Yakuza Flowers
dennoch war es jede Mühe wert gewesen, nur um ein ruhiges Leben mit Gabriel haben zu können. Das Glück ihn wiederzusehen, wurde allerdings von der Frage überschattet, ob Gabriel ihm verzeihen würde, verzeihen konnte.
Es bis zu einem vorgetäuschten Tod zu treiben und sich danach wochenlang nicht zu melden, obwohl man noch lebte, war nichts, was man mit einer banalen Entschuldigung wieder gut machen konnte. Trotzdem war es nicht anders gegangen. Nicht einmal Kira hatte er mitteilen dürfen, ob er noch lebte oder nicht. Jiro hatte sich ganz still verhalten müssen, bis alles bis ins letzte Detail geklärt worden war. Nun war er zwar frei und doch musste er bangen, dass alles umsonst gewesen sein könnte, wenn Gabriel ihm nicht verzieh.
Jiros Schritte wurden langsamer, je näher er kam. Er hatte die Hälfte des Weges hinter sich, da drehte Gabriel sich zu ihm. Ein kleiner Windstoß zerzauste Gabriel die Haare, die er jedoch nicht wieder in Ordnung brachte. Selbst auf diese Entfernung konnte Jiro den Schrecken auf Gabriels Zügen erkennen. Erst war da Entsetzen, dann Überraschung, die Gabriel sich in Bewegung setzen ließ. Seine am Anfang unsicheren Schritte wurden schneller, während Jiro sich nicht zu rühren wagte. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, wie sich Freude auf Gabriels Zügen ausbreitete, die jedoch just in dem Moment, als Gabriel ihn erreichte, in Ärger umschlug.
„Gabriel –“, weiter kam Jiro nicht, da ihn die nicht gerade schwache Faust seines Liebsten in den Magen traf. Jiros Körper krümmte sich und er musste nach Luft ringen, ohne den Blick von Gabriel zu lassen.
„Wie konntest du mir so etwas antun, du verdammtes Arschloch!“, brauste Gabriel auf. Da war nicht nur Zorn in den unfreundlichen Worten, sondern auch verzweifelte Erleichterung. Das reichte aus, um Jiros Mundwinkel nach oben zu ziehen.
„Ich freue mich auch, dich wiederzusehen“, keuchte er und richtete sich mühsam auf. Dieses Mal konnte er Gabriels Faust ausweichen. Er packte ihn am Handgelenk und verdrehte ihm den Arm auf den Rücken, wenn auch nicht fest genug, um ihm wirklich wehzutun. „Beruhige dich.“
Gabriel war wütend und das zurecht, doch es würde kaum etwas bringen, wenn Jiro sich von ihm schlagen ließ. Besser war es die Situation zügig zu entschärfen.
„Mich beruhigen? Ich soll mich beruhigen?“ Wäre Gabriel ein Drache gewesen, er hätte sicher Feuer gespien. „Ich habe geglaubt, dass du tot bist und ich habe um dich geweint und –“ Dann war es still. Gabriels Schultern begannen zu zucken und Jiro entließ ihn wieder aus seinem Griff. Stattdessen schloss er ihn sacht in die Arme, auch wenn Gabriel zuerst versuchte seine zärtliche Geste abzuwimmeln.
„Rühr mich nicht an“, blaffte er Jiro an, der die Arme jedoch nicht fortnahm, sondern sie noch fester um Gabriel schlang. Es würde nicht leicht werden Gabriels Zorn zu besänftigen, immerhin hatte er ihm etwas wirklich Grausames angetan. Allerdings waren die Wahlmöglichkeiten ziemlich begrenzt gewesen.
„Beruhige dich und hör mir bitte zu.“ In so einem Zustand hatte Jiro Gabriel noch nie gesehen, umso mehr versuchte er ruhig zu sprechen. Es machte ihm klar, dass er schleunigst auf den Punkt kommen musste, wenn er keinen neuerlichen, verzweifelten Wutanfall seitens Gabriel heraufbeschwören wollte.
„Warum sollte ich so einem Lügner wie dir zuhören? Du hast mich angelogen, mich an der Nase herumgeführt und mich obendrein glauben lassen, dass du tot wärst. Ich glaube nicht, dass du es verdient hast, dass ich dir zuhöre. Eher hast du es verdient, dass ich dir noch eine reinhaue.“ Dass Gabriel es nicht tat und sich auch nicht mehr aus der Umarmung zu befreien versuchte, war für Jiro ein Zeichen, dass die Erleichterung über sein Leben größer war, als die Wut über seine Lügen.
„Ich weiß, dass du sauer bist, aber ich kann dir alles erklären, wenn du mich lässt“, wiederholte Jiro sanft und konnte selbst nicht so recht fassen, wie fuchsteufelswild Gabriel werden konnte. Einen solchen Ausbruch hatte er seinem Geliebten nicht zugetraut, nicht einmal nach ihrem letzten Streit. Da war Gabriel immerhin verletzt gewesen, aber er war nicht handgreiflich geworden. Er bereute etwas, dass er sich nicht zumindest bei Kira gemeldet hatte. Doch er hatte es als besser empfunden, dass alle glauben sollten, er wäre tot, falls etwas schief liefe. Z weimal mussten sie seinen Tod dann nicht betrauern.
Gabriel weinte und
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