Yakuza Flowers
erheben. Eigentlich hatte Vincent nicht mehr die geringste Lust noch etwas zu hören, aber der Schreck saß und seine Beine wollten nicht so wie er.
„Es ist verdammt schwer dir zu glauben, wenn ich alle naselang eine Lüge entdecke.“ Dass er sich gerade sehr unfair verhielt, war Vincent klar, aber er konnte nicht mehr. Er hatte sich wirklich bemüht alles ruhen zu lassen. Er hatte nicht mehr nach dem Geheimnis zwischen Jiro und Kira gefragt, aber wenn man ihm so etwas an den Kopf warf, dann war auch seine Geduld am Ende.
„Ich habe dich nicht angelogen. Bitte, Vincent, hör mir zu, damit ich es d ir begreiflich machen kann.“ Kira machte nicht den Eindruck, als würde er ihn eher gehen lassen, bis er sich hatte erklären dürfen. Mit einem Schnaufen setzte er sich wieder hin und zeigte damit, dass Kira beginnen konnte.
„Als wir uns in London getroffen hatten, wusste ich auch noch nicht, was mit meinem Bruder war. Ich habe es erst an dem Tag erfahren, als er mit Gabriel ins Theater kam.“
Vincent erinnerte sich daran, wie schweigsam und zugeknöpft Kira gewesen war. Damals hatte er das alles auf Gabriels plötzliches Auftauchen geschoben und auf sein eigenes Verhalten, seinem guten Freund gegenüber.
„Mir war nicht klar, was aus Jiro geworden ist. Wenn ich gewusst hätte, dass er es soweit gebracht hat, glaubst du nicht, dass ich ihn gleich um Hilfe bei der Suche nach Gabriel gefragt hätte?“
„Aber als ich dir sagte, dass Gabriels Freund Jiro heißt, hätte es doch klingeln müssen“, fuhr Vincent dazwischen, der nun alles wissen wollte, und zwar vom Anfang bis zum Ende. Von Kira kam auf die Frage hin jedoch erst nur ein Seufzen.
„Nein, hätte es nicht, da Jiro nicht der Name meines Bruders war. Ich habe damals nicht gewusst, dass er seinen Namen geändert hat. Erst nach einem Gespräch mit ihm wurde mir klar, dass er es damals war, der das Theater von den Schutzgelderpressungen ausgenommen hatte. Er war auch der Grund, warum ich mich bedeckt halten sollte, damit niemand dahinter kommt, dass wir verwandt sind.“ Kira stockte und Vincent begriff, dass eine solche Verbindung Kira in unmittelbare Gefahr gebracht hätte. Genauso wie Gabriel in Gefahr geraten war.
„Ich hatte angenommen, dass Jiro nach seinem Verschwinden nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Aber das stimmte nicht. Zwar hielt er Abstand, aber auch seine Hand über mich und das Theater, was unsere Eltern uns hinterlassen hatten. Ich war sehr wütend auf ihn, Vincent. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich ihn lieber als Fremden hier im Haus haben und nicht die Wahrheit sagen wollte. Aber er wollte alles auch nicht komplizierter machen und bat mich, dir und Gabriel nichts zu sagen.“
Das war schon starker Tobak, den Vincent da vorgesetzt bekam und er wusste nicht, ob er wütend oder erschüttert sein sollte. Fast wäre es ihm lieber, wenn die beiden ehemalige Liebhaber gewesen wären. Zumindest wäre ihm das nicht ganz so phantastisch vorgekommen, wie das, was er nun zu hören bekam.
„Gabriel und mir wäre es doch egal gewesen! Ihr hättet es uns sagen sollen, anstatt es zu verbergen. Das war doch noch lange kein Grund …“, weiter kam Vincent nicht, da Kira ihn unterbrach.
„Nein, wäre es das Einzige gewesen, würde ich dir vollkommen zustimmen, aber es ging auch darum, dass Jiro den Takanawa Clan verlassen wollte. So etwas ist sehr schwierig, Vincent. Eigentlich schon fast unmöglich und als er mich bat ihm dabei zu helfen, blieb mir keine andere Wahl. Er wollte nicht, dass Gabriel davon erfuhr, denn falls etwas schief ging, sollte er sich keine Selbstvorwürfe machen, weil Jiro wegen ihm aussteigen wollte. Verstehst du, warum wir euch das eine und damit auch das andere nicht sagen konnten? Es ist besser, wenn Gabriel das alles für einen fürchterlichen Zufall hält und nicht damit belastet wird zu wissen, dass Jiro das alles nur für ihn getan hat.“ Nachdem Kira geendet hatte, war sich Vincent nicht ganz sicher, ob er selbst noch durchblickte, oder ob er überhaupt durchblicken wollte.
„Es ist wirklich besser, wenn er es nicht erfährt.“ Diese Entscheidung fiel ihm nicht leicht, denn er wollte Gabriel nicht bevormunden. Aber Kira hatte durchaus recht. „Es würde jetzt ohnehin nichts mehr ändern und es geht Gabriel schon schlecht genug.“ Nun würde er diese Bürde alleine tragen müssen, denn dass Gabriel es wirklich niemals erfahren durfte, lag auf der Hand.
Es war besser, wenn niemand wusste,
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