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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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in die Stille. „Nein, ich nicht. Mala hat mal so was gesagt... Aber für mich ist es so weit weg. Und du?“ „Ich hab’ mal davon geträumt...“, sagte Keith nachdenklich. „Ist es vielleicht das was du willst? SAN DANA?“, fragte Yanko ihn neugierig. „Ich weiß nicht! Es war ja nur ein Traum!... Du warst auch dabei!“ „Jesus, Keith!! Dazu müssten wir im Lotto gewinnen!”, lachte Yanko auf und stupste seinen Bruder in die Seite. „Ich denke, wenn wir es wirklich wollten, dann würden wir bestimmt einen Weg finden! Aber jetzt vergiss den Quatsch!”, antwortete Keith schnell und drückte die Zigarette mit seinem Schuh aus. Yanko sagte noch: „Ja!” und stand auf. Er ging ein Stückchen abseits, drehte sich nach einer Weile um und schaute zu Keith hinüber, der immer noch auf dem Baumstumpf saß.
    Plötzlich sah er es vor sich, wie sie als kleine Jungs, er war damals sechs und Keith acht Jahre alt gewesen, in der Manege für eine Vorstellung geübt hatten. Sie hatten die Pferde galoppieren lassen und dabei versucht gleichzeitig auf je ein Pferd aufzuspringen. Nach einer Weile hatten sie es auchgeschafft und dabei gar nicht bemerkt, dass ihr Vater zugeschaut hatte. Der kam dann völlig begeistert, klatschend in die Manege gelaufen und freute sich wie ein Schneekönig über seine Jungs. Yanko konnte sich genau daran erinnern, wie die Stimme seines Vater klang, als er zu ihnen sagte: „Ihr macht das großartig! Ich bin so stolz auf euch!“ Er wusste noch genau, dass sie über beide Ohren gestrahlt hatten. „Ihr werdet mal große Artisten! Und eines Tages, wenn der Zirkus mal euch gehört, werdet ihr für eure Pferdeshow weltberühmt sein!”, hatte er noch euphorisch hinzugefügt. Und er dachte daran, wie oft sie spätabends im leeren Zelt im Sägemehl mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken gelegen, und es einfach still genossen hatten dort zu liegen. Das hatten sie auch noch an jenem allerletzten Abend getan.
    Am späteren Abend saßen Yanko und Keith in einem der kleinen Lokale in der Stadt an einem kleinen Tisch und aßen verschiedene Tapas. Keith hatte sich einen Rotwein bestellt, und Yanko trank Wasser. „Vielleicht sollten wir mal nachforschen, ob hier noch ein paar Leute von früher wohnen.”, warf Yanko ins Gespräch. „An wen denkst du da so?” „Fernando z.B., oder Miguel unser Messermann, oder Juliano von den Musikern...” „Weißt du ihre Nachnamen noch?” „Hmm... Fernando... Fernando... Alvarez, oder so? Und Miguel... Scheiße... Miguel... Verdammt, wie hieß der noch?“, überlegte Yanko krampfhaft und war sehr verwundert, dass er tatsächlich die Namen vergessen hatte. „Ich glaube, Miguel hatte keinen anderen Namen. Das war doch auch so ein Findling!“ Sie fingen an zu lachen und konnten sich gar nicht mehr einkriegen.“ „Findling... Ja, da gab es einige... Oh Mann!“, lachte Yanko. „Der Juliano war doch aus Deutschland, oder nicht?“, grübelte Keith. „Ja, und Sinti!“ „Multikulti!“ „Ich seh’ schon, das wird bestimmt nichtleicht hier noch jemand von denen zu finden. Wir sollten mal bei einem Zirkus nachfragen, oder so!” Keith nickte und nahm einen großen Schluck Rotwein. „Hej Cowboy, ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt! Das ist zwar auf der einen Seite echt hart hier zu sein mit all den Erinnerungen, aber es tut auch verdammt gut! Und es ist klasse, dass du auch hier bist!”, sagte Keith und grinste seinen Bruder an. „Gleichfalls, alter Zigeuner!”, gab Yanko zurück. Sie prosteten sich zu und erzählten sich gegenseitig alle lustigen Geschichten, die sie noch von damals wussten und lachten dabei noch bis tief in die Nacht hinein.
    Am nächsten Tag fuhren sie in ein kleines Dorf im Landesinneren. Sie hatten gehört, dass es dort ein Zigeunerfest geben sollte, und als sie dort ankamen, war das Fest schon voll im Gange. Es wurde getanzt, und ein paar Gitanos spielten und sangen herrlichen Flamenco. In der Mitte des Platzes wurde ein Hammel über einem großen Grill gedreht, und spielende Kinder rannten unaufhörlich wild durcheinander. Yanko und Keith schlenderten umher und genossen die Atmosphäre. Sie sogen die Energie auf und spürten dabei erst, wie leer und ausgepowert sie eigentlich waren.
    Sie blieben die ganzen zwei Tage bis das Fest zu Ende war und fragten sich, wie sie es nur solange ohne solche Feste ausgehalten hatten. Yanko erschrak fast, denn er hatte sie sogar irgendwie schon vergessen gehabt.
    In der nächsten

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