Yakuza Flowers
nachdem Jiro ihn auf die Bank gesetzt hatte, legte er einen Arm um seine Schultern. Dieses Mal umfing Gabriel Jiros Körper u nd presste den Kopf an seine Schulter. Die warmen Tränen hinterließen dunkle Flecken auf Jiros Jackett, aber das war kaum von Belang in dem Moment.
„Warum in aller Welt hast du mich glauben lassen, dass du tot wärst? Und wo warst du die letzten zwei Wochen? Warum hast du dich nicht gemeldet? Ich habe wegen dir wie ein Hund gelitten ...“ Trotz der Vorwürfe fühlte Jiro Wärme in sich aufsteigen. Alles, was er riskiert hatte, verlor an Bedeutung, weil Gabriel um ihn getrauert hatte. Ihm etwas zu bedeuten, war Jiros Glück. Der tränennasse Blick, den Gabriel ihm schenkte, stach ihm ins Herz. So heftig hatte er ihn nicht verletzen wollen. Es würde schwer werden alles zu erklären, um Gabriels Zorn zu besänftigen.
„Eins nach dem anderen.“ Jiro wollte in Ruhe und nacheinander alles erzählen, selbst wenn er schon jetzt ahnte, dass Gabriel ihm immer mit Fragen dazwischen fahren würde. „Ich wollte dich nicht glauben lassen, dass ich tot bin, aber es gab keine andere Wahl. Denn falls alles schief gegangen wäre, wollte ich dich nicht doppelt leiden lassen.“ Von Gabriel kam ein Laut, der wie ein Fluchen klang.
„Und was ist ‚das alles‘ gewesen?“, fragte Gabriel, ohne dass er die Augen von Jiro genommen hätte. Natürlich wollte er nun Antworten haben und Jiro war bereit, ihm diese zu geben – ohne sich irgendwelche Hintertürchen offen zu halten. Allerdings blieb fraglich, ob das alles Gabriel als Begründung genügen würde.
„Erinnerst du dich noch an den Vorfall mit Hikaru, als ich fast zu spät gekommen wäre? Das war der Abend, an dem mir klar wurde, dass ich dich früher oder später in Gefahr bringen würde. Hikaru hätte dich niemals in Ruhe gelassen und das alles nur, um mich zu quälen. Nicht einmal, wenn ich den Clan verlassen hätte, wären wir vor ihm sicher gewesen.“ Jiro machte eine Pause und stellte mit Erleichterung fest, dass Gabriel ihm wirklich zuhörte und die Lage wohl auch durchaus verstand. Er hatte sich etwas von Jiro gelöst und sich mit dem Pulloverärmel über die Augen gewischt. Es tat Jiro weh, ihn so zu sehen, aber bevor Jiro nicht alles erklärt hatte, würde sich Gabriel sicher nicht noch einmal umarmen lassen.
„Auch Takanawa-san hätte meinen Abschied nicht einfach hingenommen“, erklärte Jiro weiter, wurde allerdings gleich von Gabriel unterbrochen.
„Aber warum? Er schien dich doch gerne zu haben. Warum hätte er dich dann nicht gehen lassen sollen und Hikaru verbieten, etwas zu unternehmen?“ Gabriels Miene war angespannt und Jiro konnte sich nur zu gut ausmalen, dass Gabriel in Takanawa einen freundlichen, älteren Herrn sah und nicht mehr. Aber Jiro kannte ihn besser und er hatte mehr als nur diese eine freundliche Seite von ihm zu spüren bekommen.
„Außerdem hätten wir fortgehen können. Zurück nach London …“ Gabriel sagte dies ganz leise, und Jiro wusste, dass er selbst diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hatte.
„Weil man seine rechte Hand nicht einfach so gehen lässt, Gabriel. Ein Yakuza kann nicht einfach von einem Tag auf den anderen aufhören ein Yakuza zu sein. Diese Haut streift man nicht einfach ab.“ So bitter es auch war, es war die Wahrheit und Jiro hatte sie auf schmerzliche Weise kennengelernt, als er sich mit dem Gedanken an einen Ausstieg befasst. „Aber für dich wollte ich es tun, Gabriel. Ich wollte dafür sorgen, dass weder du noch ich uns auf der Straße umsehen müssen. Dass wir nicht gezwungen sind, uns zu fragen, wann unser Leben vielleicht beendet werden könnte.“ Jiros Hände griffen einfach nach Gabriels, die sich ganz kalt in seinen anfühlten. Wie sehr er es vermisst hatte, ihn zu berühren. Die ärgerliche Distanz war noch immer zwischen ihnen und nagte sichtlich an Gabriel.
„Und jetzt sind wir in Sicherheit?“ Gabriels Hände waren so angespannt, als würde er an diese Möglichkeit selbst nicht glauben. Jiro nickte rasch, um die Befürchtungen seines Geliebten zu zerstreuen.
„Ja, wir sind in Sicherheit. Uns kann nichts mehr passieren.“ Der Preis für diese Freiheit war nicht gering gewesen. Aber für Jiro war Gabriel unbezahlbar und darum hatte er sich auf alles eingelassen. Gabriels wachsamer Blick kündigte schon die nächste Frage an.
„Was … was musstest du dafür tun?“ Endlich drückte auch er Jiros Hände. Wie schwer es für Gabriel war, das zu
Weitere Kostenlose Bücher