Yakuza Flowers
ihnen befand sich ein Go -Spiel. Kiras Erklärung, welche Züge möglich waren und welche nicht, verstummte, als sie hörten, dass jemand eintrat. Bevor Jiro sich allerdings überlegen konnte, was er zu seinem unvermittelt Auftauchen sagen sollte, wandte Kira auch schon sein Gesicht ab und sah wieder auf das Spielbrett.
„Wir haben euch schon vorhin im Garten gesehen“, sagte er ganz nebenbei und verschob einen Stein. Doch während Kira beherrscht sprach, saß Vincent kerzengerade da und starrte Jiro an. Wobei seine Blicke immer wieder auch zu Gabriel huschten, als würde er erraten wollen, ob Gabriel nun glücklich oder wütend über Jiros Auftauchen war. Sobald er sich allerdings vergewissert hatte, dass sein Freund Jiro nicht zum Abschuss freigegeben hatte, schenkte er Jiro ein gezwungenes Lächeln, das der erwiderte.
„Wir dachten, dass ihr euch erst alleine unterhalten solltet.“
Nein, Vincent würde ihm nicht so einfach verzeihen, Jiro konnte es ihm nicht verübeln. Aber er bewunderte Vincent dafür, dass dieser die Beherrschung wahrte und keinem Impuls nachgab. Ob er selbst so ruhig hätte bleiben können, wenn jemand einem von ihm geliebten Menschen so wehgetan hatte, bezweifelte er. Jiro hatte Vincent als einen emotionalen Mann kennengelernt. Dass er sich jetzt Gabriel zuliebe beherrschte, und Jiro machte sich in diesem Punkt keine Illusionen, war schon lobenswert.
Es folgte eine sehr knappe Erklärung der Ereignisse und dann schien alles gut zu sein. Zumindest oberflächlich. Wahrscheinlich würden sich die Wogen nicht so schnell glätten. Jiro war schon dafür dankbar, dass sich alle anderen bemühten, ihm nicht die Hölle heißzumachen. Mehr konnte er von ihnen nicht erwarten. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal das verdient und dennoch … Er sah zu Kira, der den Willen gezeigt hatte, sich mit ihm zu vertragen, dann zu Vincent, der ihm verziehen hatte, dass er Gabriel in Gefahr gebracht hatte und schließlich zu Gabriel selbst, der ihm trotz allem eine Chance gab. Konnte er da noch mehr verlangen? Nein, ganz sicher nicht.
Jiro war überrascht, wie einfach und harmonisch sich der Nachmittag entwickelte und auch, dass sich niemand mehr nach seinem vorgetäuschten Tod erkundigte. Oder wissen wollte, was nun genau passiert war. Wahrscheinlich war die Neugierde vorhanden, aber die Tatsache, dass Gabriel mit der Situation umgehen konnte, brachte die beiden anderen Männer zum Schweigen.
Viel später, kurz vor dem Abendessen, als Vincent und Gabriel sich an dem Go -Spiel versuchten, saßen Kira und Jiro etwas entfernt von ihnen und betrachteten sie.
„Ist er sehr wütend auf dich gewesen?“, fragte Kira leise, nachdem ihnen die belanglosen Themen ausgegangen waren. Er sah ihn nicht an, sondern blickte auf Vincent, der die Stirn gerunzelt hatte und über seinen nächsten Spielzug grübelte. Wenn Jiro in Kiras Gesicht blickte, dann wusste er, wem er zu verdanken hatte, dass Vincent ihn nicht gleich wieder zum Teufel gejagt hatte.
„Ziemlich. Ich glaube, er ist es noch immer, aber die Erleichterung scheint gerade zu überwiegen.“ Jiro betrachtete Gabriel, wie dieser sich über das Spielbrett beugte und dabei eine Haarsträhne hinters Ohr schob. Er biss sich auf die Unterlippe und schon alleine dieser Anblick ließ Jiros Herz schneller schlagen. Von der kommenden Nacht wollte er sich dennoch nicht zuviel versprechen.
„Du hattest viel Glück, dass er dir verziehen hat. Das ist dir doch klar, oder? Ich hätte dir nicht so einfach verziehen.“ Wie immer schaffte es Kira, Jiro die Augenbrauen hochziehen zu lassen.
„Aber du hast mir jetzt doch verziehen, nicht wahr?“ Eigentlich hatte er gedacht, dass Kira es getan hätte. Doch nun, wo sie auf das Thema zu sprechen kamen, war sich Jiro nicht mehr sicher. Was folgte, war eine beunruhigend lange Pause, bis Kira sich schließlich doch zu einer Antwort durchrang.
„Ja, ich habe dir verziehen“, erklärte er etwas unwillig und warf Jiro einen leicht gereizten Blick zu. „Aber glaub nicht, dass ich das wegen dir getan habe. Ich habe dir nur wegen ihm verziehen.“ Mit diesen Worten deutete er auf Gabriel. „Irgendwas muss er an dir finden und vielleicht hast du dich gebesser t und bist wert, dass man dir verzeiht.“
Jiro nickte. Auch er konnte nur hoffen, dass es nun gut werden würde.
Kapitel 9
Gabriel
Die erste Woche nach Jiros Heimkehr verlief etwas seltsam und schon beinahe peinlich. Irgendwie passten alle auf, dem anderen nicht
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