YANKO - Die Geschichte eines Roma
kann ich nicht wegbleiben.” Yanko sah Keith vorwurfsvoll an. Keith nickte mit dem Kopf und war fest entschlossen genau das zu tun. „So machen wir das! Du musst dahin! Keine Widerrede!” Yanko musste schließlich ein wenig lachen und schüttelte leicht den Kopf. „Großer Bruder hat gesprochen!” „Komm jetzt, du alter Sturkopf!”
Sie tranken noch einen Schluck Kaffee und standen dann auf.
S o hatte er es in Erinnerung. Das besondere Licht der Ägäis. Das Meer funkelte, und er fühlte sich sofort zu Hause. Keith schien es genauso zu gehen, denn er grinste zufrieden in die Sonne.
Mykonos. Aus einer kleinen Taverne am Hafen strömte ihnen griechische Musik entgegen und erfüllte ihre Herzen mit Erinnerungen. Yanko und Keith waren am Hafen und gingen an Bord eines kleinen Schiffes. Ein paar wenige andere Touristen versammelten sich auch an Bord und kurz darauf legte das Schiff ab.
Sie standen an der Reling und konnten den Anblick kaum erwarten. Bald darauf sahen sie dann die Umrisse der kleine Insel, die sie besuchen wollten. „Wow! Da ist sie!”, rief Yanko voller Begeisterung und freute sich wie ein kleiner Junge. „Wunderschön!“, konnte Keith nur sagen und war tief beeindruckt von dem Anblick, den die kleine Insel da vorne im Meer bot. Er selbst war noch nie hier gewesen. „Jetzt weißt du, woher dein Bruder seine Schönheit hat...“, flachste Yanko und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Keith haute seinem Bruder leicht in die Seite und lachte. „Ich dachte, wahre Schönheit kommt von innen...”, konterte Keith und dachte dabei, dass sein Bruder ja wirklich gut aussah und bezweifelte kurz, dass seine inneren Werte seiner äußeren Erscheinung standhalten konnten. „Wenn man dort ist, ist die Insel ja auch nicht so schön. Nur von weitem wirkt ihr Charme, und wenn man sie länger kennt, entdeckt man auch ihre Tiefe...”, sagte Yanko, wie wenn er Keiths Gedanken gelesen hätte und dem Zweifel kein Futter bieten wollte. „Hört an, hört an! Ich wusste gar nicht, dass du so philosophisch reden kannst...”, witzelte Keith und wusste natürlich sehr wohl, dass sein Bruder absolut innere Werte hatte, vielleicht waren die sogar mehr wert, als seine eigenen. Welche waren das eigentlich?
„Hurensohn, verdammter!“, hörte er Yanko daraufhin sagen. „Verdammter, griechischer Roma!“, gab Keith ihm prompt zurück und war einfach nur glücklich darüber hier zu sein. Yanko legte einen Arm um Keith und zog ihn runter, und dann schubsten sie sich brüderlich hin und her.
Nachdem das Schiff angelegt hatte, gingen sie von Bord und spazierten zu den Ruinen hinüber. In der Nähe der Ruinen setzten sie sich auf einen Stein und blinzelten auf das Meer hinaus. „In den Geschichtsbüchern steht, dass auf dieser Insel niemals jemand geboren wurde.”, bemerkte Keith und versuchte sich vorzustellen, wie das damals wohl abgelaufen sein mochte. „Wie gut, dass damals kein Geschichtsschreiber dabei war.”, grinste Yanko und zündete sich eine Zigarette an.
Heute ging es ihm so richtig gut, und er fühlte sich ruhig und war gut gelaunt. „Mum hätte ihn wahrscheinlich eigenhändig umgebracht...”, ergänzte Keith, und beide mussten bei dieser Vorstellung herzhaft lachen. „Damals hast du wenigstens keinen Krankenhausschock erlitten.”, stellte Keith fest und war fast ein bisschen neidisch auf seinen Bruder. „Trotzdem hasse ich sie! Dieses Krankenhaus hier ist allerdings wirklich viel besser!“, stellte Yanko überzeugt fest und ließ sich rückwärts auf den Boden fallen und tat so, als ob er verletzt wäre. Keith lachte und setzte sich neben ihn. Plötzlich drehte er Yanko auf die Seite und schlug ihm ein paar Mal kräftig auf den Allerwertesten und rief dabei: „Atmen, Junge, na komm schon, atmen!!! Ja, so ist es fein!!!” Yanko bekam vor lauter lachen einen Hustenanfall. Er setzte sich wieder auf, und da bemerkten sie, dass sie schon von ein paar Touristen skeptisch beobachtet wurden. Daher beschlossen sie schnell wieder aufzustehen.
Sie klopften sich lachend den Staub aus der Hose und gingen um die Ruinen herum zu einer Stelle, an der noch die Überreste eines Baumes zu sehen waren. Yanko kniete sichhin und strich mit der Hand über den Boden. „Ich glaube, hier war es!”, sagte er und stand wieder auf. Keith sah auf das Meer hinaus und wieder zu seinem Bruder. „Ja, ich glaube auch! Kein Wunder, dass du die Freiheit so liebst!“, bemerkte er liebevoll und spürte, dass er seinen Bruder
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