YANKO - Die Geschichte eines Roma
auch noch so verrückt!“, sagte Keith eindringlich und hoffte, dass Yanko es auch glaubte. Yanko lachte etwas, war aber eigentlich total gerührt. „Hör auf, sonst fang’ ich noch an zu heulen!“, sagte er und stand auf, weil er auf die Toilette musste. Keith sah ihm kopfschüttelnd und grinsend hinterher.Als Yanko wieder zurück war, fragte ihn Keith: „Bist du eigentlich zur 250 Jahrfeier wieder in Sheddy?” „Ich denke, ja... Warum?”, antwortete Yanko und hatte das Gefühl jemand bohre eine Faust in seinen Magen. „Nur so. Das wird bestimmt toll! Da kommen mit Sicherheit alle, die schon mal irgendetwas mit Sheddy zu tun hatten.“, freute sich Keith schon und trank darauf einen Schluck Wein. „Ja...“, sagte Yanko leise und versuchte krampfhaft nicht daran zu denken, dass Ron sehr wahrscheinlich dort auch auftauchen würde.
Keith verstand überhaupt nicht, warum Yanko nur so knapp darauf eingegangen war. Er schaute ihn kurz prüfend an und bemerkte, dass Yanko plötzlich bedrückt aussah, denn er wurde auf einmal nervös, war in sich gekehrt und sein Blick verschleierte sich. Gedankenverloren stocherte Yanko mit einer Gabel in den Oliven herum.
„Was ist, freust du dich nicht auf das Fest? Du bist doch sonst so eine Festnase!” „Doch... Ja... Kann es kaum abwarten!“, murmelte Yanko. „Eines haben Delos und du wirklich gemeinsam... Eine Insel spricht auch nicht über ihre Gefühle...“, versuchte Keith ihn zum Reden zu bringen. Yanko legte seine Gabel hin und sah seinen Bruder an. „Dass ich das von dir erwarte, heißt nicht, dass ich es besser kann!”, sagte er und war plötzlich genervt. Was sollte er ihm denn nun schon wieder sagen? Dass er überhaupt nicht weiß, wie er mit der ganzen Ron-Geschichte umgehen soll? Dass er gar nichts im Griff hat und sich plötzlich schlagartig leer und ausgelaugt fühlt? Dass er am liebsten in die nächste Bar gehen würde, um sich die Gedanken aus dem Kopf zu saufen. Klar, er wusste, dass er sich hinterher meistens besser fühlte, wenn er dann geredet hatte, aber wie so oft brachte er einfach kein Wort heraus. Sie verloren sich irgendwo zwischen Gehirn und Zunge. Und wenn jemand, so wie jetzt, von ihm erwartete, dass er seine Gefühle preisgab, ging überhaupt nichts.
„Du sollst ja auch keine Vorlesung halten! Wenn du jetzt nicht redest, wird mir schlecht, und ich geh’ gleich kotzen! Ich spüre doch, dass dich was bedrückt und nicht erst seit wir hier sind, und es ist auch nicht Fam, das kenne ich...” hörte er Keith sagen und seine Wut löste etwas in seinem Herzen, und Yanko atmete tief durch.
„Was machst du, wenn dein Herz zwei komplett entgegengesetzte Wege gehen will?”, fragte er seinen Bruder dann. Keith sah Yanko prüfend an und überlegte. Dann hatte er eine Vermutung. „Ron?!... Naja, der wird wohl auch zu dem Fest kommen!” Yanko nickte langsam. „Ja, wahrscheinlich... Und ich kriege es nicht hin ihn loszulassen. Ich denke an ihn, ich träume von ihm, und ich vermisse ihn.“, murmelte er leise. „Ich habe es mir gedacht... Das ist vielleicht deine zweite...“, sagte Keith vorsichtig. „Zweite was?” „Große Liebe...”
Yanko rückte sich in seinem Stuhl zurecht und versuchte seine Gefühle irgendwie wieder in den Griff zu bekommen. „Ich könnte jetzt einen Whisky gebrauchen!“, sagte er und wäre beinahe aufgestanden. „Nein, du musst dann eben beiden Wegen folgen, auch wenn es erst mal unmöglich erscheint!”, entschied Keith, obwohl er gerade ein bisschen geschockt darüber war, was ihm Yanko eben erzählt hatte. Er dachte die Sache mit Ron wäre längst vorbei, aber offensichtlich war dem nicht so, und wenn er so Yanko ansah, wusste er genau, dass das noch sehr tief saß.
„Das hab’ ich doch schon! Es geht nicht! Ich kann ihm nicht treu sein, und Ron erträgt das nicht, was ich ja auch verstehen kann.” „Du verurteilst dich selbst! Du stehst nicht zu dir!”, erwiderte Keith, und es brach ihm das Herz mitzubekommen, dass Yanko offensichtlich sehr darunter litt.
„Jeder wusste Bescheid, ich habe niemanden angelogen oder hintergangen!” „Ja, aber nochmal: Du verurteilst dich selbst, weil du es selbst nicht für gut findest mit zwei Menschengleichzeitig zusammen zu sein! Dein Ideal ist es nur mit einem Menschen zusammen zu sein, so wie mit Fam damals. Richtig?” „Ja...”, gab Yanko nach einer Weile leise zu. Er trank einen Schluck Wasser und versuchte sich zusammenzureißen. „Liebst du ihn
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