdenken. Wer wäre schon gerne an jenen Ort zurückgekehrt, an dem der Mann, den man liebte, sein Leben gelassen hatte? Aus diesem Grund war es Vincent auch unmöglich, Gabriel noch ein weiteres Mal zum Bleiben aufzufordern. Ein solches Opfer konnte er von ihm einfach nicht verlangen.
„Dir ist schon klar, dass du mir verdammt fehlen wirst?“ Vincents Frage kam mit halb erstickter Stimme, obwohl er sich bemühte, nicht sentimental zu werden.
„Ja, und du wirst mir sehr fehlen.“ Gabriel schloss Vincent in die Arme. Seit ihrer gemeinsamen Nacht hatten sie nur wenige Berührungen ausgetauscht, umso schöner fühlte sich diese Umarmung an.
Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und Gabriel stand auf, um ins Haus zu gehen. Vincent blieb auf der
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