Yakuza Flowers
Hier kann er alleine sein, wenn er es möchte und wenn er im Garten spazieren geht, können wir ihn immer im Auge behalten.“ Kira blieb stur und Vincent konnte nicht abstreiten, dass seine Wohnung sicher nicht der optimale Ort war, um Gabriel trauern zu lassen. Einen kurzen Moment dachte er sogar daran Gabriels geschiedene Eltern zu kontaktieren, aber das verwarf er gleich wieder. Gabriels Kontakt zu ihnen war nie der Beste gewesen und dann hätte er ihnen noch die ganze Angelegenheit erklären müssen, was nun wirklich zu schwierig war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich geschlagen zu geben.
„Einverstanden. Dann bleiben wir hier. Zumindest solange, bis es Gabriel besser geht.“ Wie lange das allerdings dauern konnte und sollte, wusste Vincent nicht. Gemessen an dem Zustand, in dem Gabriel sich gerade befand, würde es wohl sehr lange dauern.
In den nächsten Tagen veränderte sich Gabriels Stimmung nicht, weswegen Kira einen Arzt kommen ließ. Vincents Groll gegen Kira schwand mit jedem Tag etwas mehr. Nicht nur, weil er sich um Gabriel kümmerte, sondern auch, weil er Vincent das Geheimnis hatte verraten wollen. Aber Vincent wollte es nicht mehr wissen. Was immer es auch war, es würde an dem, was geschehen war, nichts mehr ändern.
Leider fielen Kiras Bemühungen bei Gabriel nicht gerade auf fruchtbaren Boden und auch Vincents Mühen wurden zumeist nicht beachtet.
Nach einem weiteren Arztbesuch saßen Vincent und Kira auf der Veranda des Hauses und blickten in den Garten, in dem die Bäume nach der langen Winterphase erwachten. So lange würde es bis zur Kirschblütenzeit nicht mehr dauern, aber noch hielt die Kälte alles in strenger Hand.
„Was meinte der Arzt, wann es Gabriel besser gehen wird?“ Vincent fragte schon zum dritten Mal, denn er konnte sich auf die Antwort nicht konzentrieren. Für ihn fühlte sich das alles nach wie vor wie ein Alptraum an, aus welchem er nicht erwachen konnte. Er hatte das Haus seit jener Nacht nicht verlassen, und Kira hatte die Hälfte seiner Vorstellungen abgesagt, um bei Vincent und Gabriel sein zu können.
Vincent beneidete Kira, dass dieser sich zumindest soweit beherrschen konnte, um seiner Arbeit nachgehen zu können. Während Vincent nicht ein Stück hatte schreiben können. Wie ein Schatten schlich er Gabriel durchs Haus nach, stets auf der Hut, dass er nichts Dummes tat.
„Es geht ihm doch schon besser. Immerhin hat er aufgehört ständig zu weinen und der Arzt meinte, dass er sich nach und nach fangen wird.“ Man wollte ihnen Hoffnungen machen, aber bei Vincent versagten diese kläglich.
„Ich befürchte eher, dass er nur deswegen nicht mehr weint, weil er einfach keine Tränen mehr hat.“
„So solltest du nicht denken“, wies ihn Kira zurecht. „Das alles war ein Schock für ihn und nicht nur für ihn, sondern auch für uns.“ Kiras Stimme zitterte leicht, als er das sagte, und das veranlasste Vincent die Aufmerksamkeit von den Bäumen zu Kira zu lenken. Sein Liebhaber saß reichlich mitgenommen neben ihm. Seit dem Vorfall waren nur wenige Berührungen zwischen ihnen zustande gekommen und Intimitäten ganz eingestellt worden.
„Dich hat es auch sehr mitgenommen“, stellte Vincent nach einem Moment der Stille fest und dachte schon, dass es Kira abstreiten würde. Zu seiner Überraschung nickte er jedoch. Bei Vincent löste das ein leichtes Ziehen in der Brust aus.
„Ja, das hat es, weil Jiro mein Bruder war.“ Diese Eröffnung schlug wie eine Bombe in Vincents ohnehin schon malträtierten Verstand ein. Erst wollte er fragen, ob das ein schlechter Scherz sei, aber es genügte nur ein Blick auf Kira, um zu wissen, dass er nicht log. Warum hatten sie ihnen das nicht verraten?
„War das euer Geheimnis?“ Es fiel Vincent wirklich schwer, eine körperliche Reaktion zu unterdrücken, die sich als nervöser Magen manifestieren wollte. Nach der stummen Bestätigung fuhr sich Vincent mit der Hand durchs Haar und machte mehrmals den Mund auf und zu, bevor er Worte fand, die er aussprechen konnte.
„Warum hast du mir das nicht gesagt? Außerdem hast du mir in London doch erzählt, dass dein Bruder verschwunden wäre. Du sagtest, dass du nicht weißt, wo er wäre und dass du ihn jahrelang nicht gesehen hättest!“ Ärger stieg in Vincent auf und nur die Tatsache, dass Gabriel ihn hören könnte, zwang ihn seine Stimme zu mäßigen.
„Das war auch keine Lüge.“ Kira griff hastig nach Vincents Ärmel, der gerade dabei war sich zu
Weitere Kostenlose Bücher